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Thema: Welche Comics habt ihr heute gelesen? - Der große Review-Thread

  1. #2651
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Third World War Book 2
    in Crisis 15-27, 29-38
    Pat Mills, Carlos Ezquerra, Sean Phillips, John Hickleton
    10/10

    Die FreeAid-Soldaten der ersten Staffel haben Heimaturlaub in England. Einige von ihnen werden nie wieder ihren Dienst antreten. Eve trifft einen alten Freund namens Rohan, der Mitglied einer Revolluzergruppe namens BADS ist (Black Activists Defense Squad). Schwierigkeiten gibt es mit einer privaten Polizeieinheit, deren rassistischer Inspektor Ryan einen persönlichen Feldzug gegen Schwarze führt. In seiner Kindheit wurden seine Eltern von Mau Mau-Milizen getötet, seitdem steht Ryan an der Schwelle zum Wahnsinn.

    Linke Propaganda ?
    Der Grundtenor der Serie ist nach wie vor sehr antiwestlich, teilweise wirkt die Serie wie linke Propaganda. Polizisten böse, Revolutionäre gut. Trotzdem wird hier keine reine Schwarz/weiß-Malerei betrieben. Jede Figur erhält in dieser zweiten Staffel Tiefe und eine Geschichte, vor allem auch Inspektor Ryan. Außerdem wird in der zweiten Staffel die Natur eines Helden und Anführers kritisch hinterfragt, ohne zu einer geeigneten Lösung zu kommen.

    Chaotische Zeichnerwechsel
    Da in der zweiten Staffel die Zeichner sehr oft wechseln, ist die Reihe stilistisch extrem gemischt. Zunächst legt Carlos Ezquerra einen sehr actionorientierten Stil vor, und das kann er wirklich gut. Carlos Ezquerra erzählt äußerst packend und ich fand es zunächst sehr enttäuschend, als mit Crisis 22 Sean Phillips die Zeichnungen übernahm, denn dem liegen Action-Szenen überhaupt nicht. Die Folgen, in denen Inspektor Ryan im Focus ist, werden wiederum von John Hickleton gestaltet. Hickleton zeichnet stimmungsvoll, aber hässlich, und je hässlicher eine Figur in ihrem Wesen ist, desto hässlicher wird sie auch in ihrem Äußeren dargestellt. Das hat zur Folge, dass sich das Aussehen von Inspektor Ryan fast völlig verändert, denn bei Ezquerra hat der Typ noch recht cool ausgesehen.

    Parallelen zu "The Invisibles"
    Chief Inspector Ryan hat eine ähnliche Rolle wie Sir Miles und sieht mit seinem Schnauzer auch ähnlich aus. Bilder von einer Fuchsjagd kommen in beiden Comics vor. Beide Serien tendieren dazu, weit auszuholen, was die Vergangenheit der Hauptfiguren angeht. In beiden Serien ist das Establishment und die Polizei in ihrem Wesen böse. Das Spiel mit doppelten Identitäten und Verkleidungen wird mindestens so virtuos betrieben wie bei "Invisibles". Vor allem aber liest sich "Eve's Story" wie ein einziges, langes "How I became Invisible". Staffel 2 wirkt wie eine Urversion von "The Invisibles". Nicht nur, aber vor allem für Fans von Grant Morrisons Reihe unbedingt empfehlenswert.
    Geändert von Manx cat (31.08.2010 um 11:46 Uhr)

  2. #2652
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Third World War Book 3
    in Crisis 40, 41, 43-51, 53
    Pat Mills, Glyn Dyllon, Rob Blackwell et al.
    5/10

    Neues Papier in dem die Farben versumpfen, neue Zeichner, ein zielloser mäandernder Plot und am Schluss eine echte Antiklimax - das Ende von Third World War ist unrühmlich. Die in Staffel 2 so hingebungsvoll aufgebauten Figuren werden nicht mehr benutzt. Der Focus springt zwischen einzelnen Figuren hin und her und irgendwann ist dann einfach Schluss. Man kann sagen, dass bereits hier die Parallele zu "The Invisibles" überdeutlich ist, denn auch diese Serie ist zum Schluss hin bedenklich ausgefranst.

    World War Three - Book 3 bringt aber dennoch neue Ideen und Grant Morrison hat diese bedenkenlos ausgeschlachtet:
    - Ein Pub, in dem sich die Protagonisten treffen heißt "Hand of Glory". Außerdem wird in einem Ritual ein Dieb - besser: der größte Dieb der Erde, Lord Multifood - gehängt und ihm die Hand abgeschnitten, da diese so genannte "Hand of Glory" angeblich magische Kräfte hat. Auch bei den "Invisibles" spielt eine "Hand of Glory"eine wichtige Rolle.
    - Der Terrorist Finn trägt eine ähnliche Maske wie King Mob aus dem Grund, möglichst furchterregend zu wirken. Der Zweck der Maske wird ausführlich erklärt. Die gleiche Begründung für das Tragen von monströsen Masken gibt es in "Invisibles".
    - Die Konzernchefs werden inzwischen als ein Geheimbund gezeigt, der satanische Rituale durchführt. Very morrisonesque.

    Die ganze Hinwendung zum Okkulten hat der Serie zum Schluss hin sehr geschadet. Viele der neuen Aspekte bleiben aber unentwickelt. Vielleicht hatte Grant Morrison das Bedürfnis, etwas aus diesen Versatzstücken zu entwickeln. Das ist ihm durchaus gelungen. Deutlich wird aber, dass er sich sehr freimütig bei Third World War bedient hat.

    Essentiell für Invisibles Fans. Bereichernd, nicht ernüchternd.
    Geändert von Manx cat (31.08.2010 um 18:01 Uhr)

  3. #2653
    Mitglied Avatar von Helrunar
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    Willingham, McManus: Sandman präsentiert Thessaly - Die Hexe lässt das Morden nicht.
    Panini 2009
    7/10
    Ziemlich viel Splatter, man kommt sich ja fast vor wie bei Evil Ernie...

