Die Geschichte des ersten Bandes ist nun abgeschlossen und damit hat der Leser einen Gesamteindruck gewonnen.
Zunächst ein Einwurf zum Diskurs Fliegercomics im Kriegseinsatz.
Es ist sicher Geschmackssache, ob ich den Luftkampf als Stilmittel einsetze, um Flugzeuge in all seinen Facetten zeigen zu wollen. Könnte man auch in Form von Flugschauen zeigen, aber Kriege und Gewalt sind Teil vieler Comicserien.
Warum wird dann ab S. 60f. eigentlich so viel Wert darauf gelegt, dass Ali seine Gegner zwar in der Luft besiegt, sie aber alle überleben? Im Grunde ist die Geschichte gleich in doppelter Hinsicht naiv.
Einerseits verlege ich eine "unpolitische Story" in eine hochproblematische geschichtliche Phase und erwarte von einem Teil der Leserschaft eine neutrales Überlesen des politischen Backgrounds, andererseits wähle ich den Krieg als Stilmittel um mein Hauptprotagonisten - die Flugzeuge - am besten in Szene zu setzen und versuche gleichzeitig den Leser nicht zu sehr mit den Folgeerscheinungen (Tod/Verletzungen) zu belasten. Dies dann damit zu erklären, dass die Soldaten im Grunde "Gutmenschen" sind und im Kampf stetig darauf hoffen, dass man den Gegner nicht töten muss hat etwas von purem Sozialromantik-Kitsch. Soviel Reflektion sollte man dem Leser schon zutrauen, dass er erkennt, dass viele Soldaten im Krieg auch ein Gewissen haben, aber aufgrund der lebensbedrohlichen Situationen an ihre persönlichen Grenzen stoßen. Das muss man mir nicht platt auf die Nase binden.
Nun einige frühere Zitate:
"Denn selbst wenn der Beginn der Geschichte glorifizierend erscheinen mag, sollte man die Entwicklung der Geschichte erst mal abwarten, bevor man
darüber urteilt". vom 2.4.09
"Abwarten! Jegliche Bewertungen positiver oder negativer Art über den Anfang der Geschichte sind Vorurteile. Ich kann nur jedem raten dranzubleiben. Die Entwicklung der Geschichte und auch der Kritiken dazu wird sehr spannend. Da wird sich noch so mancher wundern". vom 6.4.09
"Wir rechnen damit, dass alle neuen Leser, die jetzt Alis Begeisterung teilen, im Laufe des Lesens der nächsten Episoden dieselbe Entwicklung wie Ali durchmachen werden. Am Ende werden auch die Kritiker, die uns jetzt empört Naivität unterstellen, erkennen, dass die Geschichte in ZACK, der Aufbau, die Aufteilung und die Aufmerksamkeit die beste Erziehungsarbeit in dieser Richtung darstellen, die Deutschland jemals gesehen hat". vom 7.4.09
zum ersten Zitat:
Ob die Zeichnungen glorifizierend erscheinen mögen, muss jeder nach seinem Geschmack entscheiden. Die Darstellung der Figuren in Profil und Gestik hinterlässt bei mir persönlich zumindest einen faden Beigeschmack. Und auch andere Zeichnungen hinterlassen romantisierende Eindrücke, so staubt beispielsweise keines der Fahrzeuge beim Fahren im Wüstensand (Ausnahme die Panzer S. 52), gleichzeitig fährt ein Militärfahrzeug mit den Hauptprotagonisten an Bord dem Sonnenuntergang entgegen. Vieles in den Panels wirkt auf mich nicht unbedingt glorifizierend, naiv romantisierend aber allemal.
zum zweiten Zitat:
Ich wundere mich nur über diese Aussage. Im großen und ganzen hat sich der Tenor der Geschichte in Bild und Text überhaupt nicht verändert.
zum dritten Zitat:
Ja, es gibt sie die "kritischen und selbstreflektierenden" Untertöne des Soldaten Marseilles. S. 55 unteres Drittel bis S. 57 oberes Drittel.
Es geht um die Konfrontation Alis mit dem Tod seiner Gegner und die Angst selbst getötet zu werden. Und in zwei! Panels kommt sogar eine leichte Systemkritik Marseilles zum tragen die geradezu hellseherische Fähigkeiten mit einschließt.
Mal davon abgesehen, dass es immer problematisch ist historischen Personen, seine eigene Sicht der Dinge in den Mund zu legen, deren Geisteshaltung ich nicht kenne, jedenfalls betreibe ich so eine Art der Geschichtskittung die weder authentisch ist noch in irgendeiner Form pädagogischen Ansprüchen genügt.
Zudem sprechen wir von dürftigen zwei Panels im ganzen Album, da kann man nicht gerade von einem gewollten reflektierenden Anspruch reden mit diesem Album historische oder politische Diskurse anzustossen, oder?
Die Auseinandersetzung, dass dem Krieg auch Schrecken und Tod inne wohnt wird dann auf gerade mal auf einer Seite thematisiert. Der Autor hat dann die Worte seiner Protagonisten daraufhin so verinnerlicht, dass er auf den folgenden Seiten, trotz Kampfhandlungen, auf den Tod ganz verzichtet. Alles weitere dazu habe ich schon weiter oben dargelegt.
Zum Schluss noch eine Bemerkung zum Umgang der Redaktion mit der Serie:
Dass man sich, nach Abdruck einer Erklärung des Autors/Zeichners zum zweiten Teil, zu keinem weiteren offiziellen redaktionellen Statement durchringen konnte ist bedauerlich.
Nun hat man es immerhin inoffiziell getan (unter der Rubrik Aktuelles) :
In Ermangelung eines angemessenen Smileys:
Sarkasmus-Modus an:
Ich zitiere wörtlich: "Während die Deutschen noch darüber diskutieren, ob es so etwas wie Fliegerromantik mit Deutschen überhaupt geben darf, haben die Franzosen die Qualitäten der Arbeit von Franz Zumstein längst erkannt. So wird der erste Band von L`Etoile d`Afrique schon in Kürze bei Delcourt erscheinen." Aus: Zack Nr. 121. S. 16.
Danke für diese klärenden Worte....
Sarkasmus-Modus aus.
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