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  1. #76
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Lucky Luke

    Original geschrieben von Jürgen Veile

    @zaktuell
    Wieder ein entscheidender Punkt: man 'spielt' mit Klischees. Es ist also nicht die Verwendung an sich, die ein Klischee moralisch fragwürdig macht, sondern die Art, wie man damit umgeht.

    Absolut. Und um mit Klischees spielen zu können, braucht man eben Talent. Wer zu wenig davon hat, ist gezwungen, sich auf die Klischees zu verlassen.

    @Jürgen + Oliver

    Ich würde bei der Verwendung von "Klischees" zwischen einem realistischen Comic und einem Funny unterscheiden wollen. Bei einem Funny wird es zu einem Stilmittel, bestimmte "Klischees" bzw. Vorurteile zu persiflieren.

    Markus Tschernegg, Lucky Luke und der Wilde Westen,
    in Comic Forum Nr. 21, Seite 21

    "Die Indianer
    In einem echten Western dürfen Indianer natürlich nicht fehlen. Doch Morris setzt seine Indianer nicht als engagierte Freiheitskämpfer ein, sondern als bloße Gaglieferanten, so wie er dies auch mit Weißen, Schwarzen und Gelben, Guten und Bösen tut. Der Whisky spielt in einem der ersten großen Abenteuer mit Indianern "Alerte aux Pieds Bleues", eine große, treibende Rolle. Brandpfeile, herabstürzende Steine, ein tiefer Canyon und die unvermeidliche, meist zu spät kommende Kavallerie bilden den Background für Witze am laufenden Band. Da wäre noch der Colonel und sein unterjochter Sohn in "La 20ieme die Cavalerie", die für Lacher sorgen, oder der abgrundböse Renegat, der Volk und Vaterland verrät, nur um des eigenen Vorteils Willen. Doch das Böse muß bestraft und das Gute belohnt werden.

    Die Lebensweise und Mythologie der Indianer sind für Morris und Goscinny wiederum nur Ideenlieferanten für weitere Gags. Lucky Luke muß sich bewähren, muß sich einér Ameisenprobe unterziehen (Canyon Apache"). Auch der Marterpfahl muß eher für Gags herhalten, denn als tatsächliches Marterinstrument. Die Indianer werden meist so dagestellt, wie sie in Filmen der Fünfziger Jahre auch gezeigt wurden: Sie waren als Feinde meist nur da, um bekämpft zu werden. In Lucky Luke verhalten sie sich nicht viel anders, nur daß die Indianer nicht immer die bösen Buben spielen müssen. Indianer kommen natürlich nicht nur in den oben erwähnten Geschichten vor, sie treten in fast allen neueren Abenteuern regelmäßig auf und parodieren sich in Sarah Bernardt" bereits selbst."

    __________________Ende des Zitats___________________

    Müssen wir jetzt all unsere schönen "Lucky Luke" - Alben auf den Müll werfen, weil diese nicht der "political correctness" ("pc") entsprechen? Ich meine - ja (sagt mir Bescheid, wo Ihr sie hingeworfen habt, ich komme dann vorbei).
    Apropos "pc": Indianer dürfen wir auch nicht mehr schreiben, die heißen "native americans".

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (08.10.2001 um 16:04 Uhr)

  2. #77
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Lucky Luke

    @ Martin37
    Ich würde bei der Verwendung von "Klischees" zwischen einem realistischen Comic und einem Funny unterscheiden wollen. Bei einem Funny wird es zu einem Stilmittel, bestimmte "Klischees" bzw. Vorurteile zu persiflieren.

    Genau. Ein humoristischer Comic kann/soll mit Klischees ganz anders umgehen als ein realistischer.

    Der Humor bei den - konsequent depperten - Indianern in "Lucky Luke" resultiert ja daraus, dass der Betrachter die entsprechenden Klischees bereits kennt und die parodistischen Übertreibungen bzw. Abweichungen mit Genuß registriert. Ohne die Klischees würde das also gar nicht funktionieren. Aber auch hier gilt für mich: Nur wenn ein Meister wie Goscinny das tut, besteht nicht die Gefahr, dass es plump wirkt. Hm, einer sollte mal alle Indianer-Gags von Goscinny in einem Extra-Band zusammenstellen. (Kapitän Mulligan: "Sieht komisch aus, wenn Pferde außerhalb der Manege kreisen.")

    @martin 37
    Müssen wir jetzt all unsere schönen "Lucky Luke" - Alben auf den Müll werfen, weil diese nicht der "political correctness" ("pc") entsprechen?