    Posy Simmonds: Tamara Drewe
    10/10
    Reprodukt 2009

    Hier kann man endlich wirklich mal von einem "Comic-Roman" (gräffick nowwel) sprechen, den man jedem um die Ohren hauen sollte, der Comics noch für Kinderkram hält. Zwei erzählerische Mittel machen dieses Werk zu einem literarischen Vergnügen: Zum einen haben wir auf jeder Seite einen relativ hohen Anteil an bloßem Text, der jeweils die Innensicht einer der Figuren widergibt (mit Ausnahme von Tamara, um die sich alles dreht). Die Bilder stellen dagegen die Außensicht dar, also sozusagen die "objektive Wirklichkeit". Anfangs fand ich die Illustrationen etwas unansehnlich, aber nach 10 Seiten merkt man, dass sie mit ihrem Understatement perfekt zur Story passen.
    Zum anderen wechseln die Perspektiven ständig, so dass ein sehr vielschichtiges Bild der Ereignisse entsteht.
    Auch die Handlungsführung ist meisterhaft: Es fängt als beschauliche, mild satirische Idylle auf dem Lande an, bis durch das Auftauchen der Titelheldin allerlei amouröse Verwirrungen in Gang kommen, die am Schluss zu zwei Todesfällen führen.
    Ist bereits verfilmt worden (von Stephen Frears), bei einer so guten Vorlage kann der Film auch nicht ganz schlecht werden.
    Glen Larson ist mein Held!
    http://www.reprodukt.com/product_inf...roducts_id=333
    Geändert von Helrunar (02.09.2010 um 01:33 Uhr) Grund: link
    novio de la Muerte

  4. #2654
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Das Fieber des Stadtplaners
    Schuiten/Peeters
    Feest Comics
    ca. 1990
    10/10

    Irgendwie ist das ganze eine Parabel, nur auf was? Das Buch atmet den Geist der 80er Jahre und wirkt wie eine Mischung aus Pierre Christin und Marc Antoine Mathieu. Hier die düstere, politische Grundstimmung mit Verweisen auf reale Ereignisse, da die surreale Verspieltheit. Das gibt eine überzeugende Mischung, gekonnt erzählt in technisch herausragender, wenn auch etwas steifer Grafik. Schuiten und Peeters "Der Turm" hab ich mir gleich von einem Kollegen ausgeliehen und freue mich schon aufs Lesen.


    The Punisher Max - Happy Ending (Oneshot)
    Milligan, Ryp, Hollowell
    Marvel Comics
    6/10

    Unterhaltsame und völlig überflüssige kleine Geschichte über einen frustrierten Ehemann, der die Nacht seines Lebens hat. Schuld daran ist natürlich der Punisher, der nur am Rande auftritt. Die Zeichnungen sind routiniert, die Farben und das Papier sind von sind ausgesuchter Scheußlichkeit. Für alle, denen öfter mal langweilig ist.
    Geändert von Manx cat (15.09.2010 um 18:48 Uhr)

  5. #2655
    Klugscheissender SysOp Avatar von Clint Barton
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    A Drunken Dream
    Hagio
    Fantagraphics

    Fantagraphics macht es dem grossen Konkurrenten nach und veröffentlicht jetzt auch Manga. Genau wie bei "Drawn & Quarterly" heben diese sich natürlich deutlich vom Einheitsmist ab (und sind zudem ungespiegelt).
    Den Anfang macht eine Kurzgeschichtensammlung von Moto Hagio.
    10 Geschichten aus dem Zeitraum von 1977 bis 2008, die melancholisch, traurig, bezaubernd, verträumt und mitunter auch sehr humorvoll sind, einem auch das ein oder andere Mal den Boden unter den Füssen wegziehen.
    Und was Trina Robbins im Vorwort über die letzte Geschichte sagt, macht man dann ebenfalls.
    Ein sehr toller Band. Bitte mehr davon.
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  6. #2656
    Moderator Weildarum Forum Avatar von Fr4nk
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    Ender's Game

    Hatte mir jetzt mal die HC Ausgaben der Comic Adaption von Orson Scott Cards Sci-Fi Serie (immerhin 4 Bände a' 25 USD) bestellt und mich schon wie eine kleiner Junge drauf gefreut. Ender's Game wollte ich schon lange mal lesen, habe die Romanübersetzung verpaßt, da kam die GN gerade recht. Den ersten Schreck habe ich beim Anblick der Cover bekommen - gigantische Schriftzüge, an Unattraktivität nicht zu übertreffen, der Brechdurchfall stellte sich dann beim Anblick der Kolorierung ein. Danke@Marvel für das sensationelle stilistisches Gespür. Unlesbar, habs dann gleich wieder zugeklappt. Schade drum Gibts demnächst günstig bei eBay....

    -1/10
    Geändert von Fr4nk (18.09.2010 um 11:56 Uhr)
    Formerly known as bluetoons.


    Comics & Graphics - Blog



  7. #2657
    Klugscheissender SysOp Avatar von Clint Barton
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    Hihi. Pascual Ferry, richtig?

