Der Verlagsrabe hat die große Freude, Joschs neueste „Beute“ anzukündigen:
Trese, die Comicvorlage zur Netflix-Zeichentrickserie Trese – Hüterin der Stadt.

Der Comic ist bereits von 2008, aber ein zeitloser Klassiker. Hier geht es zur limitierten Hardcover-Edition ... nebst Leseprobe unten auf der Seite.

Die Trese-Hauptserie umfasst sieben Bände ... und ein paar Spin-Offs.

Alexandra Trese ist eine okkulte Detektivin in mindestens dritter Generation. Sie ermittelt in der Metropolregion Manila [und in der Gegenwart], in der sich unzählige Andersweltwesen tummeln, die sich unter die Menschen gemischt haben – darunter Elementargeister und Dämonen.
Szenarist Budjette Tan gelingt es in jeder Episode aufs Neue, verblüffende Antworten auf die Frage zu finden, wo sich die alten Geistwesen aus Mythos und Märchen heute eingenistet haben würden [ohne sich dabei verändern zu müssen].
Und Kajo Baldisimo zeichnet in einem Stil, der irgendwo zwischen U.S.-Horrorcomics aus den 1970ern, seinen großen philippinischen Vorbildern und Manga angesiedelt ist.

Der Einfachheit halber folgt nun der Text des Vorworts von Gerry Alanguilan [den ihr bereits aus Alandal kennen könnt] zu Trese, Band 1:

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Einleitung

Die Philippinen sind ein Land, in dem Comics geschätzt werden. Die Filipinos verschlingen sie geradezu und sie lieben es, welche zu zeichnen. Das Kreieren von Comics ist ein untilgbarer Teil der philippinischen Kulturgeschichte. Wir haben einige der talentiertesten, bemerkenswertesten und international stärkstens beachteten Zeichner hervorgebracht. Jahrzehntelang galten die Philippinen als Land, aus dem einige der besten Comiczeichner der Welt stammten.

Für die Szenaristen galt und gilt das so nicht. Sicherlich hatten wir auch ein paar legendäre Autoren wie Francisco V. Coching (1919-1998), Mars Ravelo (1916-1988) oder Pablo S. Gomez (1929-2010), aber in den letzten mehr als zwanzig Jahren ist kein bedeutender Schreiber von Comic-Szenarien mehr nachgewachsen. So sehr ich auch über die jungen Zeichnerinnen und Zeichner erfreut bin, deren seit ungefähr 1990 im Rahmen und unter den Bedingungen einer neuen Independent-Industrie geschaffenen Arbeiten mich schlicht umhauen, lässt sich die Zahl frischer, bemerkenswerter Szenaristinnen und Szenaristen an den Fingern nur einer Hand abzählen.

Da wären Carlo Vergara (*1971), David Hontiveros, Arnold Arre (*1971) und schließlich derjenige, der mich am meisten von allen beeindruckt hat: Budjette Tan.

Budjettes Trese kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Trese traf mich vollkommen unerwartet, elektrifizierte mich, warf mich erst einmal quer durch mein Zimmer und dann, wie einen Ringer, mit den Schulterblättern voran auf den Boden.

Natürlich kannte ich Budjettes Fähigkeiten als Autor bereits durch Comics 101, Batch 72 und eine Sammlung kürzerer Geschichten. Und selbstredend fand ich seine Sachen gut. Aber außergewöhnlich? Eher nicht. Es war dieser Standpunkt, der mich dazu brachte, Budjette während der Komikon 2006 ein wenig zu taktlos zuzurufen: „Hey, Budj! Trese ist FANTASTISCH! Wie bist du plötzlich SO GUT geworden?“ … als sei er es vorher eben nicht gewesen.

Ich schulde Budjette Millionen Entschuldigungen. Er ist ein alter Kumpel, ein Freund. Und wie ein Freund zu einem Freund spricht, so habe ich meinen Spruch vom Stapel gelassen. Du weißt, wie das läuft. Du versuchst, den anderen auf spielerische Art runterzumachen. Dieses Mal war es ganz ohne jede Absicht geschehen.

Denn Budjettes Brillanz war sicherlich immer schon da. Er musste nur die perfekte Geschichte finden, den perfekten Comic und den perfekten Zeichner, um sie scheinen zu lassen. Und: Ja, ich halte Trese für ein brillantes Werk. Darin werden Themen und Motive aufgegriffen, die in philippinischen Comics seit Jahrzehnten behandelt werden: Die Mythen und Sagen der Philippinen, die schon hundertmal zu Tode geritten worden sind. Aber Budjette präsentiert sie vollkommen neu und frisch, ganz und gar originell und berauschend.

