editorial "zack" 7/2011

[efwe]

und wieder ein editorial.

viel spaß!
efwe


Liebe Leser,

im vorliegenden Heft wagen wir uns mit dem Neustart der Serie "Grand Prix" erneut an ein brisantes Thema: Das dritte Reich. Vor knapp zwei Jahren gab es – zum Teil sehr emotional geführte – Diskussionen um die Serie "Stern von Afrika" vom Schweizer Franz Zumstein, die sich der Geschichte des Jagdfliegers Hans-Joachim Marseille annahm. Angefeuert von "Spiegel Online" konnte man fast schon von einer Hetzkampagne gegen "ZACK" sprechen, da dem Comic-Magazin unterstellt wurde, sich „von den Kriegs-Mythen der Nazi-Zeit blenden zu lassen.“
In "Grand Prix" geht es nicht um den Krieg, aber um den Beginn einer faszinierenden Rennsport-Ära, die ohne die finanzielle und mediale Unterstützung der braunen Machthaber so nicht möglich gewesen wäre. Die Hintergründe und Fakten sind von Zeichner und Autor Marvano genau recherchiert, und die agierenden Personen wie Hans Stuck, Rudolf Caracciola oder Bernd Rosemeyer entsprechen ihren historischen Vorbildern. Man mag darüber urteilen wie man will, natürlich gab es Mitläufer, Opportunisten und stramme Parteimitglieder, aber mit einem Abstand von fast 80 Jahren und dem heutigen Wissen ist das leicht. Den meisten der Rennfahrer ging es vor allem um ihren Sport, und da waren die Nazis oftmals nur Mittel zum Zweck, um hinter dem Steuer eines PS-starken Boliden Platz nehmen zu können.
Auch Heinz Rühmann, der große deutsche Volksschauspieler, war ein Opportunist, der etwa in als Komödien verkleideten Propagandafilmen wie der "Quax"-Reihe mitspielte, gleichzeitig aber mit Hertha Feiler verheiratet war, deren Großvater ein Jude war. Der große Wiener Grantler Hans Moser spielte in Nazifilmen, ließ sich aber nicht von seiner jüdischen Ehefrau Blanca Hirschler scheiden. So ist vieles ein zweischneidiges Schwert, und man kann es nicht so einfach in schwarz und weiß aufteilen.
Jedenfalls lässt sich die "ZACK"-Redaktion nicht von Nazi-Mythen blenden, sondern ist sich der Brisanz bewusst, die dieses Thema in sich trägt.

In diesem Sinne


Georg F.W. Tempel

[ZAQ]

Huch. Schon drei Tage alt, das Posting, und noch gar keine Antwort dazu? - Wo sind denn die üblichen Beissreflex-Beiträge, sobald mal jemand die Worte 'Nazi' oder 'Hakenkreuz' verwendet?

Oder sollten jetzt tatsächlich alle mal der Meinung sein, dass zu dem Themenkomplex nun alles zur Genüge ausdiskutiert worden wär und man das nicht in ner neuen Runde aufbrühen muss?

In dem Fall würde ich ja tatsächlich meinen Glauben an die Lernfähigkeit der Menschheit ein Stückchen wiedergewinnen...

[efwe]

Ich wundere mich auch schon die ganze Zeit über. Aber womöglich sind die üblichen Verdächtigen eher im Forum des Comic Report zu Gange. Oder es herrscht allgemeine Zustimmung.

Efwe

[Mick Baxter]

Man muß ja erst mal abwarten, wie Marvano das Thema aufarbeitet. Und da trauen ihm wohl einige mehr Augenmaß zu als seinerzeit Franz Zumstein (der ja zudem einige ziemlich dämliche Aussagen gemacht hat).
Und es springt nicht gleich jeder übers Stöckchen, wenn du in bewährt provozierender Weise Reizworte wie "Hetzkampagne" in den Ring wirfst.

[L.N. Muhr]

Ich wundere mich auch schon die ganze Zeit über. Aber womöglich sind die üblichen Verdächtigen eher im Forum des Comic Report zu Gange. Oder es herrscht allgemeine Zustimmung.

Efwe

Ich gähn ja eher, wenn du glaubst, meinen Beißreflex durch unsachliche Äußerungen wie "Fast-Hetzkampagne" in Gang zu setzen. Da hab ich viel zu viel Respekt vor dir, auch wenn das dann schon Kappes ist.