    Fantastic Four by Jonathan Hickman
    Vol. 1: Solve Everything
    Vol. 2: Prime Elements


    Achja, die FF, Mitunter Marvels langweiligstes Franchise, dem seit dem Abgang von Mark Waid und dem Canceln von Aguirre-Sacasas Serie nicht mehr wirklich ein guter Autor oder Zeichner vergönnt war. Hickman hat jetzt die schwere Aufgabe, die FF aus den Tiefen zu befreien, in die Millar/Hitch sie manövriert haben. Und erstaunlicherweise macht er seine Sache garnicht mal so schlecht. Sicherlich erfindet er nicht das Rad neu, konzentiert Marvel's First Family aber auf ihren Kern (Wissenschaftler/Entdecker) und eröffnet eine schiere Flut von Subplots, die er nach und nach - vorallem mit seinen done-in-ones in Volume 2 - wie Schachfiguren platziert und bin mal gespannt, ob er die Möglichkeit hat, sein eigenes Potenzial zu nutzen oder ob er vorher abgewürgt wird.
    Abzüge gibt es bei den Zeichnungen. Reed und Johnny haben definitiv ein paar Muskeln zuviel drauf, aber insgesamt macht Eaglesham seine Sache sehr gut und lässt den schalen Geschmack, den Hitch mit seinem hingerotzen Geschmiere hinterlassen hat, vergessen. Lediglich Neil Edwards als Fill-in kommt wie eine schlechte Version von Hitch (doch, das geht tatsächlich noch mieser) daher.
    Dreist ist aber der Preis für das Zeugs - $20 für 4 US-Hefte. Glücklicherweise hab ich die HCs für kleines Geld bekommen und werde sicherlich auch erst weiterlesen, wenn ich das selbe Glück bei den Folgebänden haben werde, denn den vollen Preis ist das nur bedingt wert.
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  8. #2658
    Mitglied Avatar von Breedstorm
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    Criminal 5 - Sünder

    Was soll man zu dem Kreativteam Ed Brubaker (Daredevil und Captain America) und Sean Phillips (Sleeper) noch sagen... Die Serie Criminal hat bereits 2 Eisner-Awards gewonnen (beste neue Serie 2007/bester neuer Autor 2007). Auf diesem Niveau geht es weiter. Das bedeutet erneut knallharte Gangsteraction, Sex und Gewalt inbegriffen. Und wie immer ist das Trade für sich allein lesbar, d.h. man muß nicht bei Nummer 1 beginnen. Der Genuß ist jedoch deutlich höher, denn wenn man die Vorgeschichte aus Teil 2 kennt, in der die Hauptfigur auftauchte.

    Rückblick

    Tracy Lawless ist ein Ex-Soldat, der in seiner Jugend vor die Wahl gestellt wurde, ob er für seine Verbrechen büßen, und als Kanonenfutter für Uncle Sam in die Armee gehen soll. So kam er zu so unwirtlichen Orten wie Jugoslawien, Irak und Afghanistan.
    Als er erfuhr, daß sein kleiner Bruder getötet wurde, hielt ihn nichts mehr, und es zog ihn zurück in die Stadt, wo er und sein Bruder zu kleinen Verbrechern heranwuchsen, woran sein gewalttätiger Vater nicht ganz unbeteiligt war.
    Er wechselte seine Identität, und nach und nach brache er Licht in die Vergangenheit seines Bruders. Es gelang ihm, Rache an den Mördern seines Bruders zu nehmen.

    Handlung

    Tracys muß nun als Auftragskiller arbeiten, doch seine eigenen Moralvorstellungen behindern ihn dabei. Der Gangsterboss Mr. Hyde beauftragt ihn herauszufinden, wer unter seinem Schutz stehende Verbrecher kaltblütig erschießt. Sind etwa die Triaden dafür verantwortlich? Wohl oder übel muß er den Job annehmen. Daß er dabei mit der Frau seines Bosses schläft, macht die Sache nicht einfacher. Und auch die Militärpolizei ist ihm auf den Fersen, den schließlich ist er ja desertiert. Schlechte Voraussetzung für einen Killer, der sich als Schnüffler versucht...

    Fazit: Crime Noir Deluxe, gut verarbeitet und mit allen Covern der US-Ausgaben im Anhang, sowie mit Vorwort von Krimiautor Ian Rankin. Brubaker entwickelt eine änhlich interessante Verzahnung wie z.B. bei Frank Millers Sin City. Die Atmosphäre ist gewohnt dicht, und die Figuren sehr glaubhaft. Während sich Brubaker bei Marvel, z.B. bei Darevil an gewisse Vorgaben halten muß, kann er sich hier frei austoben. Und eines ist sicher: in dieser Serie wird niemand von den Toten auferstehen...

    9/10

    Comic-Podcast

  9. #2659
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Hellblazer 267 - 271
    Milligan, Camuncoli, Bisley
    DC Vertigo
    10/10

    Die Serie macht mich inzwischen einfach nur glücklich. Seit Shade als Nebenfigur dabei ist, fühle ich mich um 15 Jahre in die Zeit zurückversetzt. Peter Milligan schreibt haargenau wie früher und auch Zeichnungen, Kolorierung, Papierqualität sind genau wie es sein sollte. Absolute Empfehlung.

    Punisher MAX 1-9
    Jason Aaron, Steve Dillon
    Marvel
    9/10

    Der Punisher erschießt jetzt also auch noch Cops? Das hätte es bei Ennis nicht gegeben. Ach so, nur korrupte Cops werden umgebracht (und gefoltert), alle anderen werden mit Knieschuss nur außer Gefecht gesetzt. Den Gag fand ich schon bei Terminator 2 geschmacklos. Trotzdem: Die Serie überzeugt durch eine Erzählweise, die den besten Italo-Western nicht unähnlich ist und die exzessive Gewalt wird durch wohldosierte Ironie abgeschwächt (die aber nie so übertrieben wird wie beim Marvel-Knights-Punisher). Steve Dillons Zeichnungen, vor allem seine immer leicht dümmlichen Gesichter tun ihr übriges, um der Serie den Charakter einer rabenschwarzen Komödie zu geben. Wenn ich die Hefte nicht gerade lese, halte ich sie unter Verschluss. Sowas nennt man wohl guilty pleasure.


