Zitat von
Zardoz
Band 1: Mauu!!
Gleich zu Beginn muss ich gestehen, dass ich kein großer Fan von Funnys bin. Früher habe ich Asterix und Lucky Luke geliebt. Im Lateinunterricht haben wir sogar „Asterix apud Gothos“ gelesen. Comics wie Pittje Pitt oder Umpah-Pah waren dagegen nie so mein Ding. Daran hat sich im Lauf der Zeit auch nicht wirklich viel geändert. Von Ausnahmen wie zum Beispiel Ekhö abgesehen, stehe ich eher auf den etwas rustikaleren Humor von – Überraschung, Überraschung – Deadpool oder Hitgirl. Die Psychologen unter euch werden jetzt mit der Stirn runzeln. Zu eurer Beruhigung kann ich jedoch guten Gewissens sagen, dass es mir doch ein wenig fernliegend erscheint, die Problemlösungsmethoden unserer maskierten Freunde auch in unserer Parallelwelt anzuwenden, wenngleich es in einigen Fällen durchaus einen gewissen Reiz verspräche.
Dies alles vorangestellt wird vielleicht deutlich, dass meine Vorstellung von Humor im Sinne von lustig eine sehr spezielle ist. Vor dem Hintergrund vermag es vielleicht nicht zu verwundern, dass ich entgegen der auf der Splitterhompage eingestellten Beschreibung den Band nicht „urkomisch“ finde. Tatsächlich gibt es einige amüsante Szenen und Dialoge, die mir ein Schmunzeln entlocken. Wirklich lustig wird es aber erst auf den letzten Seiten. Das ist der Teil, wo die ursprüngliche Geschichte der Brüder Grimm endet. Erzählt wird zunächst mehr oder weniger das Märchen vom gestiefelten Kater. David Chauvel greift die Grundstruktur der Erzählung auf (Müller, 3 Söhne, Erbschaft, heiratsfähige Prinzessin eines Königreichs usw), variiert sie aber in mehrfacher Hinsicht. Weitere Figuren werden eingeführt. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Riesen. Die Sozialkritik steht mehr im Vordergrund. Helden oder rein gutmütige Menschen bzw. Tiere kommen nicht vor. Jeder sucht nur seinen eigenen Vorteil. Richtig gut gefallen hat mir insoweit, die Charakterisierung von Robilar als selbstsüchtiger, intriganter und rachsüchtiger Charakter. Insbesondere der Schlussteil weckt Erinnerungen an Game of Thrones. In den ersten beiden Dritteln plätschert der Comic dagegen ohne große Höhen und Tiefen vor sich hin. Er bleibt merkwürdig unentschlossen und kann sich nicht recht entscheiden, ob eine Rachegeschichte oder eine lustige Geschichte oder ein Märchen oder etwas anderes sein will. Das Ende hingegen macht neugierig auf die Fortsetzung.
Was ist mir sonst noch aufgefallen? Die Landbevölkerung spricht teilweise in hessischer Mundart. Nicht schlecht, haut mich aber nicht gerade vom Hocker. Die Sache mit der Gestaltenwandlung ist nach meinem Geschmack einfach too much. Etwas weniger wäre hier mehr.
Das Artwork enthält einige sehr schöne perspektivische Darstellungen, Mimiken und Gesichter. Andererseits wirken die Zeichnungen manchmal „unscharf“ und sind zum Teil nur grob skizziert. Hintergründe, insbesondere Landschaften oder Himmel wirken manchmal etwas eintönig. Detailreiche Ansichten auch von Gebäuden finden sich eher selten.
Fazit:
Ich hatte mir etwas mehr versprochen. Allerdings sind jetzt die Grundsteine gelegt. Ich bin gespannt darauf, wie es weitergeht. Noch ist alles drin, auch eine richtig gute Serie. Wer auf Nummer sicher gehen will, wartet bis Februar 2022. Da ist Band 2 mit dem vielversprechenden Titel „Ein Unhold zum Verlieben“ angekündigt.
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