    Da besteht bei Luke schon allein deswegen keine Gefahr, weil auch der Rest des (weißen, gelben, schwarzen und etc.) Personals konsequent aus ausgemachten Deppen besteht und absolut jeder sein Fett abbekommt.

    Gruß
    Jürgen

  3. #78
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Russ Dobbs

    Original geschrieben von zaktuell
    Die Gegenüberstellung meiner Zitate zu Deinen Anmerkungen erweckt den Eindruck, als ständen unsere Ansichten gegeneinander. Ich werde aber den Verdacht nicht los, als ob wir inhaltlich doch ziemlich auf einer Linie sind:

    Natürlich ist, was aus heutiger Perspektive falsch ist, auch früher schon falsch gewesen. Es fehlte eben nur an der Möglichkeit diesen Irrtum zu erkennen. Das gilt für die Ansicht, die Welt wäre eine Scheibe genauso, wie für moralische Ansichten.

    Und genauso natürlich sind die Greg-Stories besser gewesen als die Hermann-Plots.
    Warum fällt mir grade jetzt die COMANCHE-Storie um Russ Dobbs ein ?

    Gruss!,oliver
    Wahrscheinlich sind wir wirklich nicht allzu weit voneinander weg. Aber das Forum ist ja dazu da, die Standpunkte friedlich und zivilisiert auszudiskutieren!


    Die Dobbs-Story ist wirklich einzigartig. Genialer ist Hermann nie gewesen - und ich habe auch niemals, abgesehen von einigen Arbeiten Girauds, andere Comic-Seiten in dieser Qualität gesehen. Daran muss sich jeder, der realistisch zeichnet, einfach messen lassen.

    Gruß
    Jürgen

  4. #79
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Re: Russ Dobbs

    Original geschrieben von Jürgen Veile
    Die Dobbs-Story ist wirklich einzigartig. Genialer ist Hermann nie gewesen
    Darüber kann man streiten: "Durch die Flammenhölle von Caranoa" ist zumindest nah dran
    Die Parallelität der beiden Handlungsstränge und ihr graphischer Kontrast (kühles Blau bei Jordans Weg übers Meer und glühendes Rot bei Andys Landmarsch) ergeben eine absolut athmosphärisch dichte und spannende Geschichte, die noch dazu ohne 'Bösewichter' und damit verbundene Gut-Böse-Klischees auskommt. Ein Highlight auf dem Gebiet der Abenteuer-Comics!

    Gruss!,oliver

  5. #80
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    @Martin:

    Du bist doch so gut im Abtippen: Hast Du zufällig ICOM INFO # 50? Seite 23, linke Spalte, Mitte. Das würde gut zu Deinen Lucky Luke-Indianer-Ausführungen passen. In ähnliche Richtung geht Seite 14 (Morris' Nummerierung) des aktuellen Bandes 'Der Kunstmaler'.

    Gruss!,oliver

  6. #81
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Unhappy Bescheidene Bestände

    @Oliver

    Sorry, aber meine Bestände an Sekundärliteratur sind äußerst mager und Icom Info habe ich nicht. Sonst hätte ich es sehr gerne für alle abgetippt.

    "Der Kunstmaler": Meinst Du die "sprechenden Kakteen"??


    Ciao
    Martin

  7. #82
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Re: Re: Russ Dobbs

    Original geschrieben von zaktuell


    Darüber kann man streiten: "Durch die Flammenhölle von Caranoa" ist zumindest nah dran
    Die Parallelität der beiden Handlungsstränge und ihr graphischer Kontrast (kühles Blau bei Jordans Weg übers Meer und glühendes Rot bei Andys Landmarsch) ergeben eine absolut athmosphärisch dichte und spannende Geschichte, die noch dazu ohne 'Bösewichter' und damit verbundene Gut-Böse-Klischees auskommt. Ein Highlight auf dem Gebiet der Abenteuer-Comics!
    Absolut!

    Übrigens sage ich ja auch nur, dass Hermann nie "noch" genialer gewesen ist als bei Dobbs. Dass er ein paar Mal aber "genau"so genial war, würde ich jederzeit unterschreiben - und "Caranoa" zählt da sicherlich dazu .

    Gruß
    Jürgen

  8. #83
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    einspruch! einspruch!

    hermann ist auch noch in anderen alben "genial" gewesen.
    gerade den "filmischen" erzählstil hat er in jeremiah nochmal
    gesteigert. so gehören für mich z.b. "julius & romea" sowie "delta"
    zu seinen besseren bücher.

    aber man muss auch eingestehen, das es ihm einfach immer
    weniger gelingt, geschichten ausserhalb seiner lebenseinstellung
    zu erzählen. hier hat er bestimmt keine akzente gesetzt.
    als unkündbarer herman-fan finde ich das sehr schade.

    interessant ist auch, das gerade hermann am ehesten in die
    - am anfang des threads - beschrieben rolle passt. er macht
    schon auf die meisten leser den eindruck, als ob er ihnen
    sein weltbild vorrangig darstellen will.


    horst

  9. #84
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Re: Bescheidene Bestände

    Original geschrieben von Martin 37
    @Oliver

    Sorry, aber meine Bestände an Sekundärliteratur sind äußerst mager und Icom Info habe ich nicht. Sonst hätte ich es sehr gerne für alle abgetippt.

    "Der Kunstmaler": Meinst Du die "sprechenden Kakteen"??


    Ciao
    Martin
    Mist. Muss ich wohl selbst ran. Nein, ich mein nicht die sprechenden Kakteen, sondern:
    "Sagt mal, könnt ihr nicht normal reden? Ewig die Artikel verschlucken und alle Verben in den Infinitiv zu setzen, das geht mir langsam auf den Senkel." - "Wir Indianer drücken uns eben so aus, um der Unterhaltung etwas Lokalkolorit zu verleihen. Das gefällt den Touristen."

    Und im ICOM INFO:
    Interview mit Morris. Es geht um die Zeichentrick-Serie und die amerikanische Kommission, die Lucky seiner Lulle beraubte.
    Frage: "Sind solche Einmischungen eine starke Beschränkung bei der Konstruktion der Stories und der Gags?"
    Morris: "Natürlich. Nur manchmal gelingt es dann wieder, aus diesen Beschränkungen gradezu einen Gag zu machen... Wir durften zum Beispiel die Indianer in den Filmen nicht, wie in den Comic-Alben, ein eher gebrochenes Englisch sprechen lassen, das empfand diese Kommission als diffamierend - also haben wir ihnen stattdessen ein lupenreines Oxford-Englisch gegeben, was auch sehr komisch wirkt."

    Gruss!,oliver

  10. #85
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    @horst: Einspruch abgelehnt: Die von Dir gemeinte Genialität bezieht sich auf das 'wie' des Geschichtenerzählens. Das von uns vermisste Genie bezog sich auf das 'was'.

    Gruss!,oliver

  11. #86
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    Exclamation

    o.k.

  12. #87
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Exclamation

    @Oliver, Jürgen & Martin
    BOAHHHHHHHHHHH!!!!!!
    Von euch dreien kann man noch was Lernen....
    Ich ziehe meinen Imaginären Hut.

  13. #88
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Indianer

    Ich habe noch etwas über die Apachen und Cochise im Netz gefunden:

    "(...) Anfangs war Cochise den Amerikanern gegenüber einer der am wenigsten feindseligen ApachenAnführer gewesen. Er hatte gestattet, daß Kutschen durch das Land seines Volkes fuhren und die Reisenden, die Mitarbeiter der Poststation und ihre Tiere die Quelle am Paß benutzten; außerdem hatte er die Poststation am Apache Pass mit Brennholz beliefert. Doch Anfang 1861, eineinhalb Jahre vor dem Angriff auf Carletons Kuriere, hatte eine ArmeeEinheit unter der Führung des unerfahrenen Lieutenant George N. Bascom Cochise zu einem unerbittlichen Feind der Amerikaner gemacht; der Offizier hatte fälschlicherweise geglaubt, Cochise sei an einem Überfall auf eine Ranch beteiligt gewesen, bei der ein Junge gekidnappt und Tiere gestohlen worden waren, und hatte ihn bei einer Versammlung verhaften lassen. Cochise, dessen Volk nichts mit der Sache zu tun hatte, zog das Messer, befreite sich aus dem Zelt und floh in einem Kugelhagel, wobei er eine Verletzung am Bein davontrug. Daraufhin ergriffen die Truppen andere Indianer, die auf Cochise gewartet hatten, und erhängten sechs von ihnen, darunter Cochises Bruder und zwei seiner Neffen. Cochise war voller Trauer und Zorn. "Am Ende", sagte er später zu den Weißen, " haben eure Soldaten mir ein großes Unrecht zugefügt, und ich und mein Volk zogen in den Krieg gegen sie..."


    Quellen:
    http://www.indianer-web.de/suedwest/apachen.htm
    http://www.oerry.de/apachen.htm

    Ciao
    Martin

  14. #89
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Andy Morgan

    Diesmal möchte ich die (oben bereits von Jürgen und Oliver angeführte) Genialität von Hermann / Greg aufgreifen. Deshalb noch ein Auszug aus dem Comicjahrbuch 1988, der uns auch kurz einen Überblick über andere, uns wohl bekannte Helden gibt.

    Andreas C. Knigge, Der unrasierte Held: Andy Morgan
    Comicjahrbuch 1988, Seite 50 ff

    "Am 18. Januar 1966 erschien auf den Seiten 36 bis 39 der 900sten Ausgabe der Zeitschrift Tintin, jenem belgischen Comic-Magazin, das so viele heute weltbekannte Serien hervorgebracht hat, eine abgeschlossene Comic-Story mit dem Titel "Billet Surprise". Ganz klein war darunter zu lesen: "Une Aventure de Bernard Prince." Heute zählt Andy Morgan, so der Serientitel der deutschen Veröffentlichungen durch die Verlage Koralle, Bastei und zuletzt Carlsen, zu den herausragendsten naturalistisch gezeichneten Abenteuer-Comics europäischer Herkunft. Der Grund hierfür ist nicht ausschließlich in der erzählerischen Qualität des Autors Greg und der grafischen Brillanz des Zeichners Hermann zu suchen, sondern vor allem auch in der Tatsache, daß hier ein Held präsentiert wird, der sich in wesentlichen Punkten von den Charakteristika der traditionellen Comic-Helden der frankobelgischen Schule unterscheidet.

    Der Prototyp der frankobelgischen Comic-Helden ist der 1941 von Jean Doisy für das Comic-Magazin Spirou entwickelte und von Jijé gezeichnete Detektiv Valhardi, der im Auftrag einer Versicherungsgesellschaft schwierige und geheimnisvolle Fälle aufzuklären hat. Durch seine positiven Attribute - er ist groß, blond, mutig, edel und intelligent - wurde Valhardi schnell zur populärsten Heldenfigur in Spirou; schon 1943 erschien die Serie das ganze Jahr hindurch als Titelstory. Der große erzählerische Atem und die weitgehend detailgetreuen und realistischen Zeichnungen machten Schule und prägten auch die in Spirou folgenden Abenteuerserien wie Buck Danny (1947), Jerry Spring (1954) etc. Dennoch blieb Spirou mt Serien wie Spirou, Tif et Tondu (Gin und Fizz), Lucky Luke und Johan et Pirlouit (Johann und Pfiffikus) schwerpunktmäßig der humoristischen Tradition der Schule Marcinelle verpflichtet. Zur Domäne der Abenteuer-Comics wurde dagegen das 1946 gegründete Magazin Tintin, für das Serien wie Blake und Mortimer (1946), Alix (1948), Lefranc (L. Frank, 1952), Dan Cooper (1954), Ric Hochet (Rick Master, 1955), und Michel Vaillant (1958) entstanden. Auch das 1959 erstmals erschienene und später zur Comic-Revue für erwachsene Leser entwickelte Magazin Pilote pflegte in seinen Anfangsjahren mit Barbe Rouge (Der rote Korsar, 1959), Tanguy et Laverdure (Mick Tangy, 1959) und Blueberry (1964) die Tradition der realistisch gezeichneten Abenteuer-Comics."

    ___________________Ende des Zitats___________________


    Fortsetzung folgt ....

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (09.10.2001 um 21:23 Uhr)

  15. #90
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    Post Andy Morgan - 2. Teil

    "Vergleicht man die Helden dieser Serien mit den Protagonisten der amerikanischen Abenteuer-Comics, so fällt vor allem auf, daß die belgischen und französischen Helden wesentlich moralischer und in ihrem Handeln stets noch etwas edler sind als ihre amerikanischen Kollegen. Auch findet man das Motiv des soldier of fortune wesentlich seltener; die frankobelgischen Helden kämpfen zumeist innerhalb eines klar definierten Auftrags für das Gute: Valhardi im Dienst einer Versicherung, Buck Danny im Sold der US-Army, Mick Tanguy für die französische Regierung, Jerry Spring und Blueberry agieren auf Weisung des amerikanischen Präsidenten oder eines Gernerals. Inspektor Blake ist Agent von Scotland Yard, Alix Beauftragter Cäsars. L. Frank und Rick Master klären als Reporter Kriminalfälle im Auftrag ihrer Zeitung auf, und Dan Cooper und Michel Vaillant testen Jets und Rennwagen für die Firmen der Väter. Selbst der Rote Korsar wird als Pirat als eine Art privater Unternehmer geschildert, der für die Sicherheit seiner Leute in ihrem Inselversteck die Verantwortung trägt.

