Ringu hat sehr gute erste und letzte zehn Minuten. Dazwischen wird's wirklich albern. Bei der Szene, wo sie den Brunnen auslöffeln, wusste ich nicht mehr, ob ich nun lachen oder weinen soll. Ein schönes Beispiel zum Thema strunzdämliche Stories. Darunter leidet natürlich auch Ju-On, aber da gab's eben durchweg gut platzierte Schocks auf dem Niveau, das Ringu zu Anfang und eben im legendären Ende hatte.

Nach den Filmen war zu dem Thema eigentlich auch alles gesagt, und in den Folgefilmen stellte sich rasch Redundanz ein. One Missed Call hab ich damals schon als Genre-Parodie verstanden, und so hat er auch funktioniert. Und überhaupt, das Ende ist, wie immer bei Miike, was ganz besonderes.

Die Lobhudelei für A Tale of Two Sisters werde ich nie verstehen. Hab den Film unter denkbar besten Bedingungen gesehen, auf großer Leinwand während eines Filmfestivals, und fand ihn einfach nur öde, berechnend und plakativ, mit einem völlig überflüssigen Plottwist im M.-Night-Shyamalan-Fahrwasser.

Irgendwie schaffen es die Japaner, in gezeichneter Form mehr Schrecken zu verursachen, obwohl einem im Manga ja viel weniger Mittel zur Verfügung stehen und man zum Beispiel keine Möglichkeit hat, durch Soundgestaltung und flashige Schnitte Atmosphäre und Schocks einzuflößen. Dafür ist man in der Bildgestaltung einfach viel konsequenter und verstörender. Das gilt auch nicht nur für Manga. Die aktuelle Animal Man-Serie von Jeff Lemire zum Beispiel hat ja auch so irre Bilder, die einem total an die Nieren gehen, was man im Film so gar nicht finden würde. Film ist irgendwie meist zu konkret. Zeichnungen haben mehr Spielraum für Verfremdung und entfalten so oft eine viel intensivere Wirkung.