Heute neu:

The Weekly Kaine über Das Susan-Problem und andere Geschichten ... von 14:58 bis 32:29.

Dass dieser Band Kaine gefallen würde, kommt jetzt nicht wirklich überraschend ... die Energie, ja Begeisterung, mit der er sich daran abarbeitet, ist eine Freude. Wirklich schön anzuschauen ...
... aber heftigst gespoilert!

Will sagen: Diese Besprechung ist ein weiteres Kauf-Argument. Lest das Susan-Problem, damit ihr hinterher die Besprechung genießen könnt!



So. Dann stellt Kaine ein paar Fragen, die beantwortet werden sollten:

1.) Der Vorname der Professorin wird nirgendwo erwähnt. Sonst würde die ganze Geschichte ["Ist sie's oder ist sie's nicht?"] ja auch nicht wirklich funktionieren. Und angesichts der Tatsache, dass sie offensichtlich mehrere Herrenbekanntschaften im Leben gehabt hat, ist nicht ausgeschlossen, dass auch der Name "Hastings" nicht ihr Geburtsname gewesen ist. In dieser ersten, der titelgebenden Episode des Bandes sind fast alle Namen zwar anspielungsreich, aber immer auch ein wenig trügerisch ...

2.) The Water-Babies ist [wie dem Glossar zu entnehmen sein sollte] unter mehreren verschiedenen Namen ins Deutsche übersetzt worden. Possierliche, nackte Kinder haben nicht nur im Viktorianismus, sondern auch in den Monarchien Zentraleuropas ihr Publikum gefunden.

3.) Dass etwas als "Gedicht" bezeichnet wird [und zwar vom Autor selbst], bedeutet nicht, dass darin Reime vorkommen. Der Ausdruck wird hier als Synonym für "poetisches Werk" gebraucht ... und dafür ist zumindest Gaiman offensichtlich ausreichend gewesen, dass seine "Gedichte" Strophenform haben und bestimmte sprachliche Merkmale aufweisen [wie den wiederkehrenden Satz "Aber das konntest du nicht bemerken/wissen/sehen"].
Von der Struktur her ähnelt das von Chadwick adaptierte "Gedicht" ansatzweise dem "Ich packe meinen Koffer"-Spiel, das ja auch, würde das, was dabei gesagt wird, mitgeschrieben werden, als eine Art reimlose Verserzählung betrachtet werden könnte.

4.) Das große Thema der Chadwick-Episode ist "Sehnsucht" ... als Folge einer tiefen Liebe.
Und dass eine solche Liebe offensichtlich gleich mehrere Weltuntergänge überstehen hilft, wäre eine Aussage von geradezu religiöser Tragweite. [Es geht übrigens in allen vier Einzelgeschichten in Das Susan-Problem um Spielarten der Liebe oder deren Abwesenheit. (Ich finde es zum Beispiel großartig, wie dadurch, wer am Ende von "Oktober im Sessel" mit wem Händchen haltend in der Dunkelheit des Waldes verschwindet, ein Kontrapunkt zur Aussage der "Wicht"-Erzählung gesetzt wird.)]
Aber da Gaiman nicht missionieren will, kommen auch Zynikerinnen und Zyniker auf ihre Kosten, welche in den Aussagen des Gedichts vielleicht die nur leicht übersteigerten Ausreden ihrer Freunde und Bekannten wiedererkennen, nachdem diese sich wieder einmal nicht pünktlich zur verabredeten Uhrzeit eingefunden haben ...



Am Schluss noch eine Korrektur: Der Handelspreis von Das Susan-Problem beträgt € 20,- [nicht € 17,-]. Rezensenten haben Exemplare mit unkorrigiertem Barcode erhalten ... nämlich dem des schmaleren und deswegen drei Euro günstigeren Nur wieder das Ende der Welt. Das konnte Kaine natürlich nicht wissen.



Mit 1000 Grüßen,
JRN