[ZAQ]

Geht's los?

[efwe]

Nö. Ich hab ja auch nur "von fast einer..." gesprochen und nicht von der Tatsache, dass es eine gab ...

Efwe

[Mick Baxter]

Es gab also eine, nur redest du nicht darüber?

[efwe]

Nein, da hast du mich falsch verstanden bzw. ich habe mich falsch ausgedrückt. Es gab keine wirkliche, aber eben ungute Diskussionen.

Efwe

[Susumu]

Naja, missverständlich ausgedrückt hast du dich aber auch schon im Editorial, eben weil es nicht mal "fast" eine Hetzkampagne war, sondern eine durchaus berechtigte Sichtweise, die halt die Diskussion zusätzlich hochgekocht hatte.

Im Forum schriebst du mal selbst:

und über "stern von afrika" wurde genügend diskutiert. die serie hat dem image des magazins tatsächlich eine delle zugefügt.

Daraus würde ich doch auch eine gewisse Kritik an der Auswahl deines Vorgängers dieser speziellen Serie und damit Zustimmung zu LNs Meinung deinerseits ableiten? (Die Serie ansich hat dem Image des Magazins eine Delle verpasst, nicht irgendeine "Fast-Hetzkampagne".)

[efwe]

Na ja, die Wortwahl war schn etwas übertrieben. Man hätte das Ganze auch auf kleinerer Flamme kochen können. Von wegen "von den Kriegs-Mythen der Nazi-Zeit blenden lassen" ... das ist schon starker Tobak.
Und tatsächlich war es ja nicht die Serie an sich, die dem Magazin eine Delle zugefügt hat, sondern die daraus resultierende Diskussion, die sich dann irgendwann ziemlich verstiegen hat (wie so viele Diskussionen im Forum).

Efwe

[Susumu]

Naja, was auf Spiegel Online steht oder gar was hier im Forum diskutiert wird, hat sicherlich nur einen Bruchteil der Tiefenwirkung unter den Zacklesern als das, was direkt im Heft steht. (Deshalb verstehe ich es auch völlig, dass du deinen Vorgänger hier im Forum ob seiner Auswahl von SvA selbst kritisiert hast, das Magazin im Editorial aber gegen Angriffe in der Sache verteidigst.) Sprich: wenn es da viel negatives Feedback von Leserseite oder gar Abokündigungen gegeben haben sollte (das hätte ich unter der "Delle" verstanden), lag das mit Sicherheit primär am Abdruck selber.

Und inhaltlich war Pannor recht zu geben. Warum hätte er das auf kleiner Flamme kochen sollen? In der Serie wurde ein vorgestriges Geschichtsbild vermittelt und Zumsteins Kommentare in der Einführung waren teilweise auch grenzwertig. (Nicht, dass sie ihn als Nazi-Überzeugungstäter entlarvten, aber eben doch als zeitgeschichtlichen Naivling.)

[Hinnerk]

Efwe gibt sich ja richtig Mühe, mal sehen ob jetzt endlich genug Leute übers Stöckchen springen...

[Susumu]

Ich habe da noch was zum Thema ausgegraben.

Wenn ich Mark mal ausklammere, gibt es Personen in der Zack Redaktion, welche Wayne Shelton 7 und 8 im Zack veröffentlichen würden?

Die ZACK-Redaktion würde Wayne Shelton - Lizenzverträge sofort abschließen, wenn dies möglich wird. Den Nebensatz mit Mark ausgeklammert, da ich den Zusammenhang nicht verstehe und die Verträge von der ZACK-Redaktion geschlossen werden.

Ich glaube, Klaus hat noch nicht mitgekriegt, dass er sich mit Wayne Shelton 7 und 8 recht viele Hakenkreuze und/oder Retusche-Arbeiten aufhalsen würde...

