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Thema: Die Sternstunde des Branko Karabajic

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    Die Sternstunde des Branko Karabajic

    Im Thread vom 06.12.2006 suchte Raphaela eine Geschichte von Pauli und Mausi aus ihrer Kindheit: „Die Geschichte handelte davon, dass Pauli und Mausi irgendetwas angestellt hatten und in ein Zwergenland kamen, wo die Zwerge sie bestrafen sollten. Die Strafe bestand darin, dass die Zwerge den beiden die leckersten Mahlzeiten zubereiteten, die Pauli und Mausi essen sollten…“

    Udo Blindenberg gab hier die korrekte Antwort („Der Zwergenaufstand“ / FF Extra 48), die Raphaela aber erst 4 Jahre später zu lesen vermochte. Im Forum finden sich immer wieder derartige Anfragen von Kindheitserinnerungen im Zusammenhang mit FF-Geschichten. Blindenberg meinte weiter: „Und Ich möchte aber noch dazusagen dass die Pauligeschichten am Schluss der FF Extras (Tb) tatsächlich qualitativ epenhafter und bemerkenswerter waren als jene in den normalen Heften. Dies trifft circa besonders (ganz ungefähr) auf jene in den FF Extras 35 - 60 zu. Eine Paulinische Glanzzeit. In einer Story etwa die Parallelen mit dem ZWERGENAUFSTAND in Band 48 aufweist geraten Pauli und Mausi in ein Unterwasserreich von Fischmenschen deren König MATJESTÄT genannt wird. In einer anderen unvergesslichen Story, IMMER WENN ER KNÖDEL ASS, suchen Pauli und Mausi auf einer Reise den Schatz von Paulis Ritterlichem Vorfahr, der Pauli immer im Traum erscheint wenn dieser Knödel isst.“

    Wir befinden uns hier im Zeitraum 1976 bis 1980. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete Kara Pauli bereits seit 16 Jahren – einer langen Zeitspanne, in der sich sein Zeichenstil stark verändert hatte. Den Zenit seines künstlerischen Schaffens hatte er schon längst überschritten, Pauli und Mausi stilisiert winzig klein mit überdimensioniertem oval-zerdrücktem Kopf gezeichnet, und die Figuren der Beiden oftmals stereotyp von einander abgepaust. Die Stories mögen wohl für Kinder ansprechend gewesen sein - für Erwachsene jedoch völlig ungeniessbar.

    Im Thread vom 30.09.2019 äusserte sich nc-schmitt wie folgt: „…als ich im Laufe meiner Comic-Sammlertätigkeit nach langen Jahren des Suchens das für mich prägendste Fix-und-Foxi-Heft aus meiner Kindheit wieder in die Hände bekam. Ich wusste noch in etwa, wie das Titelbild „meines“ Heftes aussah und ich glaubte die Comic-Geschichte noch in groben Zügen im Gedächtnis behalten zu haben. Umso größer war dann meine Enttäuschung, als ich das Titelbild und dann das Fix-und-Foxi-Abenteuer nach so langer Zeit in Augenschein nahm. Die Handlung der Geschichte war zuweilen simpel und die Zeichnungen stellenweise primitiv und ungelenk. Das sollte mir gefallen haben? Ich hatte das alles ganz anders in meiner Erinnerung…"

    Ich bin teilweise im französischen Sprachraum mit Asterix, Tintin, Spirou und Lucky Luke aufgewachsen. Diese Serien wurden zu Welterfolgen, in zahlreichen Sprachen übersetzt. Jeder Franzose, der etwas von sich hält, hat diese Alben in seiner Bibliothek. Ich war aber gleichzeitig mit Fix und Foxi von ca. 1961 (FF 274) bis 1968 (FF 627) verbunden, ab 1964 dann auch mit den Wäscher-Comics. 1970 ging mein Interesse für Comics verloren. Wenn ich heute – also geschlagene 60 Jahre später – die damaligen FF-Geschichten nochmal lese, finde ich diese immer noch gut, zum Teil sogar sehr gut. Vor allem die Geschichten von Kara.

    Wie ein Stern, der in der Abenddämmerung aufsteigt, den Zenit erreicht, und dann wieder langsam absinkt, hatte Kara seine Sternstunde von FF 275 / 1961 bis FF 400 / 1963. In dieser Zeitspanne schwang er sich zu Höchstleistungen empor. Sein Zeichenstil war ästhetisch auf dem Höhepunkt, die Kolorierung hervorragend. Seine Fähigkeit, die Emotionen seiner Figuren zeichnerisch ausdrucksvoll zu gestalten, war unübertroffen. Er schaffte es wie kein Anderer, Tiere vermenschlicht darzustellen und wunderbar zu zeichnen. Ich denke da z. B. an den Frosch in „Pauli in Gefangenschaft“ / FF 381 oder die Schnecke in „Pauli, die grosse Niederlage“ / FF 444. Hervorragend war auch die Ausdrucksstärke von Autoritätspersonen, die schon nur durch ihr Erscheinungsbild unsere Helden zur Schnecke machten: Polizisten, Wildhüter, Landbesitzer… (z. B. Titelbild FF 401). Sein Einfallsreichtum schien grenzenlos gewesen zu sein: Er schuf völlig anders gelagerte Geschichten sowohl mit Pauli als auch mit Fix und Foxi, Lupo, Fridolin und noch anderen Figuren. Bei den Plots und den Dialogen war die Qualität auch in dieser Zeitspanne nicht immer auf dem Höchststand – es gab Meisterwerke aber auch einige Flops, wie z. B. „Pauli, die Piraten“ / FF 371. Hier waren die Dialoge schwach und der Handlungsverlauf misslungen.

    Warum ist Lucky Luke ein Welterfolg? Einfach weil die Qualität vieler (nicht aller) Alben schlichtweg top ist und dies nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Meine These ist, dass Werke von Kara durchaus dieses Niveau erreicht haben und das Potential hätten, Kultstatus zu erlangen.

    Die Stories „Pauli‘s gutes Herz“ / FF 365 oder „Pauli wenn Eltern eine Reise tun…“ / 296 sind schlichtweg genial, von der ersten bis zur letzten Zeichnung. Wie Kara es schafft, im FF 365 diesen anhänglichen aber doch recht eigensinnigen und frechen Vogel zu beseelen ist einfach fabelhaft. Man beachte diese Szene, in der der Vogel Pauli’s Bett in Beschlag nimmt. Pauli’s Bemühung, diesen in der speziell für ihn angefertigten Holzkiste zu beordern löst beim Protagnisten ein entsetztes Krähen aus, wobei Vater Pauli umgehend auftaucht und Pauli zurechtweist, dieses arme Geschöpf doch nicht länger zu misshandeln. Der Vogel nutzt die Situation hemmungslos aus und ist Schwupps – wieder in Pauli’s Bett. Die Folge davon: Der arme Pauli verbringt die Nacht in der für ihn viel zu kleinen Holzkiste und wacht am nächsten Morgen gerädert auf… Unvergesslich die Szene von FF 296, in der diverse Insekten, Raupen und Schnecken aus dem Elternschafzimmer entweichen, weil Pauli und Mausi aus einer Notsituation heraus die Bettumschläge mit frischem Gras vollgestopft hatten. Mit welchem naiven Optimismus die Beiden versuchen, all den Missgeschicken, die sich im Laufe der Geschichte entwickeln, Herr zu werden, ist einfach unwiderstehlich. Als Krönung des Ganzen, die Bemerkung vom Pauli, der das letzte Kopfkissen mit Gras füllt: „Ein Blümchen dazu, dann riecht‘s auch noch gut“.

    Hervorragend sind ebenfalls die FF / Lupo Geschichten:
    Fix und Foxi Lupo das Geschenk FF 362
    Lupo und die Einbrecher FF 367
    Lupo die verhängnisvolle Tomate FF 351
    Lupo Abfallproblem FF 345

    … und die weiteren Pauli-Geschichten:
    Pauli / Mausi verliebt FF 289
    Pauli der Flüchtling FF 326
    Pauli der Ausflug FF 335
    Pauli Mausi wollen nicht mehr mit Mädchen spielen FF 344
    Pauli Gärtner FF 329
    Pauli der Held von Texas FF 340
    Pauli der Flüchtling FF 326
    Pauli als Reitermann FF 399
    Pauli will ein Cowboy werden FF 394

    Auch gut, aber nicht hervorragend:
    Pauli Reise in die Steinzeit FF 362
    Pauli Walfang FF 350
    Pauli der Einsiedler FF 293
    Pauli Gewissen FF 346
    Pauli Häuptling FF 348
    Pauli in Gefangenschaft FF 381
    Fix Foxi Lupo Auto mit Föhnantrieb FF 289
    FF und Lupo auf Seefahrt FF 280
    FF Eusebia Eiderdaunen FF 275
    FF und Lupo das Horoskop FF 398

    Diese Stories – in Alben zusammengefasst – hätten m. E. mit gutem Merchandising reale Chancen auf Erfolg. Jedenfalls viel bessere Chancen als alle bisher publizierten Jubiläums- und Sonderausgaben.

    Was meint Ihr?

    Lieber Gruss an Alle, Euer Balco.









    Geändert von BALCO (22.06.2021 um 17:40 Uhr)

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