Prolog

Sechs Monde waren verstrichen, seitdem die Margaretha Negra mitsamt ihrem verfluchten Kapitän Athen verlassen hatte und seitdem schien sie in den weiten des Ozeans verschwunden und niemand hatte auch nur Gerüchte zu erzählen.

Nachdem Megaira sie in den Bergen zurückgelassen hatte, hatten Cherek und Chrys beschlossen zusammen zu bleiben. Der junge Ägypter hatte das Meer welches ihm Freiheit und Heimat über so viele Jahre gewesen war nicht vergessen können und sie hatten sich in einem kleinen Fischerdorf niedergelassen. Trotz dem kleinen Vermögen das er mit auf den Weg bekommen hatte, lebten die beiden von Fischerei und gingen nur gelegentlich nach Athen um auf dem Markt ihre Vorräte aufzustocken. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen und nicht in die Hände ihrer Familie zu geraten, gab Chrys sich weiterhin als Junge aus und sie waren wie Brüder im Dorf anerkannt. Auch Cherek gab sich große Mühe, sein Geheimnis sicher zu wahren, besonders nun da er wieder in der Nähe des Ortes war an dem seine Geschichte begonnen hatte.

Ab und an besuchte Cherek auch seine ehemaligen Freunde Eutychia und Mykos, welche sich in einem anderen Dorf im Landesinneren niedergelassen hatten. Die Seherin hatte ihn kurz nach dem Verschwinden des Schiffes aufgesucht und erzählt was geschehen war, inzwischen aber ihre Gabe aufgegeben und erwartete ihr erstes Kind.

Telemachos hatte nach einigen Tagen auf einem Handelsschiff in Richtung Ithaka angeheuert. Die Reise verlief gut, doch in seiner alten Heimat erfuhr er, dass sein Herr noch immer nicht zurückgekehrt war und so machte er sich erneut auf die Suche und landete schließlich nach etwa sechs Monden erneut in Athen. Dort wartete er auf seine nächste Gelegenheit in See zu stechen, doch aufgrund widriger Frühlingswinde würde er wohl einige Zeit hier verbringen müssen. Seine Heuer erlaubte ihm zwar ein angenehmes Leben, doch über kurz oder lang würde er sich eine Beschäftigung suchen müssen.

Seitdem er das Schiff verlassen hatte, schlug Maristos sich mit kleinen Gelegenheitsaufträgen durch. Das Geld, das er für seine Dienste an Bord erhalten hatte hätte ihm zwar gereicht ein ehrliches Leben zu beginnen – doch wer wollte das schon? Eines Abends traf er in der Taverne einen alten Kameraden wieder, der von seiner Reise nach Ithaka berichtete. Dieser Mann hatte zuletzt als erster Mann die Margaretha Negra geführt… doch wie war noch gleich sein Name?

Allen brannten noch die Erinnerungen an die letzten Geschehnisse im Gedächtnis und selbst jene, die nur kurz an Bord gewesen waren sehnten sich nach der Zeit zurück als die Mannschaft gemeinsam die See unsicher gemacht hatte. Doch zu viel war geschehen und es schien als habe das Meer Schiff samt Kapitän verschlungen.

Gedankenverloren stand Aegis am Bug des kleinen Handelsschiffes, auf dem er die letzten Monate verbracht hatte. Seit er die Margaretha auf Kythira verlassen hatte um eine bessere Position an Bord eines anderen Schiffes einzunehmen, hatte er sich gefragt ob es der richtige Entschluss gewesen war. Natürlich waren Handelsschiffe nicht annähernd so gefährlich, die Mannschaft um vieles zivilisierter und das Einkommen gut und gesichert. Doch selbst als Schiffsjunge hatte er zu weilen mehr Mitspracherecht gehabt und sowohl die Mannschaft die Mannschaft als auch der Kapitän hatten ihm stets das Gefühl gegeben einer von ihnen zu sein. Nun also näherte sich seine Reise dem Ende und vor sich sah er im Abendrot die Dächer Athens. Ob die anderen wohl in der Nähe waren?