Bekannte Gestalten werden verwandelt und auf clevere Weise überraschend neu vorgestellt. Alle geben sie sich ein Stelldichein: die Tiyanak, die Kapre, die Duwende, die Tikbalang, die Multo, die Aswang … und sogar das Rückgrat des Genres, der Superheld. Alle sind sie da, werden aber in Umständen und Situationen gezeigt, die so irrwitzig erfindungsreich sind, dass du Budjette am liebsten den Hals umdrehen würdest, weil er vor dir darauf gekommen ist.

Nun ja. Selbstverständlich wäre ich niemals darauf gekommen. Im Rückblick sind seine Einfälle so naheliegend, dass es schon einen brillanten Kopf wie den Budjettes braucht, um sie zu haben.

Natürlich wäre dieser Comic ohne einen Zeichner kein Comic. Und Kajo Baldisimo passt großartig zu Trese. Kajo ist noch ein junger Mann. Er hat das Potenzial, zu einem der größten Zeichner zu werden, die wir je hatten. Hier, beim Betrachten der ersten Trese-Episoden, sehen wir ihn, wie er noch dabei ist, sein Handwerk zu lernen. Aber sein Talent ist bereits deutlich zu erkennen. Wir sehen, wozu er noch in der Lage sein wird. Sein Strich ist karg, nüchtern, voller Schwarzflächen … und er fängt die Atmosphäre von Budjettes Skripten perfekt ein. Ich persönlich finde zwar, dass Trese in Farbe noch besser aussehen würde, aber Kajos Zeichnungen können auch ohne sie gut bestehen.

Als Trese ursprünglich in Form fotokopierter Minicomics veröffentlicht worden ist, dachte ich, dem Comic wäre es zu gönnen, wenn er bei einem großen Verlag erschiene, professionell betreut, gedruckt und vertrieben, so dass er das Publikum finden würde, das er verdient hätte. Ich bin hoch erfreut, dass dies nun tatsächlich geschieht.

Ihr, die ihr gerade den ersten Band in Händen haltet, um von ihrem Beginn an in die Trese-Welt einzutauchen, seid versichert: Ihr habt KEINE Ahnung, was auf euch zukommt. Und ihr habt KEINE Ahnung, wie sehr ich mich für euch freue.

Gerry Alanguilan
am 2. Januar 2008,
San Pablo City

Gerry Alanguilan (1968-2019) war der Schöpfer des preisgekrönten Elmer-Comics. Zu seinen anderen Werken zählen Wasted, Crest Hut Butt Shop, Johnny Balbona, Humanis Rex!, Timawa, Darna Lives!, Where Bold Stars Go to Die, Rodski Patotski und Bakokak. Er hat zahlreiche Hefte für U.S.-Superheldenserien getuscht, darunter Wetworks, Uncanny X-Men, Superman: Birthright, Wolverine, Fantastic Four und Stone. Er war ferner der Gründer und Kurator des Komikero Komiks Museum in San Pablo, in der Provinz Laguna auf Luzon, der Hauptinsel der Philippinen. Seine Beiträge zur philippinischen Comicheftindustrie, sein Rat und seine Unterstützung werden schmerzlich vermisst.

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Budjette Tan schreibt seit den 1990er Jahren Comics und arbeitet seit den 2000er Jahren in der Werbung, zurzeit für die LEGO®-Agency. Neben Trese ist Budjette der Miturheber und Autor des preisgekrönten Comics The Dark Colony: Mikey Recio and the Secret of the Demon Dungeon. Er ist der Co-Autor zweier Bücher über die Kreaturen aus dem philippinischen Mythenschatz und dem Volksglauben seiner Heimat: The Lost Journal of Alejandro Pardo und The Black Bestiary. Derzeit lebt er mit Frau und Kind in Dänemark, also fernab von den Aswang … zumindest glauben sie das.

Kajo Baldisimo ist ein Fan und regelmäßiger Leser philippinischer Komiks aus den 1980er und 1990er Jahren. Am Tag ist er als Storyboardzeichner tätig, nach Einbruch der Dunkelheit arbeitet er an Trese und seinem zweiwöchentlich erscheinenden Zine WKWKMDNK. Nachdem er vierzig Jahre in Manila gelebt hat, ist er inzwischen nach Davao City umgezogen, also in den Süden Mindanaos, der größten Insel im Süden der Philippinen, wo er mit seiner Frau und seinem Sohn ein Tierheim aufbauen will.

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Mit 1000 Grüßen,
JRN