Es gibt keine Genre-Spezialisierung bei den Comic-Journalisten. Der Filmkritiker, der über Jean-Marie Straub und Star Trek gleichermaßen fundiert sich zu äußern sich berufen fühlte, würde kaum mehr als mitleidiges Lächeln unter den Anhängern dieser doch recht verschiedenen Sujets ernten. Wer aber über Comics schreibt, schreibt über alle Comics (oder glaubt sich zumindest dazu befähigt). Nicht selten also maßt sich ein und derselbe Autor an, uns sowohl über Lorenzo Mattotti, Pierre Seron, Hansrudi Wäscher und Carmine Infantino letzte Wahrheiten verkünden zu können. Wobei die Kehrseite einer Spezialisierung nicht verschwiegen werden sollte: oft wird der schmale Grad vom Spezialisten zum kritiklosen Fan überschritten. Und je anspruchsloser das Sujet, desto seltener finden sich Fachleute außerhalb dieser Fangemeinde. Nicht zu vergessen: die Ansprüche der Leser unterscheiden sich ungeheuer, je nachdem ob sie zur Fangemeinde gehören oder nicht. Sie beide gleichzeitig zu befriedigen ist nicht nur schwierig, es ist unmöglich.
Lesezeichen