    Monsieur Mardi Gras unter Knochen 1 -2
    Eric Liberge
    Splitter
    8/10

    Vergnüglicher Totentanz mit Skeletten. Zum Anfang hin sehr witzig, entwickelt sich so nach und nach eine recht fesselnde Geschichte. Eine Gruppe von Skeletten fühlt sich verschaukelt und begehrt gegen den göttlichen Schöpfungsplan auf. Für diese Rebellion ist es wichtig, dass der Neuankömmling Mardi-Gras Aschermittwoch eine Karte des Jenseits anfertigt, was strengstens verboten ist. Die Zeichnungen sind faszinierend und Liberge schafft es, seinen Toten Charakter und Leben einzuhauchen, doch gibt es einige Szenen, die etwas umständlich ezählt sind, wodurch der Lesefluss stockt. Trotzdem habe ich mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt. Ich hoffe, die Serie hat einen befriedigenden Abschluss.

  10. #2660
    Mitglied Avatar von Breedstorm
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    Stolz und Vorurteil und Zombies

    Jane Austens Literaturklassiker 'Stolz und Vorurteil' von Anfang des 19. Jahrhunderts wurde bislang mehrfach verfilmt, da die Geschichte eine zeitlose Eleganz hat, die auch heute noch vorallem für viele weibliche Wesen interessant ist.

    Seth Grahame-Smith nahm sich der Geschichte an, und baute in die Geschichte über Liebe und Gesellschaft im viktorianischen England eine Zombie-Seuche ein. So absurd sich dieser Ansatz doch anhört, wurde das Buch doch zu einem riesigen Erfolg, und schaffte es sogar in die Bestellerlisten der New York Times. Im Oktober 2010 erscheint die deutsche Ausgabe bei Panini Books. Vorher kam schon die Taschenbuchausgabe bei Heyne heraus.

    Im August 2010 kam die Comicadaption von Tony Lee auf den Markt, gezeichnet von Cliff Richards. Die amerikanische Ausgabe erschien bei Quirks Books

    Handlung:

    Das ländliche England, Anfang des 19. Jahrhunderts.
    Elisabeth Bennet ist, ebenso wie ihre 4 Schwestern, unverheiratet. Ihre Mutter wünscht sich sehr, ihre Töchter endlich unter die Haube zu bekommen.
    Doch erstens ist die Auswahl an standesgemäßen Kandidaten nicht eben groß, und zweitens haben die meisten ihrer Töchter weitaus andere Interessen. Seit das Land von einer Zombieseuche überrollt wird, müssen sich die Bewohner gegen die hirnverschlingenden Horden der Untoten wehren. Elisabeths Vater hatte folglich eine gute Idee, und schickte seinen Nachwuchs in ein Shaolinkloster in China, um sie in verschiedensten Kampftechniken zu schulen.
    Und so liegt Elisabeth der Kampf ums Überleben deutlich mehr, als die Etikette bei verschieden Bällen einzuhalten. Sie ist eine Meisterin des Schwertkampfs, und kann gut mit der Muskete umgehen.

    Als nun der reichen Junggeselle Mr. Bingley erscheint, beabsichtigt die Mutter von Elisabeth natürlich, eine Ehe mit einer ihrer Töchter zu arrangieren. Elisabeth selber hat wenig interesse, und auch an dessen Freund Mr. Darcy kann sie trotz ansprechender Optik nichts Gutes finden, ähnelt er doch einem eitlen Pfauen. Doch im Laufe der Geschichte lernt Elisabeth eine andere Seite des Herren kennen, und kommt ihm näher...

    Seth Grahame-Smith hat die Grundsätze dieser Geschichte beibehalte, und die wesentlichen Elemente der Handlung (gesellschaftliche Zwänge, arrangierte Hochzeiten, romantisierte Vorstellungen vom Eheleben, weiblicher Stolz und erste Anzeichen von Emazipation, Kastendenken etc.) beibehalten. Selbstverständlich gibt es auch viele Kämpfe mit den Unaussrechlichen, den Zombies, jedoch beinflussen diese selten die Handlung. Die Bevölkerung hat sich mit der Seuche abgefunden, und kämpft im Alltag gegen die Untoten. Doch geschickt nutzt Grahame-Smith dies zur Untermalung der Leitmotive der Hauptcharaktäre, z.B. für Elisabeths Streben nach Unabhängigkeit. Wer also eine reine Horrorstory im viktorianischen Zeitalter vermutet, liegt falsch. Auch ist das Werk nicht mit anderen bekannten Zombiecomics wie z.B. "The Walking Dead" oder "Marvel Zombies" zu vergleichen; dazu ist "Stolz und Vorurteil und Zombies" zu nah am Original.

    Cliff Richards macht als Zeichner hier einen guten Job. Seine realistischen schwarzweißzeichnungen unterstreichen die düstere, bisweilen bedrückende Atmosphäre. Auch die Verarbeitung im Klappbroschur von Panini ist gewohnt hochwertig.

    Fazit: Jane Austen wäre im ersten Moment vermutlich irritiert, plötzlich untote Horden in ihrer Geschichte zu finden. Aber sie würde schnell feststellen, daß sich an ihrer Botschaft nichts geändert hat, und die die wandelten Toten 200 Jahre nach der Entstehung der Geschichte eine neue Zielgruppe für ihr Werk erobert haben.
    Ich für meinen Teil warte jedenfalls schon auf "Verstand und Gefühl -und Zombies"!

    9/10

    Comic-Podcast

  11. #2661
    Mitglied Avatar von Helrunar
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    Logisch!