    Dieser Unterschied ist nicht zufällig, sondern als Abgrenzung zu den amerikanischen Comics in den Serien als Prinzip angelegt. Als nämlich Spirou und Tintin nach Ende des II. Weltkriegs die von der Agentur Opera Mundi vertriebenen amerikanischen Abenteuer-Comics veröffentlichten, provozierte diese breite Proteste in der Öffentlichkeit: Die Linke sah in den Serien kapitalistische Propaganda, die Rechte kritisierte die Darstellung der Gewalt. So kam es schließlich zur Verabschiedung des Gesetzes vom 2. Juli 1949, das über einen strengen Moralkodex die Veröffentlichung amerikanischer Serien quasi unmöglich machte und die Verlage damit unfreiwillig zur Produktion eigener Comics zwang. Durch das Einbinden der Helden in den Auftrag der Gesellschaft, einer Organisation oder einer Firma sollten Gewaltdarstellungen als notwendig legitimiert werden und weniger als Willkürakte der Helden erscheinen. (Erst in den letzten Jahren zeichnet sich in einigen Serien eine deutliche Veränderung ab. So quittierte Mick Tanguy seinen Dienst bei der französischen Luftwaffe und Blueberry desertierte aus der US-Kavallerie.)"

    ______________________Ende des Zitats__________________
    Andreas C. Knigge, a. a. O.

    Fortsetzung folgt ...

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (11.10.2001 um 05:30 Uhr)

  16. #91
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    Post Andy Morgan - 3. Teil

    "Ganz im Rahmen dieser Tradition stehen auch die ersten Abenteuer Andy Morgans. Aus der ersten Story geht hervor, daß der schlanke weißhaarige Held als Kommissar für Interpol tätig ist und mit seinem Adoptivsohn Djinn, einem Hindu, eine Großstadtwohnung teilt. (Wo sich diese genau befindet, ist unklar: Das erste Abenteuer scheint in New York zu spielen - worauf auch der Band "Abenteuer in Manhattan" hinweist -. die anderen Storys sind ohne Zweifel in Frankreich angesiedelt.) Djinn - in der deutschen Übersetzung Ali - ist es dann auch, der als Identifikationsfigur für die jugendlichen Leser meist die Kriminalfälle löst oder aber zumindest entscheidend zu deren Lösung beiträgt. In "Spécialité Maison" ist er es, der entdeckt, daß der von Morgan überwachte Agent die gesuchten Mikrofilme in einer Boule-Kugel versteckt hat, in "Le Troisième Témoin" entlarvt ein von Ali geschossenes Foto die wirklichen Hintergründe eines Attentats usw. Insgesamt sind bis Oktober 1966 sieben Geschichten mit je vier (bzw. bei den beiden letzten mit sechs) Seiten erschienen, in denen Andy Morgan als Interpol-Agent tätig ist. Danach änderten die Autoren jedoch das Konzept der Serie: Moragn erbt eine Hochseejacht namens Cormoran und beschließt, von nun an seine Abenteuer an Bord dieses Schiffes zu erleben - selbstverständlich in Begleitung Alis.

    1967 beginnt in Tintin 952 das erste lange Andy Morgan-Abenteuer, das sich 23 Seiten über elf Fortsetzungen erstreckt. In Lombashi, der Hauptstadt der Republik Lokanga irgendwo in Afrika, erhält er von einer Frau namens Burma Diego den Auftrag, die Ladung eines abgestürtzten Flugzeugs aus dem Dschungel zu bergen. Zusammen mit Barney Jordan, einem beleibten rothaarigen Seemann, den sie in Lombashi bei einer Schlägerei kennengelernt haben, machen sie sich auf den Weg, um auf eine ganze Reihe von Problemen zu stoßen: erstens entpuppt sich die Ladung als Beute aus einem Diamantenraub, zweitens haben sie in Mr. Walker, einem Geschäftsmann, dem dieser Auftrag durch die Lappen gegangen ist, einen gefährlichen Kontrahenten, und drittens werden sie mitten im Dschungel von Eingeborenen angegriffen. Andy Morgan, Barney Jordan und Ali meistern jedoch alle Gefahren, und das letzte Bild zeigt die Cormoran, die Kurs auf das offene Meer nimmt."

