Karikaturen zeichnen lernen

[burmic]

Hallo,
ich lerne gerade in Eigenarbeit Karikaturen zeichnen.
Ich mache sie so:

1. ich betrachte das Foto ganz genau (schaue auf die wichtigsten Merkmale wie Nasen/-löcher, Augenbrauen, Lider, Wangenknochen, hoche niedrige Stirn usw.)
2. ich zeichne die Umrisse (ne große Stirn noch größer, enge Augen noch weiter zusammen usw.)
3. ich beginne die Schatten und Details auszuarbeiten.
4. Ich freue oder ärgere mich über das Ergebnis

also ich denke, dass ich schon Vortschritte gemacht habe, aber so richtig gut bin ich noch nicht.

Hat jemand einen guten Tip, wie ich im Karikaturen zeichnen noch besser werden kann, auf was ich achten muss?

(Ich werde heute oder morgen meine Versuche posten, damit ihr meinen Stand wisst, aber vielleicht hat schon der ein oder andere einen Tip für mich.)

Danke und schöne Grüße
Michael

[Easton]

Du solltest bei einer Karikatur vielleicht nur die auffälligsten Merkmale zeichnen. Die kannst du auch übertrieben machen wie zum Beispiel bei Michael Schumacher ein ewig langes Kinn. So Details die man nicht auf anhieb sieht, sind doch nicht wichtig. Falls sie dich wichtig sind, übertreibe ruhig.

[383]

was ich geil finde an karris das man (wenn man die Person sieht kennt) Gefühle beziehungsweise eigenarten, wie auch kritisch mit den Eigenschaften, positiv und negativ, umgehen kann und diese auch benutzten kann.

[Melli25]

Ich bin gerade auch am Karikaturenzeichnen üben. Hab mir dazu auch ein Buch geholt das ich nur wärmstens empfehlen kann. Das heißt "Karikaturen zeichnen für Einsteiger" von Walter Halbinger. Knaur-Verlag. ISBN 3-426-66777-0.

Ach ja, auf jeden Fall ist es wichtig beim karikatieren dass man sich kindlich denkt beim zeichnen.

[Vainamoinen]

Und wenn wir schon gerade bei Ähnlichkeiten sind: Gibt es ein wirklich anständiges Buch zum Portraitzeichnen, das sich praktisch ausschließlich und ausführlich mit dem Erreichen der Ähnlichkeit befasst?? ... da würde ich nämlich gerne noch ein bißchen dran 'rumkauen...

[Melli25]

http://www.droemer-knaur.de/sixcms/l...%5D=*&x=36&y=6

Durchstöber mal hier. Ich find den Verlag ziemlich gut in sachen Zeichenbücher.

[383]

bei amazon gib mal Portrai zeichenen ein und das ist sehr gutes habe es selber!

[Yoko Tsuno Magic]

Wer Tiere nachempfinden will, sollte sich bei carl Barks und der MM, dessen eigentlicher Star aber Donald Duck und die Enten sind, orientieren. Vollzeichnungen sind natürlich sehr schwer. Bei LineArt immer wieder die eine Figur zeichnen, ein markantes merkmal übertrieben, mit Mut zum Überschwang zeichnen und dann wird das schon. Ich verzichte mal auf eigene Referenzen und lasse andere sprechen ;-)

[peter schaaff]

Weg von den Büchern hin zum Zeichnen nach dem lebenden Modell.
Dabei auch gerne mal in die Stadt setzen und mit schnellem Strich versuchen, die Leute einzufangen, die einem auffallen. Nach spätestens zwei, drei Stunden kontinuierlichem Arbeiten lassen sich die ersten Fortschritte feststellen ...
Kann man etwas realistisch wiedergeben (d.h. mit seinen prägnanten Eigenheiten) ist die karikative Übertreibung nur ein kleiner Schritt weiter.

Altklug,

[Jenny]

Hey Peter, da bist du glaube ich einem Fall von Thread-Nekrophilie auf den Leim gegangen.

[peter schaaff]

oh mann ...

andererseits ist es ja auch ein schön zeitloses thema, zu dem man sich endlos äußern kann. zumal karikaturen zeichnen (weniger für verlage als 'live vor ort' auf messen oder sonstigen veranstaltungen) ein realer brotjob sein kann - im gegensatz leider zum heiligen metier des comiczeichners.

[Spong]

Tom Richmond hat ein großartiges Tutorial zu Karikaturen auf seinem Blog. Habe den Link grade nicht da, aber mit ein paar Stichworten sollte man dahin kommen.

[FatFreddie]

Kleiner Trick von mir (vielleicht eines wahren Zeichners nicht würdig ...)

[parole-ae]

unten mitte: petra kelly, unten rechts: claudia roth ...

[FatFreddie]

yep, sozusagen ein Karikaturengenerator ...

[peter schaaff]

Sorry, FatFreddie - La Merkel sehe ich leider in keiner der Zeichnungen. nur diverse Rüsselnasenmonster ... muhahahaha ...

Aber ein aussagekräftiges Portraitfoto als Grundlage für eine Karikatur der Person ist ein probates Mittel für Gelegenheitstäter und ungeübte Portraitzeichner, schnell die grobe Gesichtssymetrie hinzubekommen und dann an den richtigen Stellen (!!) karikativ zu verfremden.

[qwertyboy]

Ich denke, um Karikaturen gut zu zeichnen, muss man erst mal überhaupt sehr gut zeichnen können. Eine gute Karikatur übertreibt ja das Typische an einem Gesicht. Also muss man erstmal lernen, das Typische zu erkennen und abzubilden. Das dann noch etwas ausgeprägter darzustellen ist nicht mehr schwer. Insofern glaube ich, dass gute Karikaturisten zuersteinmal gute Zeichner sind. Also, wie Peter schon schrieb: Von der Realität zeichnen lernen.

