Das Mädchen mit den blauen Augen von Duval / Pinheiro
Worum geht´s? Ein Flugzeug stürzt ab. An Bord zwei Babys. Eins überlebt, man weiß nicht welches. Es kommt zum Streit zwischen den Familien. Eine gerichtliche Klärung muss her. Ein Detektiv wird engagiert. 18 Jahre danach kommt es zum Showdown. Der Detektiv ist verzweifelt, steht vor dem Selbstmord. Er schaut sich noch einmal den alten Artikel in der Zeitung an, die über den Absturz berichtete. Plötzlich kennt er die Lösung des Rätsels. Das aber ist erst der Anfang der Geschichte, die sich anfühlt wie ein „Who done it.“
Alles dreht sich um die Frage der Identität des „Mädchen(s) mit den blauen Augen“. Der erste Gedanke ist natürlich: wo ist das Problem? Wozu gibt es DNA-Tests? Aber ganz so einfach geht es dann doch nicht. Denn zum Zeitpunkt des Absturzes war die Technik noch nicht so weit entwickelt. Das sollte erst ein paar Jahre später der Fall sein. Noch bevor das Mädchen volljährig ist, wird es solche Tests geben. Jetzt könnte man die Identität zweifelsfrei klären. Oder etwa doch nicht? Die Frage der DNA wird im Folgenden noch eine maßgebliche Rolle spielen.
Die Story basiert nach Angaben des Verlages auf dem gleichnamigen Roman von Michael Bussi. Nach „Schwarze Seerosen“, ebenfalls bei Splitter erschienen, ist es bereits die zweite Adaption eines Romans von Bussi, die Duval in eine dem Comicmedium entsprechende Form umgesetzt hat. „Schwarze Seerosen“ hat hier im Forum überragende Kritiken bekommen (https://www.comicforum.de/showthread...warze+Seerosen). Ich selbst war leider zu spät dran. Weil mich das Artwork damals nicht uneingeschränkt überzeugte, wollte ich erst einmal abwarten und hatte damals den Fehler gemacht, mir zunächst die Kritiken/Rezensionen durchzulesen. Irgendjemand hat dann im „Eifer des Gefechts“ unbeabsichtigt und ungewollt zwei Wörter in die hitzige Diskussion einfließen lassen, aus den ich meine, die „Lösung“ ableiten zu können. Diese beiden Wörter haben sich jedenfalls auf meiner Festplatte eingebrannt. Ich werde sie einfach nicht mehr los. Deswegen habe ich die Seerosen bis heute nicht erworben und mich stattdessen auf den vorliegenden Band konzentriert.
Duval ist es gelungen, mich zu fesseln. Er weiß, wie Spannungsbögen gehalten werden. Mal wird die Geschichte anhand der Aufzeichnungen des Detektivs geschildert, mal aus unmittelbarer Sicht der Handelnden. Erst gegen Ende der Geschichte fällt Licht auf das Rätsel. Die Auflösung taucht allmählich am dunklen Horizont auf. Trotzdem erschließen sich sämtliche Facetten und Einzelheiten erst ganz zum Schluss. Sehr gelungen ist auch die Charakterisierung der Protagonisten. Duval seziert, welche fatalen, zunächst nicht absehbaren Folgen die Entscheidung einer verzweifelten Person haben kann, die nur den sich plötzlich öffnenden, vermeintlichen Königsweg eingeschlagen hat. Die inneren Konflikte, die Zerrissenheit der Betroffenen werden eindringlich geschildert. Der Leser wird in die Lage versetzt, deren Motive nachvollziehen und verstehen zu können. Da fällt eine Bewertung schwer. Je mehr man erfährt, desto schwerer wird es, den ein oder anderen Protagonisten zu verurteilen.
Das eher konservative Artwork von Pinheiro vermag ebenfalls zu überzeugen. Ein Schwerpunkt liegt auf den Mimiken der Personen. Gefühle, Emotionen lassen sich sehr schön an den Gesichtern ablesen. Die Panels sind in klassischer Form nebeneinander angeordnet. Passt irgendwie zur Geschichte.
Übrigens: Die Zeitung mit des Rätsels Lösung ist auf den ersten Seiten abgebildet. Ich habe mich in der Folgezeit ertappt, wie ich mehrfach zurückblätterte und versuchte herauszufinden, was der Detektiv gesehen hat. Ich habe es nicht geschafft. Vielleicht habt ihr ja mehr Glück.
Fazit: Empfehlenswert!
