Alain Chevallier 4: Die Piraten der Strasse (All Normalausgabe Einzelalbum)
Ich hatte ja nur ganz flüchtige Erinnerungen an Rolf Thomsen, fand aber die Idee, eine zweite Rennfahrerserie zu haben zu Michel Vaillant, so wie Comanche zu Blueberry :D, irgendwie schick. Aber natürlich haut das nicht hin. Mit Alain Chevallier bleibt Duchateau ganz schön weit hinter seinen besten Werken zurück und der trashige Charme von Denayer könnte mir gefallen, nur leider ist Alain Chevallier nicht wirklich eine zweite Rennfahrerserie. Das sind Krimis. Und speziell dieser 4. Band hat eine Story, die sich fast ausschließlich in Sprechblasen erzählt. Insgesamt kommt bis zum Ende noch die ein oder andere Actionszene daher, aber insgesamt ist das ein drastischer Talking Heads-Band. Und damit leider ganz schön langweilig. In einem Sammelband könnten die anderen Abenteuer da noch was reißen, aber so für sich betrachtet ist der Band ganz gewaltig im Minusbereich.
Die Draufgänger 1: Hochspannung (Die Draufgänger GA Band 1 von Kult)
Vielleicht hatten beide schon zu viel mit den Draufgängern zu tun, als sie Chevallier 4 machten, denn hier kommen die flotten Bilder, die beim anderen fehlen. Und die Actionszenen. Und der Humor. Und der Spaß beim Lesen. Es ist nicht ganz zu eruieren - dank fehlender VÖ-Details bei Chevallier - wie parallel die beiden Bände genau erschienen, aber nur mal angenommen, dass sie wirklich zeitgleich zu Beginn 1975 erschienen, kann man ihnen bei Chevallier durchaus Lieblosigkeit vorwerfen, während die Draufgänger alle künstlerische Zuwendung erhielten.
Al ist ein Klon von Chevallier und Brock ein ungehobelter Klotz. Im direkten Vergleich zu Chevallier ist das Gold. Inhaltlich und zeichnerisch. Und doch fehlt es auch hier an Niveau. Man bekommt aber üppigen Ausgleich. Action bis zum Abwinken, durchaus gute Bilder, die bei Chevallier von Beginn an fehlten, mehr Klasse, weniger Farbkasten und deutlich wendungsreichere Kapitel im ganzen Storyverlauf. Textlich, also in den Dialogen, fällt die Buddy-Komödie dann schon wieder auf unteres Level zurück.
So richtig retten lässt sich der Ruf von Denayer und Duchateau mit diesen beiden Bänden nicht. Was aber klar ist: mit diesen beiden Bänden beweist sich das hohe Niveau von Rick Master, Blueberry, Vaillant, Morgan und Co.! Es wird ja immer schnell mal gesagt, dass die Zeichner und Autoren sich in ihrer aktiven Zeit nicht als Künstler verstanden, aber im Vergleich zeigt sich sehr deutlich, wie hoch der Anspruch von Hermann, Giraud, Graton und Tibet an sich selbst dann doch gewesen ist im Vergleich mit Auftragszeichnern mit weniger Ambitionen wie Denayer und - ja! - auch Weinberg. Differenzieren ist das richtige Wort hier. Nach Genuss von Chevallier und Draufgängern, weiß man was man hat.