Frank Cappa – Der letzte Afrikaner



Nach „Kalimbo“ und „Violetta“ ein weiterer Band aus meinem Run zur Einstimmung auf Afrika. Wobei ich mir unter dem Band ursprünglich etwas Anderes vorgestellt hatte, denn lediglich eine, nämlich die Erste der sechst enthaltenen Kurzgeschichten, kann tatsächlich zweifelsfrei nach Afrika verortet werden. In dieser sowie in zwei weiteren dient uns der Reporter und Kriegsberichterstatter Frank Cappa als Erzähler, gehören die drei Erzählungen doch zu seinen Memoiren. Die übrigen drei erzählen eigenständige Stories, die auch untereinander nicht verknüpft sind.

Los geht es direkt mit der namensgebenden Geschichte des Bandes, Der letzte Afrikaner. Eine harte Geschichte über einen jungen Stammeskrieger, der von en Machthabern in einen Krieg getrieben wurde, den er nicht versteht und dessen Beweggründe ihm völlig schleierhaft sind. Der stolze Afrikaner will im Grunde nur zurück zu seinem Stamm und im Sinne seiner Ahnen ein ehrenvolles Leben bestreiten, doch wie überall wo die „zivilisierte Welt“ in ursprüngliche Lebensräume eindringt, kommt es ganz anders.

Die Stadt der dreitausend Freuden erzählt eine Story voll bitterer Wahrheit über Kinderprostitution, in diesem Fall vor der exotisch anmutenden Kulisse Hong Kongs. Zurück im Krieg bietet Ein Tag in Barcelona einen intensiven, gänzlich ohne Text auskommenden Auszug der Eroberung einer Stadt und dem Leid, welches auch die Zivilisten ertragen müssen. Ich frage mich nur, welcher Truppeneinfall in Barcelona da gezeigt wird, denn für die Machtübernahme Francos ist das gezeigte militärische Gerät eigentlich zu modern.


Das zweite Trio aus Geschichten beginnt mit Karelia, spielt im zweiten Weltkrieg, handelt von der verbindenden Kraft der Musik und zeigt, dass auch Soldaten, die von ihren jeweiligen Machthabern gegeneinander in den Krieg gehetzt werden, im Grunde die gleichen Ängste und Wünsche haben können, man dem sogenannten Feind also näher sein kann, als so manchem Nachbarn zu Hause, Brüder im Geiste und doch auf verschiedenen Seiten der Front.
Der Bauer verdeutlicht, dass in einer Partie Schach, ebenso wie im Krieg, die Bauern die alles entscheidende Macht sein können und Der Mann in der Wüste ist ein packendes Psychospiel in irgendeiner abgelegenen Gegend. Ob im australischen Outback, im amerikanischen Hinterland oder sonst wo, auf jeden Fall könnte die Story auch astrein als Kurzgeschichte von Stephen King durchgehen.

Insgesamt ein schnell gelesener, aber durchaus lohnender Band mit teils hartem Tobak, aber stets fesselnd und fein gezeichnet. Manfred Sommer war auf jeden Fall ein Guter, sowohl erzählerisch als auch am Zeichenbrett.

7/10

VG, God_W.