Das dritte Auge von Olivier Ledroit
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Akt 1: Die Stadt der Lichter
Z sitzt mit George S. und Billy G. im Keller ihrer Lieblingspizzeria. Sie schlürfen genüsslich ihre revitalisierenden Vitaminshakes. George rekelt sich gemütlich auf seiner Chaiselongue.
„Was liest du denn da, Z.?“
„´nen Comic“
„So`n Bilderbuch?“
„Yeah“
„Coole Zeichnungen“
„Yeah“.
George springt auf und schnappt sich den Band.
„Hey. Das ist doch Paris!“
„Ehrlich jetzt? Wär ich nicht drauf gekommen.“
„Doch. Ich kenn mich da aus. Hab mal nen paar Häuser an der Champs Elysees gekauft. Schau mal. Notre-Dame, der Eifelturm, der Obelisk auf der Place de la Concorde , der Louv..
Billy erwacht aus seiner Letargie. „Concorde? Ist die schon wieder abgestürzt?“
George: „Halts Maul Billy. Seitdem deine Alte dich verlassen hat, ist mit dir gar nichts mehr anzufangen.“
„Du hast ja keine Ahnung, wieviel die von mir haben will!“
George lacht. „Wen interessiert‘s. Frag doch den Depp, der kann dir vielleicht nen paar Tipps für die Verhandlung geben, du Oberlooser.“
Billy zuckt mit den Achseln und fällt zurück in seinen Dämmerzustand.
„Apropos Knete. Kannst du mir nen Hunni leihen, George. Der Splittermonat war echt teuer.“
“Ach Z. Das Leben ist für uns alle hart. Also die Zeichnungen hier sind spitze“.
„Das nennt man Artwork. Ja, ist ganz gut. Aber weist du. Ich habe schon die Miete für den Keller übernommen. Und Toni hat gesagt, dass er mehr Kohle wegen der gestiegenen Nebenkosten sehen will.“
„Scheiß auf Toni. Sag ihm, wenn er weiter rumzickt, kaufe ich die Schweinebude und werfe ihn raus.“
„Ich weiß nicht recht. Toni hatte auch an Jeffrey vermietet. Als der die Mieterhöhung nicht akzeptieren wollte, sind auf einmal die Geschichten mit Andrew in der Presse gelandet. Zufall?“
„Z, du Opfer. Siehst du hier etwa minderjährige Tussis?“
„Das nicht. Aber der Comic, den du in den Händen hältst, hat mir Toni geschenkt. Er meinte, seine Lieblingsstelle steht auf Seite 60.“
„Na und? Der ******* geht mir langsam auf die Nerven. Wenn dieses de Niro-Imitat glaubt, er könne mich beeindrucken, nur weil er Scheiß-Bilderbücher liest …“
„Toni sagt, wir wären Teil der Familie. Er würde sich Sorgen machen um uns. Er fühle sich verantwortlich. Er ist der Meinung, wir würden das nicht genug respektieren.“
„Der alte *******. Morgen rufe ich bei unseren Operfreunden an und regele das.“
„Wenn du Wagner meinst. Das kannst du vergessen. Die arbeiten im Augenblick nur noch für Wladimir. Der hat sie schon für das ganze Jahr gebucht.“
„Hm. Was steht denn auf S. 64?“
Z zitiert mit brüchiger Stimme:
„Sie töten kleine Kinder, selbst Babys, und trinken deren Blut. Reines Blut, das mit einem Cocktail aus Hormonen angereichert ist, die während des Todeskampfes von der Amygdala im Gehirn freigesetzt wurden: Adrenalin, Cortisol, Ketamin und Morphin. Dieser Trank wirkt nicht nur lebensverlängernd, sondern es ermöglicht ihnen auch, die schwärzesten Wesen wahrzunehmen, indem sie ihnen die Angst und Schmerzen der kleinen Opfer darbringen.“
„Okay. Zahl dem alten Drecksack, was er haben will. Montag kaufe ich dieses Splitter und werfe Horst raus“.
Nachtrag:
Z ist verschwunden. Im Keller der Pizzeria fand man nur noch einen Zettel mit seinen Aufzeichnungen: „Wer auf Esoterik, Astrologie, heiliger Geometrie und Alchemie steht, sich an gepflegter Langeweile und einer spannungsfreien Geschichte erfreuen kann, wird hier exzellent bedient.
1 von 5 Zaubertränken“