    Apostolos Doxiadis/Christos Papadimitriou/Alecos Papadatos/Annie di Donna: Logicomix. Eine epische Suche nach der Wahrheit.
    Zürich: Atrium 2010
    € 24,90
    10/10

    Ein Semi-Funny-Comic über Bertrand Russell und die moderne Logik (Hilbert, Whitehead, Wittgenstein, Frege, Gödel etc.) - das klingt nicht gerade prickelnd, vor allem, wenn man wie ich zu den Leuten gehört, für die der Mathematikunterricht in der Schule eine Qual war.
    Umso angenehmer wird man aber in diesem Band überrascht: Anhand der Biographie von Bertrand Russell erfährt man nicht nur einiges über die labilen und teilweise schwer gestörten Persönlichkeiten, die hinter der modernen Logik stecken, sondern begreift auch einigermaßen, warum diese Leute sich jahrzehntelang mit Fragen wie der beschäftigten, ob die Menge aller Mengen, die sich nicht enthalten, sich selbst enthält (tut sie es, tut sie es nicht, tut sie es nicht, tut sie es).
    Und so zeigt sich wieder einmal, dass die Abenteuer des Geistes manchmal spannender sein können, als jedes Superhelden-Gekloppe.
    novio de la Muerte

  12. #2662
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Nick - Pionier des Weltalls (3. Serie) 1 und 2
    Ingraban Ewald Verlag
    Jürgen Speh
    9/10

    Als hätte der Hansrudi Wäscher der 50er Jahre das gezeichnet. Geier kommt dem Stil, den der Meister beispielsweise bei "Akim - Neue Abenteuer" drauf hatte, ziemlich nahe. Schwarzflächen, Schattenwürfe, vor allem die Darstellung von Wasser, Strichstärken, Inneneinrichtungen, das alles ist perfekt kopiert. Die Zeichnungen sehen um ein vielfaches netter aus als die bisherigen Post-Wäscher Nicks.


    Dolores
    Baltus / Schuiten / Peeters
    Feest Verlag
    9/10

    Ein erfolgloser Modellbauer schafft es, die perfekten Nachbildungen seiner Umgebung zu schaffen. Als er merkt, dass er durch Manipulationen an seinen Modellen die Wirklichkeit selbst verändern kann, beginnt er Rache an all denen zu üben, die ihn gekränkt haben. Ziemlich effektive Schauergeschichte, die vor allem durch den Plot überzeugt. Der Zeichner ist sehr darauf bedacht, Effekthascherei zu vermeiden.
    Geändert von Manx cat (10.10.2010 um 08:31 Uhr)

  13. #2663
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Greek Street 12-14: Ajax
    Werther Dell'Dera, Peter Milligan
    DC Vertigo
    10/10

    Bedrückende Geschichte um einen britischen Afghanistan Verteranen, der nicht die Anerkennung bekommt die ihm zusteht. Die Geschichte steht für sich selbst und ist nur sehr lose mit den bisherigen Greek Street-Ausgaben verbunden. Erinnert an den BBC-Zweiteiler "Warriors - Einsatz in Bosnien" und an Invisibles 12, "Best Man's Fall".


    Greek Street 15, 16
    Peter Milligan, Davide Gianfelice
    DC Vertigo
    7/10

    Das Ende kam zu früh. Das hätte noch sehr interessant werden können. Trotzdem, oder auch gerade deswegen kann ich Greek Street wärmstens empfehlen. Denn im Gegensatz zu langlebigen Serien, die zu sammeln ja auch immer eine Entscheidung fürs Leben ist, kann man die 16 Hefte Greek Street mal so für zwischendurch mitnehmen. Gute Serie.

  14. #2664
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    Neil Gaiman Bibliothek: Alice Cooper - Die letzte Versuchung


    Alice Cooper, Altmeister des Schock-Rocks, ist nun wirklich jedem ein Begriff. Lieder wie ‚Poison’ oder ‚Schools out’ sind auch nach Jahrzehnten nicht aus dem Radio wegzudenken, und das Make-up des Künstlers hat auch andere Bands wie Kiss und Marilyn Manson, wenn nicht sogar die ganze Black Metal Szene mit beeinflusst. Und die Bühnenshow inklusive Enthauptung ist einzigartig, wovon ich mich schon selbst überzeugen durfte.


    Neil Gaiman hingegen ist zweifellos der Poet unter den Comicautoren - oder der Comicautor unter den Poeten? Unzählige Meilensteine der anspruchsvollen Erwachsenenunterhaltung stammen aus seiner Feder, genannt seien da z.B. Miracleman, Black Orchid, oder selbstverständlich die legendäre Sandman-Reihe. In der Neil Gaiman-Bibliothek werden nun viele seiner Werke vom Panini Verlag im Hardcover präsentiert.

    Wenn diese beiden nun zusammentreffen, und das ganze dann auch noch von Michael Zulli gezeichnet wird (mit dem Gaiman schon bei Sandman gearbeitet hat) wird zweifellos etwas Großes dabei herauskommen.
    Das Ergebnis kann man nun endlich gesammelt in deutscher Sprache und in hervorragender Aufmachung (daran mangelte es bei der Feest-Ausgabe von 1995) bewundern.

    Der Comic wurde 1994 zu Coopers gleichnamigem Album in 3 US-Heften bei Marvel Comics veröffentlicht. Momentan liegen die Rechte bei Dark Horse.

    Es geht um den Jugendlichen Steven. Als er eine Nacht vor Halloween mit einigen Freunden um die Häuser zieht, entdecken sie ein altes Theater, was ihnen vorher noch nie aufgefallen war. Der Theaterdirektor, ein Abbild von Alice Cooper, schafft es Steven in das ‚Theater der Realität’ zu locken, doch die Aufführung ist ganz anders als sie sich Steven vorgestellt hat. Die Realität verändert sich nach dem Willen von Alice Cooper, und es erscheinen Horrorgestalten wie Zombies oder die schöne Mercy, die jedoch auch untot zu sein scheint.
    Als Steven schließlich das Theater verlassen kann, ist nichts mehr wie es vorher war. Seine Realität ändert sich, und regelmäßig spricht Alice Cooper aus ihm bekannten Personen wie z.B. seiner Mutter zu ihm, um ihn wieder in das Theater zu locken. In der Halloweennacht macht sich Steven auf, um sich seinen Ängsten zu stellen…

    Fazit:

    Neil Gaiman legt erneut einen sehr guten Comic vor, der teilweise an seine Serie ‚Books of Magic’ erinnert. Auch dort lernt ein Junge (der spätere Magier Tim Hunter) die übernatürlichen Phänomene außerhalb der Realität kennen, und muß sich seinen Ängsten stellen.
    Die Stimmung wird gut übertragen durch Zullis schwarzweiße Zeichnungen. Besonders die Gesichtsausdrücke und Blicke von Alice Cooper sind gelungen, speziell wenn er andere Menschen übernimmt, die dann auch seinen typischen Schminkstil annehmen.
    Natürlich hat der Comic nicht die tiefgründige Ausrichtung von z.B. der Sandman-Reihe, aber das braucht er auch nicht. Die klare Horrorausrichtung unterhält nicht nur Fans von Alice Cooper prächtig, sondern kann auch für sich allein stehen. Idealerweise spielt aber leise ‚Lost in America’ im Hintergrund, um den Genuss perfekt zu machen.

    Comic-Podcast

  15. #2665
    Mitglied Avatar von Breedstorm
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    The Stand 2: Ein amerikanischer Albtraum

    Es mag nun schon 20 Jahre zurück liegen, dass ich den Roman ‚The Stand’ das erste mal gelesen habe, damals noch die gekürzte Version. Es faszinierte mich als Kind, dass ein Buch so viele Seiten haben kann (schon die Kurzfassung hatte über 600), und dann auch noch vom Meister des Horrors persönlich.

    Schnell stellte sich heraus, daß der Roman genau mein Thema traf, denn die Angst war hier eine durchaus reale. Durch einen Unfall wird ein Militärvirus freigesetzt, der 99,4% der Menschheit ausrottet: die Supergrippe, auch Captain Trips genannt. Im ersten Band der Comicadaption kann man den Verlauf der Epidemie verfolgen, und es werden diverse Figuren vorgestellt, die im späteren Verlauf eine große Rolle spielen werden, z.B. Stu Redman, Fran Goldsmith und Nick Andros.

    Und auch das Böse gibt sich in Gestalt von Randall Flagg, dem Mann ohne Gesicht, ein Stelldichein.

    Im 2. Band wird nun näher auf die Charaktere eingegangen, vor allem darauf, wie sie mit der Katastrophe fertig werden, schließlich liegen die Straßen und Häuser voller Leichen, Städte brennen und nichts funktioniert mehr richtig. Daß diese Situation nicht unbedingt bei jeden die geistige Gesundheit erhält, ist auch verständlich, und so müssen sich die Überlebenden auch gegen verrückt gewordene Menschen durchsetzen. Vergewaltigung und Mord ist nicht ungewöhnlich.

    Stu Redman schafft es endlich aus dem Seuchenzentrum zu entkommen. Selbst die Wissenschaftler, die mit seiner Hilfe ein Heilmittel schaffen wollten, sind nicht mehr.
    Fran Goldsmith trifft den merkwürdigen, 5 Jahre jüngeren Harold, der sich sofort in die Schwangere verliebt. Doch was will e wirklich von ihr?
    Der Stumme Nick Andros ist nach wie vor auf seinem Posten als Deputy, und versorgt den letzten lebenden Gefangenen.
    Larry Underwood versucht, mit seiner neuen Gefährtin Rita durch den Lincoln-Tunnel aus New York zu entkommen, doch darin ist es sehr, sehr dunkel. Was war das für ein Geräusch?
    Lloyd Henreid sitzt noch immer im Gefängnis und hat das Problem, dass niemand mehr da ist, um ihn zu versorgen. Mehr und mehr sehen die Ratten in seiner Zelle appetitlich aus.
    Auch der schon vor der Seuche durchgedrehte Mülleimermann erkennt, dass nun niemand mehr da ist, der ihn von seinen Brandstiftungen abhalten kann. Und die kleine Raffinerie am Stadtrand wirkt doch sehr anziehend auf ihn.

    Was alle Überlebenden gemein haben, sind die Träume. Je nach Charakter dominiert in ihnen entweder Randall Flagg (der wandelnde Geck) oder Mutter Abigail, eine alte Lady, die ihren Kuchen noch selber backt. Wer wird am Ende die Oberhand behalten?

    Erneut haben hier Roberto Aqirre-Sacasa (bekam als Autor von Marvel Knights 4 z.B. einen Harvey-Award) und Mike Perkins (z.B. Zeichner bei X-Men: Gefährdete Spezies) einen ausgezeichneten Job gemacht. Die künstlerische Leitung hatte wieder Stephen King persönlich, was an dem Werk auch anmerkt. So sind die Schockmomente, beispielsweise im Lincolntunnel, punktgenau wie im Roman gesetzt. Exakt so muß eine Adaption eines King Romans aussehen!

    Im Anhang gibt es alle Cover, Variants und einen Artikel von Mike Perkins, in dem er seine Arbeitsweise beschreibt. Das ganze wird von Panini wie gewohnt im schönem Klappbroschur präsentiert.

    Fazit: Eine genial umgesetzte Serie, die sich kein King-Fan entgehen lassen sollte!