Und dabei finde ich wichtig, dass man eben kein Foto nimmt (jedenfalls nicht zum Lernen), denn das Foto hat das, was für das Zeichnen ein wesentlicher Vorgang ist, schon geleistet: die Übersetzung vom Dreidimensionalen ins Zweidimensionale. Wenn das dein Gehirn machen muss, dann ist das genau der Prozess, bei dem du erkennst, was das Gesicht ausmacht. Wenn du nur noch flache Flächen und Linien abmalst, kannst du nichts mehr erkennen (es sei denn, du bist sehr geübt und kannst das flache Foto in Gedanken in eine dreidimensionale Form zurückübersetzen).

Vom Foto Zeichnen oder gar Karikaturenzeichnen zu lernen, ist meiner Meinung nach schwieriger, als vom Modell. Zuerst macht man zwar schneller Fortschritte und erreicht leichter Ähnlichkeit, aber dann gelangt man in seiner Entwicklung eine Grenze, über die man nicht hinauskommt. Ich spreche da aus meiner eigenen Erfahrung als langjähriger unzufriedener Fotoabzeichner und bekehrter und glücklicher Modellabzeichner.

Ich würde zur Übung also erstmal Portraitzeichnen üben, vom lebenden Modell, und, wenn Freunde und Familie mal keine Lust mehr haben, von der lebenden Katze, vom lebenden Wasserglas und auf der Straße. Wenn du das gut kannst (also die Zeichnung einerseits ähnlich ist und andererseits einen eleganten Strich besitzt), dann kannst du ganz leicht und gezielt das, was du siehst, übertreiben.

Comiczeichnen oder Animationszeichnen ist auch nichts anderes als Karikaturenzeichnen. Auch hier wird auf das Typische reduziert, manchmal mit Übertreibung (wie im Cartoon, Funny oder im Zeichentrick), manchmal ohne Übertreibung (wie im "realistischen" Comic, der ja gar nicht realistisch ist, sondern reduziert aufs Typische).

Es ist ja mein Lieblingsargument hier, und viele sind anderer Meinung, aber ich bin fest davon überzeugt, dass das realistische Zeichnen nach dem lebenden Modell (und damit sind nicht nur Menschen sondern auch Tiere, Landschaften und Architektur gemeint) die Grundlage aller bildenden Kunst ist, solange sie nicht vollständig abstrakt ist. Wer das nicht kann, arbeitet sozusagen ohne festes Fundament, und das sieht man, meiner Meinung nach, den Zeichnungen an: sie wirken unstimmig und unsicher.

So, und jetzt werden wahrscheinlich die Hinweise auf all die Zeichner kommen, die auch ohne Aktzeichnen toll zeichnen können :-)

[Gretchenfrage]

vieles was manfred angeführt hat
ist dann aber auch immer die frage was denn gut darstellen/zeichnen ist

das gesicht als ganzes betrachten, nicht als summe der einzelteile, wäre mein tipp (als einer der auch karikaturen macht ;-)

hier ein musen-inspirationstipp;
http://www.pivenworld.com/
see portraits

illustration und karikatur gemischt

[qwertyboy]

Ja, generell kann man über Geschmack ja streiten. Ich denke dennoch, dass es einen breiten kulturellen Konsens darüber gibt, wann eine Zeichnung einem Menschen ähnlich sieht (ihn erkennbar abbildet), wann nicht. Da wir von Karikaturen reden, ist der sogenannte Stil oder der künstlerische Mehrwert zweitrangig, die Voraussetzung für das Funktionieren einer Karikatur ist zuallererst die Erkennbarkeit. Insofern gilt für diesen Fall: gut = ähnlich/typisch. Eine "schön" (ansprechend) gezeichnete Karikatur ist wertlos, wenn niemand erkennt, wer gemeint ist.

Beim Comic gilt übrigens dasselbe: da muss die Zeichnung zwar keiner realen Person ähneln, aber die Comicfigur muss von Panel zu Panel erkennbar sein (also sich selbst ähneln), was ja bekanntermassen nicht allen automatisch deshalb gelingt, nur weil sie "schöne" Einzelillustrationen schaffen können. Zu einem guten Comiczeichner gehört die Fähigkeit, eine Form nicht nur ansprechend sondern auch immer wieder gleich zeichnen zu können – und das bei wechselnden Blickrichtungen. Deshalb ist für mich der Comiczeichner auch höher anzusehen als der Illustrator.

[AYBABTU]

hier piven in die diskussion zu schmeissen, ist fies
bin aber zu 100% manfreds meinung, allerdings mit einer kleinen einschränkung:
aus eigener erfahrung bin ich der ansicht, dass erkennen und abbilden zwei paar schuhe sind. kann also durchaus sein, dass man zeichnerisch nicht allzu sicher ist, aber trotzdem die wichtigen punkte trifft.

edit: das (vor allem die 100%) gelten/gilt für den beitrag davor

[qwertyboy]

Piven: Na ja, es gibt keine absolute Wahrheit, insofern verstehe ich, was ich sage, als Regel mit Ausnahmen.

AYBABTU: Einverstanden.

[peter schaaff]

Da ich für meinen Blog über diesen scheints gut verschlagworteten Thread so einiges an Besuchern bekomme (vielen Dank an dieser Stelle) hier mal ein paar meiner Werke aus dem Bereich 'Karikatur', entstanden für die Rate- Show eines Privatsenders:

[Knarz]

Wobei natürlich zumindest Prominenten (weil ja am Tag auch viel geplappert wird) neben dem Strich auch der Text noch zum erkennen beitragen kann: