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Thema: Welche Comics habt ihr heute gelesen? - Der große Review-Thread

  1. #6301
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Leichte Beute, Miguelanxo Prado, Carlsen

    Spanien 2014, mehrere Tote an aufeinanderfolgenden Tagen die eine eine Gemeinsamkeit aufweisen stellen die Polizei vor ein Rätsel.

    Prado gelingt es hier geschickt und sehr unterhaltend ohne zu sehr moralisch zu werden die Problematik unseres Finanzsystem darzustellen. Seine Charaktere sind realistisch und tragen so erheblich zur Lesbarkeit des nicht einfachen Stoffes bei.

    Anfangs enttäuscht, präsentierten sich beim Öffnen doch nur graue Seiten, macht es im Verlauf um so mehr Sinn und wird grafisch auch ein Leckerbissen.

    Fantastisches Werk was komplett unterm Radar fliegt aber durchaus mehr Beachtung verdient hätte.

    Für alle Freunde von Polit/Finanzthrillern und einfach 1A Comickunst.

  2. #6302
    Mitglied Avatar von berlepsch
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    Bec & Rafaelle, Cixin Liu: Die wandernde Erde, Splitter 2021



    Klassische Science Fiction mit einer äußerst interessanten Idee. Die Menschheit versucht wegen der bald explodierenden Sonne unser Sternensystem zu verlassen und zum nächst gelegenen zu fliegen - mit der Erde als Riesenraumschiff. Das Szenario fand' ich sehr reizvoll.
    An der technischen Realisierung des ganzen Vorhabens wird eigentlich kein Zweifel gelassen - das funktioniert hier einfach. Die Probleme liegen daher auf der menschlichen Seite.
    Das ganze wird recht gut erzählt, die technischen Herausforderungen anschaulich geschildert und man lernt auch ein paar Dinge dazu. Was nicht so recht klappt ist die Bindung zu den handelnden Figuren. Mir blieben diese recht distanziert und es war auch nicht tragisch, als es später zum Tode kommt. Die ursprüngliche Kurzgeschichte kommt ja aus Fernost, wo ja auch mehr das Kollektiv denn das Individuum in den Vordergrung gestellt wird. Evtl. also beabsichtigt?
    Die Zeichnungen sind nicht übel aber auch nichts besonderes - an den Details wurde ab und an gespart. Zwei große ausklappbare Splashpages entschädigen etwas.

    Mir hat es sehr gut gefallen und empfehle das Machwerk weiter. Das Szenario ist einfach so spannend, dass für mich die Kritikpunkte nicht wirklich zum Tragen kamen.

  3. #6303
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    Zitat Zitat von berlepsch Beitrag anzeigen
    Bec & Rafaelle, Cixin Liu: Die wandernde Erde, Splitter 2021



    Klassische Science Fiction mit einer äußerst interessanten Idee. Die Menschheit versucht wegen der bald explodierenden Sonne unser Sternensystem zu verlassen und zum nächst gelegenen zu fliegen - mit der Erde als Riesenraumschiff. Das Szenario fand' ich sehr reizvoll.
    An der technischen Realisierung des ganzen Vorhabens wird eigentlich kein Zweifel gelassen - das funktioniert hier einfach. Die Probleme liegen daher auf der menschlichen Seite.
    Das ganze wird recht gut erzählt, die technischen Herausforderungen anschaulich geschildert und man lernt auch ein paar Dinge dazu. Was nicht so recht klappt ist die Bindung zu den handelnden Figuren. Mir blieben diese recht distanziert und es war auch nicht tragisch, als es später zum Tode kommt. Die ursprüngliche Kurzgeschichte kommt ja aus Fernost, wo ja auch mehr das Kollektiv denn das Individuum in den Vordergrung gestellt wird. Evtl. also beabsichtigt?
    Die Zeichnungen sind nicht übel aber auch nichts besonderes - an den Details wurde ab und an gespart. Zwei große ausklappbare Splashpages entschädigen etwas.

    Mir hat es sehr gut gefallen und empfehle das Machwerk weiter. Das Szenario ist einfach so spannend, dass für mich die Kritikpunkte nicht wirklich zum Tragen kamen.
    Finde ich sehr interessant nach Deiner Beschreibung. Gleich die ganze Erde als Raumschiff zu nutzen...OK.
    Wird jetzt doch noch gekauft. Die Grafik ist nicht Meines, aber die Idee begeistert mich.

  4. #6304
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Jack of Fables 6 – Das große Buch vom Krieg



    Okay, Mr. Revise ist böse, denn er will die Fables einfangen, in Vergessenheit geraten lassen und die Magie aus der Welt tilgen. Sein böser Bruder, der Bookburner, ist allerdings noch viel böser, denn der wiederum will, wie es sein Name bereits impliziert, alle Bücher mit den Originalgeschichten, also bevor sie von Revise verändert und angepasst wurden, verbrennen und somit nicht nur die Magie aus der Welt verbannen, sondern gleich die Existenz aller Fables auslöschen. Also deutlich das größere Übel.

    So kommt es in dieser etwas verqueren Misere also dazu, dass sich Jack und Revise, die sich grundsätzlich Spinne Feind sind, zusammentun müssen, um Golden Boughs gegen Bookburners Geisterarmee zu verteidigen. Da Großpapa Pathetic Fallacy im Zweifel das letzte Wort hat, und Jack ihn unerklärlicherweise um den Finger wickeln konnte, wird Jack kurzerhand zum Sechs-Sterne-General, also zum Oberbefehlshaber des Verteidigungsheeres ernennt. Das dieser irrwitzige Schachzug nur im Chaos enden kann ist klar…


    Auch wenn im Anschluss dann selbstredend reichlich Action geboten wird, des Wahnsinnst fette Beute irgendwo zwischen blutigen Schusswechseln, lebendigen Wachtürmen, leckeren Taccos und wilden Gangbang-Fantasien immer mal wieder hervorblitzt, so ist das tatsächlich Gebotene aber leider doch nicht ganz so witzig, wie es vielleicht den Anschein haben mag. Auch die Schlacht selbst kommt bei den geradezu überbordenden Möglichkeiten vergleichsweise ideenarm daher. So ist das alles im Grunde zwar unterhaltsam, hätte aber noch deutlich besser sein können. Einen halben extrapunkt gibt es, weil ich Vulkane mag und für den Gastauftritt von Godzilla, meiner radioaktiven Lieblingsechse.

    Ach ja, die neuen Erkenntnisse zur Herkunft und Familiären Verflechtungen einiger Beteiligter ist zum Ende dann aber mal wirklich witzig.

    6,5/10

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  5. #6305
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Yeshua, Lavric, Comicplus

    Wir kennen alle die Geschichte Jesu. Oder zumindest was allgemein so bekannt ist. In Yeshua spinnt Lavric einen alternativen Werdegang Christi.

    Es wurde schon viel geschrieben über die ausgezeichnete GA von Comicplus. Tolles Artwork und eine, wie ich finde, durchaus plausible und spannende Alternative zu dem was Kirche und Bibel uns verkaufen. Das Alles aber nicht despektierlich, sondern nachvollziehbar und sehr gekonnt in Szene gesetzt.

    Möchte kein Öl ins Feuer gießen, als Atheist verstehe ich oft Gläubige nicht, gerade in unserer modernen Welt fällt es mir schwer zu akzeptieren , dass jemand wirklich an solche Geschichten glaubt. Wenn ich dann höre, dass es wohl eine Art Boykott vom Vertrieb gab denke ich, dass es noch mehr solcher Comics braucht, zumal hier in keinster Weise die Religion angegriffen wird.

    Druck ist fantastisch, wunderschön das teilweise Spotlack Cover, Zeichnungen und Colo sind bestechend, für mich ein Comic der unbedingt in jede gute Sammlung gehört. Mit 39€ kein Schnäppchen, wobei die Qualität wirklich herausragend ist, da fällt auch Splitter gegen ab.

    Für Geschichtsfreunde und auch Politik- und Religionsfans unbedingt empfehlenswert.
    Geändert von dino1 (06.09.2021 um 17:28 Uhr)

  6. #6306
    451858164354
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    Zitat Zitat von dino1 Beitrag anzeigen
    ...Das Alles aber nicht despektierlich
    ...
    ...wobei die Qualität wirklich herausragend ist, da fällt auch Splitter gegen ab.
    Sponsored by Vatikan?

    Als ausgewiesener Nicht-Religions-Fan dann wohl eher nichts für mich.

    "Es gibt mit und ohne Religion gute Menschen, die Gutes tun, und böse Menschen, die Böses tun. Aber dass gute Menschen Böses tun, das schafft nur die Religion" (Steven Weinberg)
    Geändert von 451858164354 (06.09.2021 um 17:54 Uhr)

  7. #6307
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Lustiges Taschenbuch Nr. 532 – Der Wünsch-O-Mat



    Badewannenlektüre. Nein, das soll ganz und gar nicht abwertend klingen, aber wie schon einige male erwähnt liege ich ab und an ganz gerne entspannt in der Wanne und lasse bei Whisky, Snacks und nicht ganz so anspruchsvoller Lektüre die Seele baumeln. Ein hochwertiges Hardcover diesen Umständen und der damit einhergehenden Gefahr aussetzen, das möchte ich natürlich nicht. Deshalb gibt es im Bad in der Regel Bücher, die ich entweder bei einem Set mitgekauft habe, bei dem mich nur ein spezieller Band interessiert hat, und dieser dann einfach mit dabei war, oder wenn ich etwas gekauft habe und der freundliche Verkäufer hat mir das Buch, Heft oder den Band einfach kostenlos mitgeschickt. Also Dinge, die im Grunde nicht auf meiner Agenda standen und vermutlich auch nicht dauerhaft in die Sammlung eingehen. Bei mir also sogenannte Badewannenlektüre.

    Das Lustige Taschenbuch Nummer 532 ist so ein Fall und nachdem zuletzt alte Marvel-Superhelden-Superbände den Weg zur Wanne gefunden hatten, brachte Disney da mal ein wenig Abwechslung rein. Los geht es gleich mit der titelgebenden Story, in der Daniel Düsentrieb für Onkel Dagobert eine Maschine erfunden hat, mit der die innersten Wünsche eines Menschen sichtbar gemacht werden können. Man setzt sich das Teil auf den Kopf und bekommt umgehend ein Polaroid von seinem innigsten Herzenswunsch. In der heutigen Zeit, in der wir ja oft total unsicher sind, was wir wirklich wollen, kommt das ja nahezu einer Gelddruckmaschine gleich. Alle wollen mit Hilfe der Maschine ihre größten Träume erfahren, was Dagoberts Konkurrent Klaas Klever natürlich gar nicht gut findet. Da denkt er sich einen hinterhältigen Plan aus…


    Ja, ist ganz unterhaltsam, gerade auch Dagoberts „Erdung“ auf der Kürbisfarm, aber insgesamt denke ich, man hätte aus der interessanten Grundidee etwas mehr rausholen können. Insgesamt bietet das Buch viel Mittelmaß oder sogar Unterdurchschnittliches, wenn ich so überlege. Wie im Comic ist eine kleine Ode an die Nerds, leider nicht so toll gezeichnet, Gundel Gaukeleys Pyjama-Party im Geldspeicher ist ganz witzig und will hinten raus mit Moral und Läuterung punkten, Die Promi-Pizza zeigt den Wahnwitz zwischen Geschäft, Werbung und den heutigen sozialen Medien auf, Völlig verblendet und Unter falschem Verdacht in dem man den Panzerknackern nicht glaubt, weil sie nun mal sind wer sie sind (wer einmal lügt, dem glaubt man nicht) plätschern so vor sich hin. Das ist okay, aber hängen bleibt da nicht viel mehr als bei dem Einseiter dahinter. Plutos Super drauf bietet zumindest viel Action und Slapstick basierte Situationskomik, bevor es auf geht zu einem Abenteuer in Die verborgene Stadt, deren Entdeckung ein wenig Indy-Flair verbreitet und von wo die Flucht nicht ganz einfach fällt.

    Alles in allem also keine Rohrkrepierer, aber auch wirklich nichts Besonderes, wenn da nicht noch zwei weitere Geschichten enthalten wären, die mich dann doch positiv überrascht haben. Zum einen war das der große Mehrteiler im Mittelteil, denn in Donald gegen Donald wir die Ente in ihre multiplen Persönlichkeiten aufgespalten. In einem von Herrn Düsentriebs Apparaten, der verdächtig an den Transporter von Jeff „Brundlefliege“ Goldblum erinnert, werden die Donalds getrennt und plötzlich gibt es nicht nur den Erpel Donald Duck, sondern auch Agent Donald und Phantomias, letzteren sogar in alter und neuer Version, also alle vier zur gleichen Zeit! Natürlich sind sich diese Narzissten gänzlich uneins und so kommt es zu witzigen Verwicklungen, als Entenhausen gleich von mehreren unterschiedlichen Bedrohungen heimgesucht wird.


    Absolutes Highlight war für mich allerdings die Micky-Story Mysteriöses Meeresleuchten, in der es den einsamen Reisenden Anno 1928 in das abgelegene Städtchen Innsmaus verschlägt. Ihr könnt es Euch schon denken, dass ich diese sowohl stimmige als auch stimmungsvolle Lovecraft-Hommage von der ersten bis zur letzten Seite genossen und gefeiert habe. Das war mal wirklich eine waschechte Überraschung für mich, denn dass es aus dem Maus-Universum überhaupt Lovecraft-Adaptionen gibt war mir bis dato gänzlich unbekannt. Gibt es in der Richtung noch mehr? Falls ja, genug um einen Sammelband wie bei den Enthologien zu füllen? Oder existiert etwas in der Art vielleicht sogar schon? Über Rückmeldung der besser bewanderten Profis hier würde ich mich freuen!

    6,5/10

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  8. #6308
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    The Unwritten – oder das wirkliche Leben 2: Inside Man



    Band eins hatte mich ja eiskalt erwischt, bei Band zwei wusste ich jetzt allerdings worauf ich mich einlasse und war gespannt, ob die nächste Runde mit Tom Taylor trotzdem einen annähernd so starken Eindruck auf mich machen kann, wie der Erstling. Nachdem die Polizei die Villa Diodati zum für Tom gänzlich ungeeignetsten Zeitpunkt gestürmt hat, rückt unser Held erstmal ein in Untersuchungshaft. Auf dem Weg ins Gefängnis Maison d’Arrêt de Roncevaux lernt er Richard Savoy, einen Kleinkriminellen kennen, der sein Zellengenosse werden soll. Der Empfang in der Vollzugsanstalt ist alles andere als herzlich. So sind die Zellen für U-Haft-Insassen einem Umbau zum Opfer gefallen, weshalb die beiden zu den bereits verurteilten Knastbrüdern gesteckt werden und der bornierte Gefängnisdirektor ist auf Tom äußerst schlecht zu sprechen, sind seine Kinder doch riesengroße Fans von Tommy Taylor, den Büchern über ihn und allem drum und dran. Der Direktor sieht in Tom also den, der für seine geliebten Nachkommen gerade eine Welt zusammenbrechen lässt.

    Während wir die Psyche des Direktors, und deren Abdrift ins Dunkle, näher erkunden und Tom versucht sich in der Hierarchie eines Hochsicherheitsgefängnisses zurechtzufinden und Respekt zu verschaffen, merkt Lizzie Hexam, dass sie ihren Auftrag, wie auch immer der ausgesehen haben mag, böse in den Sand gesetzt hat. Sie muss Tom irgendwie aus dem Knast befreien, koste es was es wolle. Zumindest teilt ihr das ihr Auftraggeber so mit. Mit dem kommuniziert sie übrigens über Bücher. Also nicht wie man vielleicht meinen mag mit markierten Texten oder Zetteln in selbigen. Nein, sie spricht in ein Buch und die Seiten liefern eine schriftliche Antwort! Klingt seltsam und rätselhaft? Ist es auch!


    Allgemein bringt dieser zweite Band massenhaft rätselhafte Ereignisse mit sich. Zum Glück werden auch welche aufgelöst, aber in Summe wird alles erstmal noch undurchsichtiger und fantastischer als zuvor. Wie kommt es, dass Toms Tätowierung kommt und geht? Wie können sich Romangestalten in unserer Welt manifestieren? Was geschieht, wenn die Wandungen unserer Realität dermaßen dünn werden, dass Übergänge in Geschichten möglich werden? Können Geschichten selbst zornig und verzweifelt sein, gar Schmerz empfinden? Ist unsere Welt überhaupt die reale Welt? Steht Lizzy auf der Seite von Tom? Ist Tom gleich Tommy, oder doch nicht? Und, um auf den Titel des Bandes zurückzukommen, wer ist dieser Inside Man und woher bezieht er seine Informationen?

    Auch von diesen, neuen Fragen werden einige beantwortet, auf viele Antworten müssen wir aber wohl noch länger warten. Doch wenn der Weg zu diesen Antworten weiterhin mit so fulminanten Geschichten gepflastert ist, bin ich gerne bereit noch viele Meilen zu gehen. Irgendwie fühlt sich alles etwas tiefer und gehaltvoller an, als es bei vielen anderen amerikanischen Comics der Fall ist. Woran das genau liegt kann ich gar nicht gar nicht sagen. Vielleicht weil es eine unglaublich reichhaltige Welt ist, die da erschaffen wurde, mit mannigfaltigen Möglichkeiten, die mir nach diesen ersten beiden Bänden nahezu genauso unerschöpflich erscheinen, wie der literarische Fundus der Menschheit, den es zu entdecken lohnt. Ja, dieser tiefe Bezug zum geschriebenen Wort, der mir wie eine Liebeserklärung an das Medium Buch erscheint ist sicher einer der Aspekte, die dafür sorgen, dass ich mich so stark mit der Geschichte verbunden fühle.


    Ich meine, Jud Süss habe ich zum Beispiel noch nie gelesen und auch den nationalsozialistischen Propagandafilm noch nie gesehen. Dass es diesen gibt und zu welchem Zweck er erschaffen wurde, war mir natürlich bekannt. Trotzdem gelang es Mike Carey mich dazu zu bringen erstmal einige Zeit darüber zu recherchieren, verschiedene Berichte und Wiki-Einträge zu lesen, eine online abrufbare Mini-Radio-Doku zum Werk und seiner Verdrehung durch die Nazis anzuhören. Faszinierender Stoff, dessen manipulativer Einsatz, und vor allem der überwältigende Erfolg, anno 1940 selbstverständlich erschreckend ist, aber historisch absolut relevant und interessant.

    The Unwritten selbst wirkt auch sehr literarisch, gerade durch die Textlastigkeit, die mich im Grunde eher an klassische Comics erinnert. Wenn ich mir zum Beispiel EC-Comics von Wally Wood zur Hand nehme wird da auf einer Siebenseitigen Geschichte oftmals deutlich mehr Text untergebracht als in einem modernen 24-Seitigen Batman-Heft. So ist auch The Unwritten ein Comic, den man nicht wie Fastfood weginhaliert, sondern den man genießt und bei dem man auch etwas zu lesen bekommt. Das mag manchen Fan der Neunten Kunst vielleicht etwas stören, aber wenn das ganze so schlüssig und packend geschrieben ist wie hier und ein absolut stimmiges Gesamtbild ergibt, dann begrüße ich das sehr.

    9,5/10

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  9. #6309
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    Zitat Zitat von P_Mancini Beitrag anzeigen
    "Es gibt mit und ohne Religion gute Menschen, die Gutes tun, und böse Menschen, die Böses tun. Aber dass gute Menschen Böses tun, das schafft nur die Religion" (Steven Weinberg)
    Vielen Dank dafür, das du dieses Zitat mit uns geteilt hast. Kannte ich noch nicht, und spiegelt genau mein denken wieder.

    LG
    Mollari
    Verkaufe Comics.

  10. #6310
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Zitat Zitat von dino1 Beitrag anzeigen
    Yeshua, Lavric, Comicplus

    Wir kennen alle die Geschichte Jesu. Oder zumindest was allgemein so bekannt ist. In Yeshua spinnt Lavric einen alternativen Werdegang Christi.

    Es wurde schon viel geschrieben über die ausgezeichnete GA von Comicplus. Tolles Artwork und eine, wie ich finde, durchaus plausible und spannende Alternative zu dem was Kirche und Bibel uns verkaufen. Das Alles aber nicht despektierlich, sondern nachvollziehbar und sehr gekonnt in Szene gesetzt.

    Möchte kein Öl ins Feuer gießen, als Atheist verstehe ich oft Gläubige nicht, gerade in unserer modernen Welt fällt es mir schwer zu akzeptieren , dass jemand wirklich an solche Geschichten glaubt. Wenn ich dann höre, dass es wohl eine Art Boykott vom Vertrieb gab denke ich, dass es noch mehr solcher Comics braucht, zumal hier in keinster Weise die Religion angegriffen wird.

    Druck ist fantastisch, wunderschön das teilweise Spotlack Cover, Zeichnungen und Colo sind bestechend, für mich ein Comic der unbedingt in jede gute Sammlung gehört. Mit 39€ kein Schnäppchen, wobei die Qualität wirklich herausragend ist, da fällt auch Splitter gegen ab.

    Für Geschichtsfreunde und auch Politik- und Religionsfans unbedingt empfehlenswert.

    Hast du ausgezeichnet umschrieben. Schließe mich in jedem deiner Punkte an.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  11. #6311
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Das Magische Messer – Stephane Melchior-Durand, Thomas Gilbert – Carlsen


    Klappentext:
    Vor zehn Jahren ist Wills Vater bei einer Polarexpedition verschwunden. Jetzt interessieren sich plötzlich zwielichtige Gestalten für den Forscher – und für Will. Doch der Junge findet durch Zufall das perfekte Versteck: eine andere Welt. Hier begegnet er Lyra, die wie er einem großen Geheimnis auf der Spur ist. Gemeinsam geraten die beiden in einen erbitterten Kampf, bei dem die Zukunft ihrer Welten auf dem Spiel steht …
    Neben der von der BBC und HBO entwickelten Fernsehserie HIS DARK MATERIALS ist die Comicadaption die schönste und beeindruckendste Adaption der Trilogie von Philip Pullman. Dieser Band umfasst die Ereignisse der zweiten Buches "Das magische Messer". Der Zeichner Thomas Gilbert hat fantastische Bilder erschaffen, die alle Leser*innen sofort in die Geschichte hineinziehen. Es ist fast wie ein Flug mit dem Zeppelin!



    Mich hatte schon der erste Band „Der goldene Kompass“ total begeistert. Und diese Begeisterung hält auch im zweiten Teil ohne Abstriche weiter an.
    Die Handlung bleibt auf hohem Niveau spannend und immer wieder überraschend. Der neue Zeichner liefert sogar ein etwas wenig besseres Artwork als Clement Oubrerie im ersten Teil ab.
    Ich habe die 272 Seiten in einem Rutsch durchgelesen, ohne ihn aus der Hand zu legen. Hier wird alles geboten: Abenteuer, Mystik, Steampunk und Fatasy.

    Allerdings läßt mich die mitunter recht blutige Handlung an die Leseempfehlung ab 10 Jahren etwas zweifeln.
    Alles was im Klappentext sonst versprochen wird, wird auch gehalten. Gehört mMn in jede gut sortierte Comicsammlung.
    Einziger Minuspunkt, der Buchumschlag. Das ist in keinster Weise ein Hardcover, wie von Carlsen beschrieben. Ein echtes HC hätte das grandiose Werk beim lesen wesentlich stabiler gemacht.
    Ansonsten, meine absolute Kaufempfehlung.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  12. #6312
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    Unschlagbar 3, Jousselin, Carlsen

    Unschlagbar ist ein Superheld der etwas anderen Sorte, er ist eher untersetzt, etwas behäbig und ganz bestimmt kein Spider-Man, Superman oder was auch immer da so rumläuft. Aber das macht ihn nicht weniger mächtig, im Gegenteil, er könnte es mit allen locker aufnehmen.

    Wer sich jetzt am Kopf kratzt und fragt was ist das für ein Typ, eine Art Thanos oder Darkseid in pummelig wird enttäuscht werden. Zwar gibt es wunderbare Momente aber Kloppereien a la Bats und Manbat wird man hier nicht finden.

    Pascal Jousselin spielt im dritten Band noch abgefahrener mit dem Medium, man muss sich das einfach geben, warum dieser Comic nicht in aller Munde ist ist mal wieder bezeichnend für die sogenannten Fans, denen zwar HC und Druck aber Unterhaltung und Neuerung eher zweitrangig sind. Entschuldigt, musste mich kurz aufregen.

    Wer die Serie noch nicht kennt, sofort bestellen und die drei Bände genießen, speziell nach Band 3 wird man seinen Cocktail mit anderen Augen genießen.

    Fazit, für Funny Freunde ein Muss, aber auch Pflicht für alle die sich Comicfan schimpfen.

  13. #6313
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    Monster - Band 5 (Naoki Urasawa)



    Und er hat es wieder getan! Mit Ex-Spion Grimmer führt Mangaka Naoki Urasawa einen weiteren, auf Anhieb absolut faszinierenden Charakter in die Geschichte ein. Der jetzige Reporter ist auf einer Spur zu einer großen Story: Den unsäglichen Vorgängen in Kinderheimen der DDR, die dem Innenministerium unterstellt waren, allen voran natürlich Kinderheim Nummer 511, dessen Ende in einem absoluten Desaster besiegelt wurde. Seine Nachforschungen führen ihn ins märchenhafte Prag, und im Zug auf dem Weg dorthin trifft er den Asiaten Doktor Tenma, denn auch ihn verschlägt es in die Geschichtsträchtige Stadt an der Moldau…

    Zuvor jedoch gilt es den nervenzerrenden Cliffhanger des vorangegangenen Bandes aufzulösen, und der hat es wahrlich in sich. Minutiös dröselt Urasawa die Vorgänge rund um Tenmas geplantes Attentat auf Johann auf, die Spannungsschraube wird erbarmungslos angezogen, zwischen Selbstzweifeln und Pflichtgefühl ist der Doktor hin und hergerissen. Doch auch außerhalb der Bibliothek, in der die Dankesveranstaltung für Schuwald stattfinden soll, überschlagen sich die Ereignisse. Wer will Tenma aufhalten? Kann noch rechtzeitig eingegriffen werden? Als der Gehirnchirurg plötzlich selbst eine Waffe am Schädel hat, überschlagen sich die Ereignisse, und ein flammendes Inferno wird entfesselt. Absoluter Wahnsinn und an Spannung kaum zu überbieten!


    Doch auch Grimmer, der trotz der tragischen Dinge, die wir über seine Familiengeschichte erfahren, so überraschend in sich ruhend wirkt, so ganz von positiver Energie durchsetzt, bekommt es in Prag mit einer harten Nuss zu tun. Zwar kann er den ehemaligen Direktor des Kinderheims 511 aufspüren, ihn zur Rede stellen und in Bedrängnis bringen, doch die Wahrheit, die sich hinter dem Vorhang aus Geheimnissen und Vertuschung verbirgt, ist eine gänzlich andere, erschreckendere, als er sich je ausgemalt hat.

    Die erste Hälfte vollgepackt mit nervenzerfetzendem Thrill, der in eine actionbepackte Entladung mündet, die zweite dann als spannende Ermittlung inszeniert, gespickt mit eigenwilligen, hochinteressanten Charakteren, und einer Wendung, die geschickt mit der Erwartungshaltung des Lesers spielt. Als es dann gleich einen ganzen Schwung weiterer Leichen gibt und ein junger Kommissar einer Verschwörung innerhalb der Prager Polizei auf die Spur kommt, tun sich neue Rätsel auf und es wird nochmal spannender als sowieso schon. Ein absolut meisterlicher Band, und aufgrund der enorm unterschiedlichen Tempi zwischen den beiden Teilen wohl auch der bislang beste.

    10/10




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  14. #6314
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    Fables 13 – Die Dunklen Jahre



    Zurück an der Hauptreihe, zurück in New York City, zurück in Fabletown und zurück in der Zeit nach dem großen Krieg, der mit einem Sieg der Fables über das Imperium endete.Zum Einstieg darf Michael Allred mal wieder an den Zeichenstift und irgendwie finde ich seinen Stil diesmal viel gewöhnungsbedürftiger als noch bei beim Nordwind und den Wölfen zu Hause. Aber sei es drum, dafür ist Gepettos erster Rundgang durch die Nachbarschaft, in Begleitung seines Sohnes und einiger „Leibwächter“, äußerst unterhaltsam, gibt es doch unter den Einheimischen reichlich Missmut, weil sie den Tyrannen lieber einen Kopf kürzer sehen würden, denn ihn als neuen Nachbar zu begrüßen. Es gibt also durchaus Fabelwesen, die eher meine (zugegeben, vielleicht etwas härtere und radikalere) Gesinnung vertreten, statt LaLes erhabenen Gerechtigkeitssinn.

    Dann beginnen sie, die Dunklen Jahre, und zwar damit, dass sich zwei Glücksritter daranmachen eines der, durch den Krieg und den nachfolgenden Aufruhr herrenlos gewordene, Königreiche zu plündern. Während die beiden sich den Weg in die Schatzkammer freischlachten führen Frau Totenkinder und Gepetto freundliche Gespräche mit enorm unfreundlichem Unterton und der Wundarzt doktert noch immer an Blue Boys Arm herum, denn dessen Wunde will nicht so gut verheilen wie sie eigentlich sollte.


    So beginnt es – und dann beginnt die Abwärtsspirale sich unaufhörlich zu drehen. Pinocchio versucht weiter vergeblich seinen Paps in die Gesellschaft zu integrieren, Blue Boys Verletzung entzündet sich nach jeder Operation schlimmer, Rose Red hat schlimme Beziehungsprobleme (und auch psychische) und mit der Baba Yaga läuft auch nicht alles nach Plan. Doch richtig übel wird es, als die eingangs erwähnten Glücksritter eine ganz besonders gesicherte Kiste öffnen, in dem Glauben, dass darin sicherlich der wertvollste Teil des Schatzes zu finde sei. Tja falsch gedacht. Und was schließt man noch in Hochsicherheitskisten weg, wenn nicht unermessliche Reichtümer? Richtig, unermesslich Böses, Gefährliches und Schrecken verbreitendes. Exakt ein solches Wesen haben die beiden entfesselt und eins sage ich Euch gruselig und eklig ist es tatsächlich und dazu wirkt es maximal bedrohlich. Es wird finster in den Dunklen Jahren…

    Ich hätte ja nicht gedacht, dass es nach dem großen Krieg so schnell schon wieder zu dermaßen einschneidenden Veränderungen kommt, und dass mich ein neuer Antagonist so rasant das Fürchten lehren könnte. Der Typ ist echt Creepy! Im Nachgang geht es (mit miesem Artwork von David Hahn) auf der Farm nochmal rund. Ob schon wieder eine Revolte ansteht ist noch nicht klar, aber der Cliffhänger mit den beiden gefährlichsten Fellknäueln lässt auf einen großen Fight hoffen.


    Zeitgleich mit den Ereignissen zuvor gingen Mowgli und Bagheera auf eine Mission in die alte Heimat, um eine Dschungelwelt zu finden, die jetzt nach dem Kriegsende wieder bewohnbar wäre. Ein nettes kleines Urwaldabenteuer, an dessen Ende interessanter Besuch auf der Farm eintrifft.
    Zusammengefasst wieder sehr guter, abwechslungsreicher Band, der viel verspricht. Vor allem eine alles andere als langweilige Zukunft.

    8/10

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  15. #6315
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    The Unwritten – oder das wirkliche Leben 3: Ein Toter klopft an



    Was war dieser Band in der ersten Hälfte so verwirrend und rätselhaft! Ich meine, da habe ich komplett gar nicht durchgeblickt und die Fragezeichen haben sich über meinem Kopf getürmt. Was ist das für eine geheimnisvolle Organisation, die Tom auf den Fersen ist, nur Böses will und offensichtlich von einem Mann namens Callendar geleitet wird? Wie funktioniert deren total seltsam und übersinnlich anmutendes Ortungssystem? Kam es wirklich dazu, dass Tommy Taylors Nemesis aus den Büchern den Körper des Gefängnisdirektors übernommen hat und so in unsere Welt eindringen konnte? Wie geht sowas? Und welche Auswirkungen hat es auf Savoy, wenn er von diesem unheimlichen Wesen gebissen wird? Weshalb erzählt Lizzie Hexam Tom nichts? Gar nichts? Ist sie wirklich auf seiner Seite? Vor allem, ist sie wirklich „echt“, oder ist sie nur eine Figur aus einer Geschichte, die irgendwie, wie auch immer, in unsere Welt gelangt ist? Oder ist sie einfach nur nicht ganz knusper?

    Fragen über Fragen, die mich mehr und mehr verwirren und ratlos dastehen lassen. Doch dann steht ein Großereignis bevor, die Veröffentlichung des 14ten und letzten Tommy Taylor Romans. Der scheint allerdings ein Fake zu sein, initiiert von dieser seltsamen, offensichtlich böswilligen Organisation, die den wahren Tommy Taylor Geschichten durch diese Schundschrift schaden wollen, die Macht der Erzählung in der Gesellschaft durch diese Denunziation brechen, und gleichzeitig ihren ursprünglichen Schöpfer, Toms Vater, aus seinem Exil hervorlocken möchten. Diese Gelegenheit will natürlich auch Tom nutzen, um seinen Erzeuger endlich zur Rede zu stellen, und um Antworten, sowohl für ihn als auch für uns, zu bekommen. Antworten, das wäre doch mal was!


    Wahnsinnig dicht, etwas vertrackt, zum Miträtseln und Mitfiebern einladend breitet Mike Carey einen eng gewebten Teppich von Möglichkeiten vor uns aus. Wie bei einem großen Mosaik können die Einzelteile ganz unterschiedlicher Herkunft sein, in diesem Fall sogar aus verschiedenen Welten stammen, und sich dennoch zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen. Alleine die Optik ist schon fulminant, werden die Übergänge zwischen (vermeintlich) realer Welt und der Bücher- oder Geschichtswelt von den Künstlern Peter Gross und Ryan Kelly doch wundervoll in Szene gesetzt, dazu die Cover von Yuko Shimizu, die einfach großartig aussehen. Dabei macht die Normalo-Welt rein optisch eher einen „gehobenen Standard Ami Eindruck“, während in den Bücherwelten besondere und markantere Stile zum Einsatz kommen.

    Wenn ich schon eine Teppich-Analogie ausgepackt habe, kann ich damit auch gleich weiter machen, denn die Liebeserklärung an Literatur und an das Geschichtenerzählen allgemein ist in dem Werk so allgegenwärtig, als würden Carey und Gross all den großen Erzählern und Erzählungen einen roten Teppich ausrollen. Man freut sich bei der Lektüre immer, wenn man einen der vielen Triggerorte, die Tom von seinem Paps eingetrichtert wurden wiedererkennt, auch wenn sicher kaum jemand alle Geschichten gelesen hat, die einbezogen werden. Ich habe zum Beispiel nie Shakespeare gelesen, aber durch Verweise in anderen Werken und natürlich auch durch Filme weiß ich dann schon wovon die Rede. Thomas Malory habe ich tatsächlich gelesen, worüber ich mich dann auch sehr gefreut habe und Chaucer steht noch hier noch ungelesen hier.


    Das sind nur einige Beispiele zu dem ganzen Sammelsurium an Büchern und Autoren, vor denen sich The Unwritten tief verbeugt. Bei mir löst die Lektüre dieses Comics ständig die Lust aus, ein Buch aus dem Regal zu ziehen und los zu lesen! Geht natürlich nicht, denn ich will ja wissen wie es mit Tom Taylor weitergeht, böse Zwickmühle. Aber auch wer mit den großen Klassikern nicht allzu viel anfangen kann wird bei The Unwritten seine helle Freude haben, denn die vielen Bezüge zur allgemeinen Popkultur und dem Nerdtum sind ebenfalls allgegenwärtig. Am vordergründigsten natürlich zu Harry Potter, aber auch Star Wars, Stephen King, Herr der Ringe, Nosferatu, die Transformers usw. werden gerne zitiert.

    In Die vielen Leben von Lizzie Hexam erfahren wir endlich mehr über diese Mitstreiterin Tom Taylors. Spannend ist, dass die Lady eine äußerst wandelbare Vergangenheit hat, denn man kann ihren Werdegang und ihre Verbindungen zu Tom und seiner Familie auf verschiedene Arten erleben. In alter „Abenteuer-Spiel-Buch“-Manier wie bei der „Insel der 1.000 Gefahren“ oder den Büchern von Steve Jackson und Ian Livingstone entscheiden wir nach einer Seite häufig selbst, wie die Geschichte weitergeht und auf welcher Seite wir entsprechend weiterlesen. Keine Angst, Kämpfe mit Würfeln und dergleichen sind nicht notwendig. Allerdings solltet Ihr weise wählen, denn man kann durchaus auch in einer Sackgasse landen. Ich habe die Story dreimal durchgespielt um mehrere Varianten kennenzulernen, war wirklich cool.

    Zum Abschluss werden dann interne Streitigkeiten in Mister Callendars Geheimorganisation thematisiert, was für Tom vielleicht Vorteile bringen könnte. Der hat allerdings Probleme damit seinen beiden Mitstreitern zu vertrauen und, vor allem, damit seine Fähigkeiten zu aktivieren. Magie funktioniert wohl nicht so einfach wie gedacht. Nach einem kurzen Ausflug in das finale Tommy Taylor Buch hat Tom allerdings einen neuen Hinweis, ein Ziel, welches im letzten Panel offenbart wird und mein Herz einen Sprung machen ließ. Was freue ich mich auf Band vier, das glaubt Ihr gar nicht!

    9/10

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (09.09.2021 um 05:39 Uhr)
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  16. #6316
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Die Vier von der Baker Street, Band 4: Die Waisen von London

    Burschen, ihr habt recht, bei der Serie lohnt sich das Dranbleiben wirklich!

    Bisher steigert sich die Qualität mit jedem Band. Nachdem ich ja bei Band 3 schon einen echten Qualitätssprung bei den Zeichnungen und der insbesondere der Kolorierung bemerkt habe,
    setzt Band 4 hier noch einen drauf.
    Da sind echt grandiose Panels dabei! Die furchtbare "Orangelasigkeit" von Band 1 scheint endgültig Geschichte zu sein. Vielmehr werden die Szenen jetzt in wunderbar passenden Farbtönen eingefangen.
    Bin echt begeistert.


    Die Story ist vl nicht ganz so fesselnd wie in Band 3. Die Autoren nehmen sich dafür die Zeit die sozialen Verhältnisse in London der damaligen Zeit darzustellen und auch den drei Hauptdarsteller noch mehr Profil zu verleihen.

    Bin gespannt, ob Band 5 das noch übertreffen kann....

  17. #6317
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Ich mach gleich mit der nächsten Perle weiter:

    Garulfo, Band 3, Splitter

    Was hab ich bei der Reise durch diese 3 Bände gelacht.... So eine nette, lustige und herzliche Geschichte!!!
    Es tut der Seele gut, auch solche Comics zu lesen.

    Zwei Meister ihres Handwerks machen aus einem Frosch, einem versnobten Prinzen und einem schrecklichen Oger, Comicfiguren, an die man sich wohl noch lange erinnern wird!


    Wer die 3 Bände noch nicht hat, macht es so wie ich:
    Glaubt den Leuten im Forum und kauft euch dieses Meisterwerk!

  18. #6318
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    Zitat Zitat von Largo Beutlin Beitrag anzeigen
    Ich mach gleich mit der nächsten Perle weiter:

    Garulfo, Band 3, Splitter

    Was hab ich bei der Reise durch diese 3 Bände gelacht.... So eine nette, lustige und herzliche Geschichte!!!
    Es tut der Seele gut, auch solche Comics zu lesen.

    Zwei Meister ihres Handwerks machen aus einem Frosch, einem versnobten Prinzen und einem schrecklichen Oger, Comicfiguren, an die man sich wohl noch lange erinnern wird!


    Wer die 3 Bände noch nicht hat, macht es so wie ich:
    Glaubt den Leuten im Forum und kauft euch dieses Meisterwerk!
    und wer hat´s geschrieben?
    Ayroles das Szenaristen Genie der Neuzeit. Arleston kann mit Lanfeust noch mithalten.

  19. #6319
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Zitat Zitat von jellyman71 Beitrag anzeigen
    und wer hat´s geschrieben?
    Ayroles das Szenaristen Genie der Neuzeit. Arleston kann mit Lanfeust noch mithalten.
    Sorry, aber das sind Welten.

    Ich mag Arlestons pre-pubertären Humor auch, aber das ist nichts gegen den teilweise bissig subtilen Humor von Ayroles.

  20. #6320
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Zitat Zitat von jellyman71 Beitrag anzeigen
    und wer hat´s geschrieben?
    Ayroles das Szenaristen Genie der Neuzeit. Arleston kann mit Lanfeust noch mithalten.
    und wenn der Frosch laut "Aussatz" ruft oder aus dem Ritterhelm schaut, ist das einfach nur lustig! :-)

    Lanfeust ist auch gut, aber nicht so gut

  21. #6321
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Violetta 1 – Ich sehe was, was Du nicht siehst! & Violetta 2 – Böse Augenblicke



    Etwas früher im Jahr hatte ich aufgrund unserer, damals noch bevorstehenden, Kenia-Reise um etwas Comic-Input mit Bezug zu Afrika gebeten. Wie man Euch so kennt wart Ihr alle äußerst hilfsbereit und habt mir massenweise tolle Vorschläge gemacht, von denen ich einige natürlich auch umgesetzt habe. Dazu gehörte unter anderem Kalimbo von Dani Books, den ich Euch schon vorgestellt habe, aber auch zu den anderen Bänden möchte ich so nach und nach wenigstens noch ein paar kurze Zeilen hierlassen, im Großen und Ganzen wurde ich von Euren Empfehlungen nämlich durch die Bank gut unterhalten und nicht enttäuscht. Eine klitzekleine Ausnahme bildet da allerdings der Start von Violetta.

    Violetta ist ein seltsames kleines Mädchen. Das liegt zwar vor allem, aber nicht nur an ihren violetten Augen. Denn wenn sie einen damit durchdringend ansieht, und man auch zurückblickt, so kann sie die Gedanken des Gegenübers lesen, herausfinden woran man denkt und, das ist das Wichtigste, jede Lüge entlarven. Jetzt ist sie just an einer neuen Schule gelandet, wo sie noch niemanden kennt. Da kann so eine Spezialfähigkeit natürlich auch schonmal von Vorteil sein. Andererseits kann man aber auch schnell als Außenseiter gestempelt werden, wenn man sich zu seltsam benimmt. Seltsam geht es auch in Violettas zu Hause, einem riesigen, hochherrschaftlichen Herrenhaus zu, wo liebevoller Umgang nicht ganz so groß geschrieben wird.


    Ach, was soll ich schön drumherum reden? Ihre Mutter ist eine gefühlskalte alte Hexe, die sich mehr für ihre ach so wertvollen Briefmarken interessiert, als für das Töchterlein. Das überlässt sie außerhalb des Hauses lieber dem Chauffeur und innerhalb des protzigen Anwesens einem Schwung seltsamer Roboter, die auch dafür sorgen, dass klein Violetta nur penibel gereinigt und desinfiziert die heiligen Hallen betritt. Apropos Reinlichkeit, auch was Keime und Krankheitserreger angeht hat ihre Mum ordentlich einen an der Waffel, und so verdient sich der Haus und Hofdoktor eine goldene Nase, indem er die Kleine zum Hypochonder erziehen möchte.

    Violetta selbst lässt sich von all diesen widrigen Umständen nicht allzu sehr beeinflussen. Trotz allem ist sie ein äußerst aufgewecktes, abenteuerlustiges und lebensfrohes Kind, vielleicht etwas vorlaut und neunmalklug, aber doch mit dem Herz am rechten Fleck. So setzt sie sich zum Beispiel in ihrer neuen Schule für das Tierwohl ein, auch wenn sie dabei für reichlich Chaos sorgt. Dennoch ist die kleine Maus auch traurig, denn bei ihrer Mutter kann sie nicht auf elterliche Liebe und Geborgenheit hoffen und die anderen Mitbewohner, ob aus Stahl und Schaltkreisen, oder aus Fleisch und Blut, spenden ihr ebenso wenig Trost. Doch was ist das für eine Briefmarke, die ihre Mutter ganz besonders hortet und verliebt bestaunt? Wer ist da drauf? Romuald der Zweite, König von Zongo! Das ist es! Das muss ihr Vater sein! Jetzt muss sie nur noch irgendwie ins Herz Afrikas kommen und ihren Erzeuger aufspüren, kann bei einem König ja nicht so schwer sein, schon gar nicht für ein Gör mit Violettas Fähigkeiten…


    Das klingt jetzt sicher erstmal gar nicht schlecht, sondern vielleicht sogar sehr interessant, witzig und abenteuerlich. Ich sag mal so, diese Eigenschaften sind alle mehr oder weniger vorhanden, aber irgendwie stehe ich nach der Lektüre dieser ersten beiden Bände doch recht ratlos da. Für einen Funny ist es einfach nicht witzig genug, für ein Drama sind die Bände mit viel zu viel unrealistischem und abgefahrenem Zeug angereichert und das große Abenteuer sehe ich zumindest in Teil eins auch noch nicht. Auch die Charaktere bleiben noch etwas blass, bis auf Violettas Mutter, die ist gleich von Start an ein absoluter Unsympath vor dem Herrn. Violetta selbst finde ich noch zu wechselhaft, als dass ich sie richtig einordnen, oder eine emotionale Bindung zu ihr aufbauen konnte, wobei das ab der Mitte des zweiten Bandes schon deutlich besser wurde. Da kommen dann auch noch ein paar spaßig abgedrehte Nebenfiguren ins Spiel und die Sache mit dem Abenteuer kommt ins Rollen, wenn es auf der Suche nach Paps gen Afrika geht.