    Comic-Podcast

  16. #2666
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Vertigo Resurrected 1
    DC Vertigo
    diverse Künstler
    9/10

    Vor allem von den Zeichnungen her ist der Band allererste Sahne. Man bekommt viel Comic fürs Geld und es ist kaum Werbung drin. Lohnt sich.
    Und jetzt zum Inhalt:

    Shoot
    Warren Ellis, Phil Jimenez
    Die Geschichte, die von DC über 10 Jahre im Giftschrank gehalten wurde, ist prätentiöser Dreck. Sie ärgert mich aus zweierlei Gründen:
    Erstens tritt John Constantine auf, wie einer, der eine völlig neue, scharfsinnige Sichtweise auf das Problem der school shootings hat, gibt aber letztlich nur Allgemeinplätze von sich: Es sind also nicht die Killerspiele, sondern die Gesamtsituation. Wow, Mr Ellis, wie sind Sie nur da drauf gekommen. Das kann Ihnen aber jeder Zehnjährige sagen. Der Stoff gibt weitaus mehr her als diese höchst banale Schlussfolgerung.
    Zweitens, und das ist noch blöder, unterstellt er auch den Opfern, dass sie, dank ihrer Perspektivlosigkeit im heutigen (1999) Amerika lieber sterben wollen, als Teil der Gesellschaft zu sein. Das sollte wohl provokativ sein, ist aber nichts anderes als eine Verhöhnung der Opfer. Völlig zu recht hat man sich bei DC geweigert, solchen Müll zu veröffentlichen. Warren Ellis hat sich daraufhin unpassenderweise als Opfer von Zensur stilisiert und Hellblazer schnell wieder verlassen. Gute Entscheidung. Tja, da sagt man den sogenannten Starautoren mal ehrlich, was für einen Käse sie schreiben, und sie sind eingeschnappt. Kein professionelles Verhalten. Besser wäre aber wohl gewesen, das Skript abzulehnen, bevor es gezeichnet wurde.
    Historisch interessant, aber keine gute Geschichte.
    1/10

    The Kapas
    Brian Bolland
    Im Stil eines altmodischen Bilderbogens erzählt Bolland den Ausschnitt eines Reiseberichts aus dem 19. Jahrhundert. Sehr authentisch wirkende, detailfreudige Zeichnungen. Das hätte noch 100 Seiten so weitergehen können.
    10/10

    Native Tongue
    Brian Azzarello / Essad Ribic
    Wieder von Azzarellos typischen hässlichen Geschichten für hässliche Leute. Für gorehounds interessant. Mir gefällts nicht.
    1/10

    New Toys
    Grant Morrison / Frank Quitely
    Toy Story a la Morrison. Versponnen, etwas prätentiös, aber in betörenden Bildern umgesetzt von Frank Quitely, der mir selten besser gefallen hat, als in dieser kleinen Geschichte. Sehenswert.
    9/10

    Nosh and Barry and Eddie and Joe
    Garth Ennis, Jim Lee
    Vier Soldaten sehen sich Fotos an und schwelgen in Erinnerungen. Die ersten vier Seiten sind Ennis at his best, dann kommt ein - meinerMeinung nach unnötiger - Twist, der wohl der Tatsache geschuldet ist, dass diese War Tales weird zu sein hatten. Weniger weird wäre besser gewesen, trotzdem solide erzählt.
    8/10

    Diagnosis
    Tim Sale / Steven Seagle
    Geniale Grafik von Tim Sale. Da wäre gar keine Geschichte mehr nötig gewesen. Aber auch Seagle überzeugt.
    10/10

    The death of a romantic
    Peter Milligan / Eduardo Risso
    Schön, Rissos Zeichnungen auch einmal außerhalb vom crime-Genre zu sehen. Die Kolorierung könnte etwas einfallsreicher sein, aber ansonsten ist es eine nette kleine Geschichte.
    8/10

    Im besten Sinne abgerundet wird das erste Vertigo Resurrected-Heft durch die letzten beiden Geschichten, eine von Bill Willingham, die andere von Berni Wrightson und Bruce Jones. Diese Geschichten bemühen sich nicht, möglichst cutting edge zu sein, sondern sind gute, altmodische Gruselgeschichten. Zur Abwechslung ist das sehr entspannend und die Stimmung des beinahe überforderten LEsers.

    Willingham
    9/10

    Wrightson
    8/10 (mehr muss auch nicht sein).
    Geändert von Manx cat (01.11.2010 um 08:02 Uhr)

  17. #2667
    Klugscheissender SysOp Avatar von Clint Barton
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    SinBad Bd. 3: Im Schatten des Harems

    Gutes, konsequentes Finale. Der politische Seitenhieb auf der letzten Seite hat mir gut gefallen.

    Kapuzinerschule Bd. 1: Das vergiftete Dorf

    Hmja... durchschnittliche Unterhaltung.

    Finsternis Bd. 1: Ioen

    Das Konzept ist komplett bescheuert: Superboy in einem "Herr der Ringe"-Setting mit Drachen als ausserirdischen Invasoren. Die Umsetzung ist trotzdem äusserst spassig. Die Zeichnungen sind ebenfalls sehr überzeugend.
    Bec ist allerdings ein guter Lehrmeister der Schule "Wenn dir keine Designs einfallen, dann klau einfach!", denn die Drachen die Iko hier zeichnet hier sind 1:1 die Designs, die Roland Emmerich bei seinem "Jurassic Park Godzilla"-Film benutzt hat.

    Gefährten des Glücks

    Eine von Franz' besten Arbeiten. Packende Abenteuergeschichte mit vielen ironischen Untertönen.

    Die Tochter des Professors

    Kurzweiliger Spass.

    Lester Cockney Bd. 9

    War Band 8 nahezu unlesbar fängt Franz sich hier zum Glück wieder und der letzte Band kann noch mal überzeugen, auch wenn das Ende etwas überhetzt ist.

    Lohn John Silver Bd. 3: Das Smaragdlabyrinth

    Inhaltlich und zeichnerisch einfach nur der Hammer.

    Raj Bd. 2: Ein orientalischer Gentlemen

    Gutes Finale, auch wenn der Mörder viel zu früh offenbahrt wurde.

    Es war einmal in Frankreich Bd. 1: Das Imperium des Monsieur Joseph

    Sehr dicht erzähltes Drama. Schade, daß der Verlag vor den Schwarz-Weiss-Jammerlappen eingeknickt ist und die Luxusausgabe letztendlich in Farbe erschienen ist.

