Mischa Teil 5

Der schnelle Spaß


Der Comic um den sympathischen Raumhelden Mischa hatte ab Mitte 1961 einen glänzenden Start in dem experimentierfreudigen Fix und Foxi-Heft hingelegt. Doch nach 5 Jahren, in denen 17 Geschichten publiziert wurden, war der Stern Mischas im Begriff zu sinken. Der häufige Zeichnerwechsel mit Künstlern, die weitaus weniger engagiert waren als Walter Neugebauer, brachte mit sich, daß die letzten Stories zu oberflächlich wurden und daher die Leserschaft nicht mehr begeistern konnte. Ende 1967 wurde Mischa aus dem Fix und Foxi-Heft genommen und sollte für die nächsten 5 Jahre ruhen.

1971 konnte man dann Mischa wieder in dem Kauka Objekt Primo bewundern. Unter der Redaktionsleitung von Peter Wiechmann entstand ein höchst interessantes Mixed-Charakters-Magazin, mit spanischen Lizenz-Comics und jeder Menge Eigenproduktionen. Für den dafür eigens wiederbelebten Mischa konnte man den professionellen belgischen Zeichner Berck gewinnen, der -bedingt durch eine Neukonzeption- aus diesem Semi-Funny eine Sitkom mit kurzen abgeschlossenen Episoden machte. Der Leser fand nun ein genau definiertes und begrenztes Umfeld vor, in dem einzig die variierenden Situationen für reichlich Komik sorgten. Der feste Schauplatz war nun der erdähnliche Trabant Terra II. In der Atmosphäre des dort dargestellten Alltags konnten bizarre Begebenheiten mit fremden Wesen fantasievoll eingebaut werden und neue Charaktere sorgten mit für sie typischen immer wiederkehrenden gleichen Gags für einen vergnüglichen Lesespaß.
In der vierseitigen Einführungsgeschichte in Heft 11/‘72 -für die Primo-Leser waren die Figuren schließlich neu- findet man in einer Forschungsstation auf Terra II den Professor Turbino vor, der im Auftrag irdischer Weltraumbehörden seinen Experimenten nachgeht. Seine Enkelin Connie assistiert ihm und schwärmt heimlich für das dritte Mitglied der Crew, Mischa, den seine Funktion als Testpilot und Techniker unentbehrlich macht. Die ersten Geschichten haben die fremdartigen Eigenschaften und Bewohner von Terra II zum Inhalt. Für weitere Abwechslung sorgt dann die Maus Kiki, die zum ständigen Begleiter wird. Als ewige Widersacher dienen seelenlose Roboter aus einer fernen, unbekannten Welt, die erst Terra II erobern wollen und dann die Erde. Aus welchen Gründen auch immer. Und schließlich taucht die letzte Figur auf und komplettiert die illustre Gesellschaft. Es ist der Gelehrte Wernbert von Bräunli, der sich als Aussteiger einem Tarzan-Dasein bar jeglicher technischer Einrichtungen hingibt.

Leider war dem Primo-Magazin kein Erfolg beschieden. Dies lag nicht an den Verkaufszahlen, sondern vielmehr an den neuen Eigentümern, an die Rolf Kauka 1973 seinen Verlag verkauft hatte. Das englisch-holländische Konsortium protegierte lieber ihr eigenes Objekt: Kobra. Diese Reihe hatte außer Storm nur englische Billigserien zu bieten und ging letztlich daran kläglich zu Grunde.
Mit dem Ende von Primo kam auch das endgültige Aus einer lustigen Science-Fiction Reihe, die die deutsche Comic-Landschaft im Laufe ihres 13-jährigen Bestehens bereichert hat.

Die Mischa-Abenteuer wurden nicht nur in dem ambitionierten Primo-Magazin veröffentlicht, sondern auch im Fix und Foxi-Heft selber (‘74/‘75, einfarbig), im Fix und Foxi Taschenbuch (26,27,30), dem Fix und Foxi Jahrbuch (1974) und in Kaukas letztem Objekt, der "Gold Comic" Taschenbuchreihe (1-7,9) zwischen 1979 bis 1983.
Insgesamt zeichnete Berck etwa 56 Mischa-Stories mit insgesamt 368 Seiten.

Hinter dem Pseudonym Berck verbirgt sich der gebürtige Belgier Arthur Berckmans. Der flämisch-sprachige Zeichner debütierte mit seinem Talent erstmals in der Zeitschrift "Pro Apostolis". Nach einigen Jahren anschließend in der Werbung fängt er 1958 in dem belgischen TINTIN Magazin mit dem professionellen Comiczeichnen an. Er gerät an das Texter-Genie Rene Goscinny (Asterix, Lucky Luke, Isnogud...), nach dessen Drehbüchern er die Abenteuer des Taxifahrers "Strapontin" (das ist Kasimir) zeichnerisch umsetzt. Einige dieser Geschichten, die er bis 1968 anfertigte, sind auf Deutsch in dem legendären ZACK Heft erschienen. Daneben entführt Berck die Leserschaft noch in das napoleonische Zeitalter mit dem kleinen Rataplan, dessen Abenteuer Yves Duval schreibt. Auch hier veröffentlicht erst Zack einige dieser Geschichten unter dem Namen Timmy Tambour, und später dann, in den 80ern, lief diese Serie im Fix und Foxi-Heft als „Boni und Babusch“. Weniger bekannte Figuren von Berck sind Ken-Krom (1965), Panchico und Lady Bount (1967). 1968 wechselt Berck zum Konkurrenzmagazin Spirou und kreiert zusammen mit Macherot und Delporte die Figur des Mulligan, welcher seine Deutschlandpremiere im Fix und Foxi Taschenbuch Nummer 27 hatte. Trotz des Erfolg versprechenden Autorenteams blieb es nur bei einer Story. Auch der 1969 entstandene Comic "Die Abenteuer von Lombok" in der Brüsseler Tageszeitung Le Soir gab nur ein kurzes Intermezzo. Wesentlich populärer ist die Detektiv-Serie "Sammy Day et ses gorilles" (Sammy & Jack), die er ab 1970 nach Texten des Autors Raoul Cauvin in Szene setzt. Nachdem in Primo die ersten Geschichten mit den Bodyguards vom "Ballerservice" abgedruckt wurden gab es ihre Abenteuer erst wieder zwischen 1988 bis ‘93 im Carlsen Verlag mit 10 Alben. Im franco-belgischen Sprachraum sind bisher weit über 30 Alben und Sonderbände erschienen. Dennoch fand Berck Anfang der 70er Jahre Zeit, exklusiv für das Kauka-Magazin Primo die Abenteuer von Mischa zu zeichnen. Für Kauka fertigte er auch 1974 zwei Geschichten um "Die kleinen Waldläufer" an, von denen eines dieser Abenteuer als Band 20 in der Reihe "Fix und Foxi Album" zweitverwertet wurde. Eine weitere Veröffentlichung im Fix und Foxi Heft mit Comics von Berck fand 1985/‘86 statt. Dort erlebte der Junge "Alexander" drei Abenteuer, von denen eines 1991 im Feest Verlag als Album unter dem Titel "Lou" nachgedruckt wurde.

Arthur Berckmans ist ein bemerkenswerter Künstler, der sich dem traditionellen humoristischen Zeichenstil verpflichtet fühlt und ihn im Laufe seines langjährigen fleißigen Schaffens perfektioniert hat.


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