    Insgesamt also ein eher holpriger Einstieg, der sich irgendwie nicht entscheiden konnte, ob er Fisch oder Fleisch sein möchte, der zur Mitte des zweiten Albums dann aber eine Richtung gefunden zu haben scheint, die mir auch recht gut gefiel. Von der Warte gesehen kann ich also ganz gut nachvollziehen, weshalb da wohl die Käuferscharen gefehlt haben und Carlsen die Reihe nach Band zwei abgebrochen hat. Allerdings gab es wohl doch eine kleinere, hartnäckige Fanbase und so ist schließlich Finix in die Presche gesprungen und hat die Sache durchgezogen. Ob sich das gelohnt hat werden wir die nächsten Tage erfahren, wenn ich meine erste Finix-Reihe Lese (bzw. drüber schreibe) – wurde ja auch mal Zeit!

    6/10

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  22. #6322
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    Fables 14 – Das große Fables-Crossover



    Das große Crossover der Fabelwesen scheint ja in der Community der Fables-Leser allgemein nicht sonderlich gut anzukommen. Umso gespannter war ich auf den Band, bin ich doch dafür bekannt, vielem auch etwas Positives abgewinnen zu können, und deshalb stets sehr milde in der Punktevergabe unterwegs zu sein. Also auf ins wilde Getümmel, ist ja mit neun Heften ein ganz schöner Brocken geworden.

    Auf der Farm geht es seit der Ankunft der Fabletown-Fables drunter und drüber. Während das Biest und Bigby als Wolf sich übelst an die Gurgel gehen ruft der Dachs Stinky (ist doch ein Dachs? Wie ein Stinktier sieht er jedenfalls nicht aus) eine neue Religion ins Leben. Diese verehrt den von uns gegangenen Blue Boy als Messias und sagt dessen Rückkehr nebst folgendem Aufstieg zum neuen Kaiser voraus. Zur gleichen Zeit spitzt sich auch in New York die Lage zu, denn die Anwesenheit des finsteren Mr. Sorgt wohl dafür, dass sich in der näheren Umgebung alle an die Gurgel gehen. Mordrate steigt, Verbrechen und Aggressivität allgemein nehmen zu und die Armee der Verwelkten, die er für sich schuften lässt wächst und wächst.


    Dieser dunkle Einfluss ist es wohl auch, der Bigby und Beast so ausrasten ließ, dass sie sich gegenseitig an die Gurgel gingen, es wäre also besser, wenn der Wolf einen noch größeren Abstand zu den Fabletown-Ruinen gewinnen würde. Da kommt es ja ganz passend, dass Jack mal wieder anruft, und zwar um der absoluten, ultimativen Bedrohung zu berichten. Jack of Fables-Leser wissen bereits, worum es sich dabei handelt, denn der wieder zu sich gekommene Kevin Thorn beabsichtigt die Geschichte neu zu schreiben, was in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist, denn mit einem einzigen Schwung der Feder kann er das uns bekannte Universum auslöschen, sozusagen ungeschehen machen, und nochmal ganz von vorne anfangen. Wie das ein Gott halt so machen kann, wenn er mit der Entwicklung seiner Schöpfung unzufrieden ist. Natürlich glauben erstmal alle, dass Jack sich mit dem Anruf wieder einen seiner blöden Streiche erlaubt, aber schlussendlich kann man das Risiko nicht eingehen und so machen sich der Ex-Sherriff nebst Gattin auf den Weg um Jack zu treffen – in SEINER Serie.

    Wie bereits zu befürchten war, stellt sich die von Jack beschriebene Bedrohung als überaus real heraus und, wie ebenfalls zu befürchten war, gehen sich Jack und Bigby schleunigst an die Gurgel. Wie dem auch sei, nach einer kurzen, intensiven Rauferei verkrümelt sich Jack schmollend aus SEINER Serie, und macht sich auf zur RICHTIGEN Fables-Serie, wo er nach seiner Auffassung sowieso hingehört. Dort wartet Meister Dachs mit seinen religiösen Gefolgsleuten schon sehnsüchtig auf die Widergeburt von Blue Boy, in welcher Inkarnation auch immer – wenn das mal gut geht. Snow macht sich mit Bigby und dessen neuem Sidekick Gary derweil auf den Weg nach New York, dem letzten Wohnort von Kevin Thorn, der maximalen Oberbedrohung.


    Genau das ist einer meiner größten Kritikpunkte an dem Band, denn in New York lag doch auch Fabletown, wo Mr. Dark sein Unwesen treibt und dafür verantwortlich zeichnet, dass alle drumherum schrecklich gereizt und launisch sind, und dass sich Bigby unbeherrscht in einen Riesenwolf verwandelt. Nur jetzt irgendwie nicht mehr. Wieso? Kein Plan, das wird einfach ignoriert, genau wie Mr. Dark für den Rest des Bandes, was ich etwas schade finde, da er als äußerst bedrohlich wirkende Gefahr im vorangegangenen Band enorm gut aufgebaut wurde wie ich finde.

    Der Rest ist dann aber durchweg äußerst unterhaltsam muss ich sagen, auch wenn ich durchaus nachvollziehen kann, dass die Sache für Nicht-Jack-Leser sicher erstmal etwas befremdlich daherkommt. Ich hatte das Problem jetzt nicht und nach all den negativen Worten in der Community war ich doch positiv überrascht. Wie Jack sich mal wieder als Oberarsch ins Schlafzimmer von Rose Red einschleicht ist mal wieder unter aller Kanone, genau wie er sein soll. Sein Sohnemann aus der kurzen, ebenfalls recht bösen Beziehung mit der Schneekönigin und dessen Werdegang als neuer Jack Frost ist ein super interessanter Erzählstrang wie ich finde, die große Mission um Thorn aufzuhalten ist super kurzweilig und actiongeladen inszeniert, die Genres sind ein absoluter Knaller wie ich finde, genauso wie Bigbys Wandlungen.


    Also da gibt es schon ganz viel Licht und wenig Schatten, auch wenn der Band insgesamt sicher nicht zu den Stärksten der Reihe zählt und ich den blauen Mini-Stier noch immer (meistens) enorm unlustig finde und ich das Gefühl nicht loswerde, dass der gerne als billiger Lückenfüller mit schwachem Artwork hergenommen wird, wenn die Story eigentlich nix mehr hergibt, oder zu aufwändige Zeichnungen den Abgabetermin gefährden würden. Ach ja, mit dem Finale kann ich ebenfalls sehr gut leben und es macht mir richtig Lust auf Jack of Fables 7!

    7,5/10

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  23. #6323
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Violetta 3 – Die Eisenkralle & Violetta 4 – Höhle des Vergessens



    Nach reichlichen Querelen, vor allem mit korrupten Frachter-Kapitänen und deren Mannschaft, ist Violetta endlich bis nach Zentralafrika vorgedrungen, wo die kleine mit dem besonderen Blick hofft ihren Vater zu finden. Enttäuscht musste sie feststellen, dass der König auf der Briefmarke keinesfalls ihr Vater sein kann, ist der Mann doch bereits vor vielen Jahren in die nächste Welt übergetreten. Dafür hat sie schnell ein paar neue Freunde gefunden und ist unversehens in einen Putsch hineingestolpert! Zum Glück stand sie mit ihren Freunden auf der Gewinnerseite und jetzt, so als beste Freundin und gefeierte Gehilfin des neuen Präsidenten, hat sie natürlich ganz andere Ressourcen zur Verfügung, bei der weiterhin abenteuerlichen Vater-Suche.

    Ihre skrupellose Mutter hat das Verschwinden des Sprösslings natürlich längst bemerkt und rekrutiert kurzerhand den Haus- und Hof-Doktor als Privatdetektiv/Spion/Kopfgeldjäger, denn dazu der kleinen Violetta irgendwelche tödlichen Krankheiten anzudichten taugt er ja jetzt nicht mehr, muss seinen Lebensunterhalt also auf anderen Wegen verdienen. Während der also Violetta hinterherhetzt jagt die der Spur ihres alten Herrn hinterher und gerät dabei in die aberwitzigsten Situationen. Die kleine bekommt es mit wilden Stämmen, korrupten Generälen, Flugzeugabstürzen, feurigen Vulkanen, magischen Höhlen und sogar mit einem Bond-Mäßigen Bösewicht mit Metallklaue statt Hand zu tun.

    Ja, das ist alles ziemlich abgefahren und einerseits kann ich der Serie noch immer vorwerfen, dass sie nicht richtig weiß, was sie eigentlich sein will. Will sie eine dramatische Geschichte erzählen, einfach nur tolles Abenteuer auf die Seiten bringen, die Missstände in vielen Afrikanischen Staaten anprangern, mit Robotern und Metallgliedmaßen kommt sogar etwas Sci-Fi mit rein und Stammesrituale und magische Höhlen versprühen einen Hauch von Mythologie und Fantasy. Also noch immer ähnliche Kritikpunkte wie bei den ersten beiden Bänden.


    Allerdings fühlte sich die Lektüre für mich komplett anders an. Ob die Reihe jetzt endlich ihren Drive gefunden hat, oder es mir als Spätzünder jetzt erst gelungen ist den richtigen Zugang dazu zu finden kann ich gar nicht sagen, aber es hat mich echt mitgerissen und ich habe über weite Strecken echt einen Riesenspaß gehabt und großes Kino erlebt. Die Funny-Passagen und eingestreuten Randwitze fand ich zumeist richtig gelungen, die Action ist famos, der dramaturgische Aufbau der Story wusste mich zu fesseln, die Charaktere sind fast alle viel zugänglicher geworden und wecken Emotionen, angefangen bei der taffen Violetta über den trottelig-bösen Doktor, Violettas dreister Sidekick Kombo, der gefährliche Kralle und, und und…

    Ich habe es richtig genossen und freue mich auf den abschließenden fünften Band, auch wenn ich schon weiß, dass der nicht zu einem ganz runden Ende führen wird. Aber nicht nur inhaltlich wird ab Band drei deutlich mehr und Besseres geboten, als in den beiden Vorgänger-Alben, denn auch die Aufmachung weiß zu überzeugen. Gestochen scharfer Druck auf feinem, weißem Papier, welches die verspielten und detaillierten Zeichnungen spitze zur Geltung bringt. Dazu noch eine etwas festere Umschlagkartonage als bei Carlsen und dennoch die äußere Optik und Größe nahezu perfekt beibehalten. Also außen wie gehabt, aber haptisch, und innen auch optisch, deutlich besser als Carlsen. Top Arbeit Finix!

    8/10

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  24. #6324
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    Schneller Rundumschlag

    Das Labyrinth, Prado

    Ganz nett, aber kein Muss. Artwork wirklich wunderschön, hatte mehr erwartet.

    Raowl 2, Tebo

    Weniger lustig als Band 1, schöne Zeichnungen die zur Handlung passen, aber etwas enttäuscht bin ich schon, so richtig wollte kein Gag bei mir zünden.

    Ajin 1, Tsiuna, Gamon

    Hat mir gefallen, typisches Manga Set-up, aber rasant in Szene gesetzt mit klasse Zeichnungen.

    Hillbilly TPB 1, Powell

    Powell verlässt The Goon aber irgendwie auch nicht. Hillbilly ist klasse, Märchen und Horrorelemente gekonnt vereint mit grafischer Vollendung. Sprachlich wieder großes Kino, man hört förmlich das wunderbar schräge Hinterwäldler Englisch. (Hört sich abwertend an, ist aber gar nicht so gemeint)

  25. #6325
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Jack of Fables 7 – Jack und Jack



    Am Ende des großen Fables-Crossovers machte sich Jack zusammen mit Gary (und dem kleinen Blauochsen) wieder auf in seine eigene Serie und neuen Abenteuern entgegen. Genau da setzt auch der siebte Jack-Band ein und beginnt mit einem, wie ich finde, grandiosen One-Shot, denn wer hätte schon gedacht, dass Jack auch mal Tarzan – Herr des Dschungels war? In einer total hanebüchenen Rückblende erzählt er Gary von seinen Abenteuern im Urwald, in den es ihn verschlug, nachdem er aus Marokko fliehen musste, weil er dort steckbrieflich gesucht wird. Die wahrlich abenteuerliche Geschichte wartet mit massenhaft Verweisen zu großen Klassikern und berühmten Gestalten auf. Ob berühmte Figuren wie eben Tarzan oder Davy Jones, oder große Filmklassiker wie Planet der Affen oder Casablanca, gewürzt mit dem respektlosen Jack-Humor. Es ist einfach eine Freude das zu lesen!

    Danach startet der Hauptteil des Bandes mit den vier Heften zu den neuen Abenteuern von Jack und Jack. Zwei Jacks? Na klar, denn auch Jacks Sprössling Jack Frost bekommt fortan einen größeren Part in der Geschichte zugedacht. Der junge Möchtegern-Held ist ein äußerst angenehmer Zeitgenosse, ganz im Gegensatz zu seinen Eltern, und hat es sich zum Ziel gesetzt ein waschechter Held zu werden. Da aller Anfang schwer fällt und ein Held natürlich auch einen passenden Sidekick braucht ergeben sich reichlich vergnügliche Situationen mit dem Jung und ich habe mir mehr als einmal gedacht: Irgendwie würde ich den Werdegang dieses jungen Kerls viel lieber verfolgen als den seines A….loch-Paps.


    Jack indes beginnt eine leichte, körperliche Metamorphose zu durchlaufen. Er wird fetter und fetter, schrotet massenhaft Fastfood in sich rein und der arme Gary muss rund um die Uhr dafür buckeln. Was daraus schlussendlich resultiert und, welch frappierend schlüssige Logik dahintersteckt, ja das hat mich doch köstlich amüsiert muss ich sagen, auch wenn sich die Pointe schon etwas zu früh abgezeichnet hat. Aber hey, sofern wir auf der letzten Seite nicht alle mal wieder belogen wurde, wie so oft bei Jack, dann wird mein Wunsch aus dem vorherigen Absatz ja vielleicht erfüllt! Auf alle Fälle war das der beste Jack-Band seit langem!

    8/10

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