    ____________________Ende des Zitats__________________
    Andreas C. Knigge, a. a. O.

    Fortsetzung folgt

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (12.10.2001 um 05:42 Uhr)

  17. #92
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Ahja. Damals kams knüppeldick. Was Hermann und Greg in diese 23 Seiten gepackt haben, da machen andere ne mindestens dreibändige Serie draus... - Was die beiden später wohl auch so gesehen haben. Daher kam dann mit dem Coronado-Abenteuer (Album 2) der 'böse Geschäftsmann' nochmal ausführlicher zum Tragen, die angreifenden Dschungel-Indianer kamen in Band 9 (Guerilla für ein Phantom) detailierter zum Zuge, der Dschungel selbst als Gegenspieler fand in Band 3 (Die Grenzen der Hölle) meisterhaften Ausdruck... Lediglich die dem Helden hinterherschmachtende Weiblichkeit wurde nicht wieder aufgegriffen. Zwar hatte Andy durchaus noch mit Frauen zu tun, doch blieb das entweder ebenso nebenbei wie in der 23-Seiten-Geschichte oder aber hatte alles andere als die Ausstrahlung romantischen 'Schmachtens': Im Anschlag auf die Cormoran (Band 12) ist sie eine todbringende Gefahr...

    Gruss!,oliver

  18. #93
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking Andy Morgan - Exkurs

    @oliver

    dito, die 23 Seiten zeigen bereits das große Potenzial der Serie. Auch wenn es zuvor Kurzgeschichten gab, so beginnt doch die eigentliche Abenteuerserie mit diesen Seiten. Besonders wichtig, ja fast genial, ist es gewesen, die Hauptfigur eine Hochseejacht erben zu lassen. Damit konnten die Hauptpersonen an jedem (exotischen) Schauplatz dieser Welt "aufkreuzen" (Ausnahme: Manhattan). Zunächst waren diese Plätze hauptsächlich Kulisse für die zu bestehenden Abenteuer. Doch dann wurden sie auch Gegenstand der Abenteuer selber, ob die Wüste mit einem Sandsturm, der Dschungel mit seinen Gefahren (Moskitos, Raubkatzen), der Ozean mit einer Muräne, eine Flammenhölle, ein Vulkanausbruch etc.

    Aber zurück zu den 23 Seiten. Drei Veröffentlichungen liegen vor mir:

    - Zack 17 + 18/72
    - Bastei - Verlag, 1985
    - Carlsen - Verlag, 1991

    In der Bastei-Ausgabe heißt Andys Adoptivsohn wie im Original auch "Djinn" (im Gegensatz zur Zack und Carlsen- Veröffentlichung). Der Gangster "Kurt Walker" heißt dafür in der Carlsen-Ausgabe "Kurt Bronzen". Abgesehen davon gibt es drei unterschiedliche Übersetzungen. Dafür ein kleines Beispiel:

    Seite 2: Walker versucht Andy Morgan mit einem Faustschlag zu treffen. im Gegenzug trifft Andy Walker.

    Bastei-Ausgabe:
    Walker: Flegel! Dir werd ich´s zeigen!
    Andy: He! Nicht so stürmisch!
    Andy: So was mag ich gar nicht!

    Carlsen-Ausgabe:
    Walker: So spricht man nicht mit mir, Du ...
    Andy: Ah, jetzt verstehe ich Mister ...
    Andy: Das scheint hier Sitte zu sein, wie? In diesem Fall ...

    Zack:
    Walker: Ich werde es dir zeigen, du elender Grünschnabel!
    Andy: Es scheint hier eine Manie zu sein ...
    Andy: ... oder ein Brauch? In diesem Fall ...

    Die Zack-Fassung gefällt mir übrigens am besten :-))

    Noch krasser sind mir die unterschiedlichen Übersetzungen / Fassungen in "Pest an Bord" (Zack-Box 19) und "Tödliche Lava" (Carlsen 10) zu "Le Souffle de Moloch" aufgefallen. Kurz ein Beispiel von Seite 1 dieser Episode.

    Carlsen:
    Barney: Aber gut ich gebe mich geschlagen! Ich habe den Kürzeren gezogen und deshalb werde ich auf unseren Luxusdampfer aufpassen, während ihr euch in den Straßen von Singapur vergnügt! Da hilft kein Jammern ...
    Ali: Ach ja?
    Ali: Ich sehe schon du trägst es wie ein Mann! Die Flaschen, die du an Bord geschleppt hast, werden dir die Zeit bestimmt nicht lang werden lassen! Ich glaube kaum, dass da nur Limonade drin ist.
    Barney: Willst du etwa behaupten, dass ich ein Säufer bin?
    Ali: He! Sachte, sachte!
    Ali: Sieh dir lieber den an!