Ich weiß, dass aus diesem Grund der deutsche Lizenznehmer für Alben die beiden Bände nicht bringt. Deshalb wären dies die geeigneten Alben für all diejenigen, die sicher etwas exclusives in ZACK möchten. : )

Gruß aus München

Das war damals noch knapp vor Veröffentlichung des letzten Teils von SvA. Ich selbst kenn diesen "Nazi-Kitsch" ((c) eck@rt) freilich nicht, kann ihn ergo nicht beurteilen, aber das Thema dürfte sich mittlerweile auch erledigt haben und ich denke doch, dass das Folge der "Delle" war. Über die Qualität von Grand Prix kann ich nach dem ersten Teil noch nichts sagen, aber "Lanzerromantik an Nazisauce" lässt sich bei der Serie wohl nicht ausmachen. Die Rennautos werden wohl genretypisch verklärt, die propagandistischen Zwecke, für den sie eingesetzt werden, sicherlich thematisiert, das sehe ich politisch völlig unproblematisch. (Oder allenfalls umweltpolitisch problematisch. )

Fragwürdiger ist da schon die Passage aus dem Editorial: In "Grand Prix" geht es nicht um den Krieg, aber um den Beginn einer faszinierenden Rennsport-Ära, die ohne die finanzielle und mediale Unterstützung der braunen Machthaber so nicht möglich gewesen wäre. Sowas lässt sich heute wohl kaum pauschalisieren. Die Autobahn hätte es jedenfalls, entgegen anderslautenden Gerüchten, auch ohne den Adolf gegeben.

[Huckybear]

...(Oder allenfalls umweltpolitisch problematisch. )...

Das wäre mal eine etwas andere Diskussion, als die beabsichtigte...

[L.N. Muhr]

Na ja, die Wortwahl war schn etwas übertrieben. Man hätte das Ganze auch auf kleinerer Flamme kochen können. Von wegen "von den Kriegs-Mythen der Nazi-Zeit blenden lassen" ... das ist schon starker Tobak.
Und tatsächlich war es ja nicht die Serie an sich, die dem Magazin eine Delle zugefügt hat, sondern die daraus resultierende Diskussion, die sich dann irgendwann ziemlich verstiegen hat (wie so viele Diskussionen im Forum).

Efwe

Don't ask, don't tell?

Ehe wir weiterreden: versuchst du grade auf Krampf eine Diskussion herbeizubiegen, oder meinst du das ernst? Nicht die Wahrheit ist das Problem, sondern der, der darüber redet?

Das glaub ich dir nicht. Ich bin da mit Hinnerk.

[ZAQ]

(...) Nicht die Wahrheit ist das Problem, sondern der, der darüber redet? (...)

Das ist in manchen Fällen mMn tatsächlich so. Grade in Bezug auf Neo-Nazis: Es ist wahr, dass es sie gibt. Aber es gibt sie in einer 'unproblematischen' Grössenordnung. Und jeder, der über sie 'redet', gibt ihnen eine Bühne, ein Podium, eine Öffentlichkeitswirkung - und macht sie letztlich damit 'stärker' als sie sind. 'Schweigt sie tot.' ist da bis zu einem gewissen Grad tatsächlich die bessere Alternative. My 2 Cent.

[efwe]

@l.n.muhr
Ich bin schon der Meinung, dass die Diskussion damals - auch wenn sie richtig war - Formen angenommen hatte, die etwas übers Ziel hinausschossen. Hier in der "ZACK"-Redaktion ist nicht mal der Hauch von Braun sehen. Im Gegenteil ...!

Efwe

[L.N. Muhr]

@l.n.muhr
Ich bin schon der Meinung, dass die Diskussion damals - auch wenn sie richtig war - Formen angenommen hatte, die etwas übers Ziel hinausschossen. Hier in der "ZACK"-Redaktion ist nicht mal der Hauch von Braun sehen. Im Gegenteil ...!

Efwe

Das war auch nie die Kritik.

[ELDORADO]

Ich finde es eher sehr problematisch, dass im TV, auch von den öffentlich-rechtlichen Anstalten, fast wöchentlich das Thema dokumentiert wird...

Ist aber typisch deutsch ...

Das stimmt, dieses lästige Nazi-Thema ist irgendwie schon ziemlich deutsch, ist es nicht?

Die Verwendung des Ausdrucks "typisch deutsch" ist es vermutlich aber noch viel mehr.

Ansonsten finde ich das Editorial eigentlich ganz okay und faktisch so weit korrekt .
Um was zum Beißen zu finden, muss ich leider diesmal woanders suchen...

[Mingamanga]

Don't ask, don't tell?

Ehe wir weiterreden: versuchst du grade auf Krampf eine Diskussion herbeizubiegen, oder meinst du das ernst? Nicht die Wahrheit ist das Problem, sondern der, der darüber redet?