    Der König der Fliegen Bd. 1: Hallorave

    Die Erzählweise von Daniel Clowes mit dem Zeichenstil von Charles Burns. Geniales Teil und mitunter sehr explizit.
    Meine SAMMLUNGEN: [ Comics || Bücher || Filme/Serien || Musik || Video Games ]
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  18. #2668
    Mitglied Avatar von Manx cat
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    Mort Cinder 1 und 2
    Alberto Breccia / Hector Oesterheld
    Carlsen
    10 / 10

    Beeindruckend. Ich hatte eher mit gepflegter Langeweile a la Corto Maltese gerechnet und war dann überaus positiv überrascht und glänzend unterhalten.

    Der Antiquitätenhändler Ezra Winston ist ein sensibler Mensch, der an alten Gegenständen Einzelheiten wahrnimmt, die anderen verborgen bleiben. So sieht er als einziger das Blut an einem alten Schwert und hört als einziger noch den Nachhall einer gespielten Melodie auf einem alten Instrumenten. Es ist also kein Zufall, dass Mort Cinder, der hingerichtete Verbrecher, gerade mit Winston Kontakt aufnehmen möchte, denn Cinder ist zwar hingerichtet und begraben, doch hat er die Gewohnheit, wieder zurückzukehren.

    Die erste lange Geschichte, in der Ezra über eine Vielzahl von Omen und Andeutungen auf die Existenz Cinders aufmerksam wird, ist Grusel vom feinsten, auch wenn die Geschichte über die Bleiaugen, die Mort Cinder auch nach seinem Tod verfolgen, zum Ende hin etwas lang wird und das hohe Niveau der ersten Hälfte nicht ganz aufrechthalten kann. Am Ende sind Mort Cinder und Ezra Geschäftspartner, was die Ausgangslage der folgenden, durchgehend hervorragenden Geschichten ist.

    Die Folgegeschichten führen durch eine Vielzahl von Zeitepochen, denn Mort Cinder hat schon immer die Welt durchstreift und sämtliche Höhen und Tiefen des Menschseins miterlebt, wovon er ausgiebig seinem Partner erzählt. Das ist durchgehend fesselnd erzählt und war in den 60ern den amerikanischen und wohl auch europäischen Comics vom Anspruch her weit voraus.

    Mehrfach hatte ich das Gefühl, dass auch Frank Miller von Mort Cinder beeinflusst war, auch wenn er ihn nicht direkt abgekupfert hat, denn Breccia arbeitet ebenfalls mit sehr harten s/w-Kontrasten, die mitunter wie negativer oder überbelichteter Film wirken. Allerdings zeichnet Breccia wesentlich naturalistischer. Auch die Sujets sind bei Miller teilweise ähnlich, vor allem natürlich die letzte etwa 30-seitige Geschichte, die die Schlacht auf den Thermophylen (300) aus den Augen von Mort Cinder nacherzählt.

    Mort Cinder liegt in der Carlsen-Ausgabe komplett vor. Die Serie hätte es mehr als verdient, nachgedruckt zu werden. Auch Dylan Dog Leser dürften Freude an Mort Cinder haben.


  19. #2669
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    Miller und Breccia wurden beide von Munoz beeinflusst.

  20. #2670
    Mitglied Avatar von Hinnerk
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    Blödsinn, José Munoz war ein Schüler von Alberto Breccia und gerade 20 als der (damals 43jährige) Breccia Mort Cinder herausbrachte.

  21. #2671
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    Zitat Zitat von Clint Barton Beitrag anzeigen
    Raj Bd. 2: Ein orientalischer Gentlemen

    Gutes Finale, auch wenn der Mörder viel zu früh offenbahrt wurde.
    Wie meinst du das genau?

    1. Auf Seite 27/28 oder
    2. Wenn man ein bisschen das Hirn eingeschaltet hat bereits im 1. Album?

  22. #2672
    Mitglied Avatar von Mr.Hyde
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    Blödsinn

    Danke für das klare Wort Hinnerk...

  23. #2673
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    ">The discussion of Latin hardboiled reminded me of a great comic, Sinner,
    >by two Argentinians Jose Munoz and Carlos Sampayo. These stories
    >feature a former New York cop, in a mythic New York that probably has
    >more to do with movies than the real city (if I recall correcty, neither
    >of them had ever been near NYC when they began the series). The Sinner
    >stories were translated into English and published by Fantagraphics.
    >They have also done various stories featuring denizens of Sinner's
    >favorite hangout. Several of these were collected into the book Joe's
    >Bar by Catalan.
    >
    >Frank Miller, as usual recognizing hs influences, has been quite open
    >about his own Sin City's debt to Sampayo's artwork.
    >
    >Mark"

    http://www.miskatonic.org/rara-avis/...9807/0360.html

    "His style is characterised by a sharp line, heavy chiaroscuro, and exaggerated, sometimes grotesque, faces and figures. His work has had a strong influence on Argentine Alberto Breccia, his teacher. Also British artists Dave McKean and Warren Pleece, and US artists Frank Miller (for part of his Sin City style [1]) and Keith Giffen."

    http://en.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%...nio_Mu%C3%B1oz

  24. #2674
    Mitglied Avatar von Hinnerk
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    Der englische Wikipedia-Verfasser sollte sein Spanisch etwas aufpolieren. Im ausführlicheren Text der spanischen Wikipedia klingt das etwas anders: http://es.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%...storietista%29

  25. #2675
    Klugscheissender SysOp Avatar von Clint Barton
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    Zitat Zitat von Susumu Beitrag anzeigen
    Wie meinst du das genau?

    1. Auf Seite 27/28 oder
    2. Wenn man ein bisschen das Hirn eingeschaltet hat bereits im 1. Album?
    Ersteres.
    Und zweiteres... nun gut, ich hab den ersten Band bereits wieder nahezu verdrängt gehabt. Weiss garnicht mehr, ob ich schon da die "richtige Lösung" hatte.
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