    Zack-Box:
    Barney: Wenn das Los den alten Jordan zur Schiffswache auf der Cormoran einteilt, kannst du beruhigt mit deinem Paps nach Singapur reinfahren! Die Cormoran ist wie immer in den besten Händen!
    Ali: Ach ja?!
    Ali: Und unsere Whiskyvorräte natürlich auch! Aber paß auf, daß du nicht wieder nach der zweiten Flasche über Bord gehst wie bei deiner letzten Wache! Ein glatter Reinfall!
    Barney: Dir fällt auch gleich was ins Gesicht, du halbe Portion ...
    Ali: He! Sieh dir den an!
    Ali: Wau! Wie aus dem Ei gepellt!

    Auch hier trifft m. E. die Zack-Ausgabe eher den Nagel auffem Kopf. Apropos treffen: Mit welcher Lektüre trifft da Barney zum Glück niemanden??

    __________________Ende vom Exkurs___________________

    Ciao
    Martin

  19. #94
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    ...ich hab hier auch noch die frz. Ausgabe. Da heisst 'Walker' ebenfalls Kurt Bronzen.

    Generell lässt sich wohl sagen, dass die Carlsen- und Ehapa-Übersetzungen meist näher am Original sind. Aber auch mir gefallen die Kauka- und Koralle-Texte meist besser.

    Siehe dazu auch in dem Thread zu Blueberry die Sache mit Red Necks Ohr...

    gruss!,oliver

  20. #95
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Arrow Blueberry-Link

    Für alle, die den sehr interessanten Thread zu Blueberry nachlesen möchten, hier der kurze Weg dahin:

    http://www.comicforum.de/comicforum/...0&pagenumber=2

    Ciao
    Martin

  21. #96
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Andy Morgan - 4. Teil

    Jetzt kommen über mehrere Seiten kurze Inhaltsangaben zu den einzelnen Geschichten. Diese erspare ich mir. Dafür gibt es hier für alle, die die Cover einmal (wieder) ansehen wollen (weil sie entweder die Alben nicht kennen oder diese so tief gestapelt haben, dass sie nie wieder dran kommen) einen Link auf die (tolle) comicpage:

    http://www.comicpage.de/zack_info.html

    Und für alle, die mal (wieder) schnell die schöne Cover-Gallerie auf den zaktuell-Seiten aufsuchen möchten:

    http://home.t-online.de/home/omanste.../andycoga.html

    Und nun geht es im Text weiter:

    "Und von nun an geht es unaufhaltsam bergab: Hermann zeichnet nur noch die zehnseitige Kurzgeschichte "L´Otage", die vom Text her jedoch völlig uninteressant und von den Zeichnungen her langweilig ist und dokumentiert, daß Autor und Zeichner das Interesse an ihrem Helden verloren hatten: Greg konzentrierte sich verstärkt auf seine auch von ihm gezeichnete Serie Achille Talon (Albert Enzian) und engagierte sich für den Verlag Dargaud in den USA, während für Hermann die Abenteuerthematik ihre Faszination verloren hatte, und er sich der Entwicklung von eigenen, neuen Serien beschäftigen wollte. Wegen des überdurchschnittlichen Erfolges von Andy Morgan erklärte sich Greg allerdings dennoch bereit, weitere Abenteuer für den Nachfolgezeichner Dany Henrotin zu schreiben. Erschienen sind seit 1979 nur drei Storys mit insgesamt 55 Seiten, die allerdings die brillante Grafik, die stimmige Atmosphäre, die abgetsimmten Farben und die bewährte erzählerische Dichte vermissen lassen. Henrotins Versuch, Andy Morgan fortzusetzen, muß als gescheitert betrachtet werden: die Serie ist inzwischen eingeschlafen.

    Wie schon oben erwähnt, stammen die Zeichnungen aus der Feder Hermanns, der mit vollem Namen Hermann Huppen heißt und am 17. Juli 1938 in Beverce in Belgien geboren wurde. Nach der Ausübung verschiedener Berufe - u. a. Innenarchitekt und technischer Zeichner - begann er 1963 mit wenig Erfolg einige Kurz-Comics zu machen. Später bot er René Goscinny, der damals Chefredakteur bei Pilote war, einen Detektivstrip namens Valery Valériane - Detective Mondain an, den er zusammen mit Greg entwickelt hatte. Goscinny lehnte ab. Kurz darauf erfand Hermann ´dann wiederum in Zusammenarbeit mit Greg Bernard Prince für Tintin und begann am 2. Mai 1967 mit der historischen Reihe Jugurtha, die von Laymilie (d. i. Jean-Luc Vernal) geschrieben wurde, und von der zwei Alben erschienen. 1971 entschloss er sich - da dem Magazin Spirou noch ein Western fehlte -, zu der Serie Comanche, von der bis heute zehn herausragend gezeichnete Alben vorliegen."