Das Problem lautet nicht "Don't ask, don't tell", sondern "ER HAT JEHOVA GESAGT!!!"

Das Problem im Umgang mit dem Faschismus ist nicht mehr wie früher, daß man von Ewiggestrigen als "Nestbeschmutzer" u. dgl. zusammengestaucht wird. Sondern eher, daß ein Faschismusvorwurf von selbsternannten Musterdemokraten als Lizenz zum Niedermachen nach dem Motto "Erst schießen, dann fragen!" betrachtet wird. Wehe dem, der sich da mißverständlich ausdrückt, wie eben Franz Zumstein, der in allzugroßer Naivität davon ausgegangen ist, daß möglicherweise auch Nazis Menschen sein könnten. Und sich entsprechend nicht dazu durchringen konnte, irgendjemanden zu verurteilen. Anderen Leuten allerdings fällt sowas natürlich nicht besonders schwer ...

Die Diskussion um "Stern von Afrika" und dessen offenkundige Mängel wäre mit Sicherheit auch ohne Deinen "Enthüllungsartikel" gekommen! Sie wäre aber ohne dessen unfairen und (vor-)verurteilenden Ton wohl um einiges sachlicher ausgefallen.

Aber auch darüber ist schon zur Genüge geredet worden, bei deutlich schlechterem Wetter ...

Das stimmt, dieses lästige Nazi-Thema ist irgendwie schon ziemlich deutsch, ist es nicht?

Nö. Schau Dir nur mal die Nazi-Besessenheit beispielsweise der Engländer an.

Übrigens haben Georg Tempel und ich während des Comicfestivals in München im Hotel ein kleines Gespräch über dieses Thema gehabt, nachdem ich mir die Flyer verschiedener Tagestourenanbieter angesehen hatte, die an der Rezeption ausgelegen sind. Da waren unter anderem zwei Prospekte desselben Anbieters, einmal in deutscher, einmal in englischer Sprache. Der deutschsprachige Prospekt bot irgendwo auf Seite 3 ganz klein unter vielen anderen Exkursionen in und um München auch die Führung Nationalsozialistische Vergangenheit an.

Aber dann der englischsprachige Prospekt! Gleich auf der Titelseite prangten neben zwei anderen Tourangeboten unübersehbar die Angebote für:

- Concentration Camp DACHAU
- THIRD REICH TOUR

Und diese Angebote waren die einzigen, die in Großbuchstaben zu lesen waren. Passend dazu hatten schon im letzten Jahr Münchner Zeitungen berichtet, daß ausländische Touristen in München immer weniger nach Ludwig II. und immer öfter nach Hitler fragen. Und daß die entsprechenden Stadtführungen immer ausgebucht seien.

Von wegen, das "Nazi-Thema" wäre typisch deutsch.

[Fralf]

Dass viele Deutsche viele schlechte Eigenschaften für typisch Deutsch halten, ist typisch Deutsch.

[Mingamanga]

Vielleicht.

Vielleicht ist es aber auch "typisch überall". Und wir hier merken einfach nur nichts davon, wie die Leute anderswo über ihr eigenes Land schimpfen, weil wir eben hier bei uns sind und nicht dort bei denen.

[ELDORADO]

Von wegen, das "Nazi-Thema" wäre typisch deutsch.

Aber sowohl die sensationshungrigen Touristen als auch die Nachäffer in England beschäftigen sich dann ja stark mit dem Nationalsozialismus deutscher Prägung - und darauf wollte ich mit der Aussage hinaus.

[Mingamanga]

Öh ... ist mir jetzt irgendwie nicht ganz klar, worauf Du mit Deiner Aussage über Deutsche und Ausländer hinauswillst. Meinst Du, daß in puncto Nazi-Geilheit zwischen beiden kein Unterschied besteht? (Das ist jedenfalls meine Meinung.)


Noch was im speziellen:

Nationalsozialismus deutscher Prägung

Den Nationalsozialismus hat es in dieser Form sowieso nur in Deutschland gegeben. International gab es aber verschiedene faschistische Systeme, und der Nationalsozialismus war eben die spezifisch deutsche Form davon. Ich vermute mal, Du meinst also eher "Faschismus deutscher Prägung"?