    __________________Ende des Zitats____________________

    Andreas C. Knigge, a. a. O.

    Fortsetzung folgt ...

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (13.10.2001 um 04:20 Uhr)

  22. #97
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    ...da sieht man mal, wie alt die Artikel sind: Kein Wort von der Andy-Fortsetzung von Aidans und der Comanche-Vortsetzung durch Rouge....

  23. #98
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Talking

    ...aber ich lese und genieße!

  24. #99
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Wink (Z)AKTUELLE Infos

    ... meine Hoffnung ist ja noch, dass eventuell irgendwann mal wieder etwas Aktuelleres zu den alten Zack-Serien zu berichten sein wird, um auch in die neuere Sekundärliteratur einfliessen zu können.

    Ciao
    Martin

  25. #100
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Andy Morgan - 5. Teil

    "Wenn man sich Hermanns erste Alben aus den sechziger Jahren anschaut, so lassen sich Elemente der klassischen belgischen Schule erkennen: Vor allem die dicken und rundlichen Konturen sowie der flächige Stil springen sofort ins Auge. Was vor allem auffällt und ein typisches Merkmal der guten belgischen Zeichner ist, ist der ungeheure Detailreichtum der Bilder. Hier konnte Hermann sein Talent mit der Verlagerung des Handlungsortes von der Großstadt in die kleinen Hafenorte Südamerikas oder Asien voll entfalten. So beginnen die Fortsetzungsabenteuer dann auch mit der Zeit mit immer größer werdenden Splash-Panels, Panoramabildern, die einen atmosphärischen Einstieg vermitteln. Zu sehen sind hier dann zumeist Schwarze mit bloßem Oberkörper, die schwere Waren auf dem Kopf tragen, Frauen mit bunten Kopftüchern, wellblechbedeckte Holzbaracken, Asiaten mit riesigen Strohhüten, frei herumlaufende Ziegen oder bunte Kunstgegenstände, die als Symbol dem Leser die "dritte Welt" als Schauplatz signalisieren. Die Farben der ersten Geschichten sind noch knallig grell und vermitteln - egal ob ein Hafen, ein Touristenmarkt oder ein Eingeborenendorf im Urwald gezeigt wird - den Eindruck von Lebendigkeit. Der Urwald ist entweder bis zum letzten Halm peinlich genau ausgezeichnet, oder aber er erstarrt zur ganzflächig grünen Kulisse, die zwar atmosphärisch stimmig ist, aber nicht durch Überlagerung des Bildes mit Details die Aufmerksamkeit von den im Vordergrund agierenden Personen ablenkt.

    Mit dem Abenteuer "An der Grenze zur Hölle" tritt dann das Grelle zurück, die Farben werden blasser und durch die Ausschöpfung aller Nuancen perfekt aufeinander abgestimmt. Eindeutig überwiegt hier sowie in "Im Dschungel gefangen" das Grün des Dschungels, in "Abenteuer in Manhattan" dominieren Weiß und Grau und vermitteln somit auf brillante Art und Weise die Atmosphäre des verschneiten, kalten und hektischen New York, und in Gelb und Hellbraun wird in "Die Wüste brennt" die Sahara abgebildet.

    In "Durch die Flammenhölle con Caranoa" fängt Hermann dann an, sich intensiver den Gesichtern zu widmen und verwendet feine Linien, um Schatten und Falten anzudeuten. Ein ganz extremer Wandel vollzieht sich dann im nächsten Abenteuer, wo sich Hermann endgültig von der dicken und glatten Konturlinie abwendet und - unter häufigerer Benutzung der Zeichenfeder - eine Lockerheit in die Bilder bringt, die schon bei Jean Giraud begeistert hatte.

    Hermann entdeckt immer mehr Möglichkeiten, die Farben einzusetzen: Bei Hintergrunddetails werden immer häufiger die Konturen weggelassen, und die Farbabstufungen vermitteln räumliche Tiefe. Daß es möglich ist, auch in einer recht tristen Umgebung atmosphärische Dichte zu erzeugen, beweisen dann schlußendlich "Die Nebelfestung" und "Das Himmelfahrtskommando". Im erstgenannten Abenteuer muß sich die Cormoran-Crew durch eine unwirtliche Sand- und Felswüste Asiens schlagen, und die zweite Geschichte spielt auf einem rostigen Frachter, der vor der kanadischen Küste im Eis steckt."

    ____________________Ende des Zitats__________________
    Andreas Knigge, a. a. O.

    Fortsetzung folgt ....

    Ciao
    Martin

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