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Thema: Western

  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Western

    Die Altmeister haben wieder zugeschlagen. Was van Hamme und Rosinski hier abliefern, hat Klasse. Keine 08/15 Erzählung, keine Endloserie mit lieblos zusammengesetzten Versatzstücken aus bekannten Western. Vielmehr ein Oneshot, der inhaltlich, zeichnerisch und gestaltungstechnisch kaum Wünsche offen lässt.


    Es ist zunächst die Geschichte eines Jungen. Wer ist er? Kann es sein, dass seine Eltern von Indianern getötet und er selbst verschleppt wurde. Ist sein Onkel der reicher Rancher? Oder ist er schlicht ein Betrüger, der es auf die hohe Prämie abgesehen hat, die der Onkel für das Auffinden des Neffen ausgelobt? Ist er vielleicht selbst nur ein ahnungsloses Opfer in den Händen eines skrupellosen Menschen, der das Geld abgreifen will?


    Geschickt spielt van Hamme mit Erwartungen. Schon der Einstieg ist grandios. „Der Mann, den ich an diesem Tag töten würde, hieß van Deer.“ Unwillkürlich sucht man nach der Person, die der Killer ist, nach dem Erzähler der Geschichte. Dem Leser werden Angebote gemacht. Er sollte sich besser nicht auf seine Genrekenntnisse verlassen. Hier ist niemand das, was er zu sein scheint oder vorgibt zu sein. Van Hamme gelingt es immer wieder, den Leser in die Irre zu führen. Der Schluss ist dann auch überraschend. Aber selbst das reicht dem Autor nicht. Vielmehr gibt es noch einen Nachtrag, viele Jahre nach dem eigentlichen Ende der Geschichte, mit einer weiteren Wendung.


    Subthema die knallharte Zeit einer zu Ende gehenden Epoche. Der alten Westen ist Vergangenheit. Da gibt es keinen Freund Shane. Nette, coole Outlaws? Fehlanzeige. Aufrichtige Gesetzeshüter, die dem Recht Geltung verschaffen wollen, eher nicht. Der Frühkapitalismus feiert Triumphe. Ausbeutung ist an der Tagesordnung, Selbstjustiz normal und nicht anstößig. Regulators schützen das Eigentum der Rinderbarone, indem sie Viehdiebe einfach umbringen. Geiz, Gier, Egoismen in allen Facetten sind die vorherrschende Charakterzüge. Van Hamme lässt den Erzähler lakonisch die Ereignisse schildern. Dieser hat kein Mitleid mit sich selbst. Er beschönigt nichts. Er ist Teil des Spiels. Auch er sucht sein Glück.


    Das Artwork kann sich sehen lassen. Klarer, sehr feiner Strich. Detailreich. Sepiatöne, die die Geschichte „alt“ und gleichzeitig realistisch erscheinen lassen, werden nur unterbrochen durch doppelseitige farbige Zeichnungen. Im Stil von Gemälden begrenzen sie die jeweiligen Kapitel. Fortgesetzt wird dann mit einem Zeitsprung. So wird die Lebensgeschichte des Erzählers auch formal geordnet.


    Abgerundet wird der Band mit Auszügen aus dem Expose, dem Skript, und ein paar Skizzen sowie einem beigefügten Druck.


    Fazit:
    Einer der besten Western, die ich bisher gelesen habe. Die exzellente Aufmachung und Qualität der Verarbeitung stützen den hervorragenden Gesamteindruck. Der Comic sollte in keinem Regal fehlen.

  2. #2
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Vielen Dank für die schöne Rezi. Wäre ich ein größerer Genre-Fan, würde ich ihn mir jetzt auch holen. So bleibt es erst einmal bei "Wild West" - als Zugeständnis an den Zeichner.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Klasse Rezi @Zardoz .
    HAst mich mal wieder verführt.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  4. #4
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    @Zardoz
    Nach deiner Rezi muß ich den ja kaufen!
    Ich bin zwar Fan von Van Hamme, aber bin nicht so überzeugt vom Artwork von Rosinski. Deswegen stand der auch nicht auf meinem Wunschzettel für den August / September. Hab den gerade bestellt. Jetzt bin ich echt mal gespannt.

  5. #5
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Der Band ist fast 20 Jahre alt: https://www.comicguide.de/series/4434/Western

  6. #6
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Danke für die positive Resonanz. Man hätte es auch kürzer und gröber umreißen können: "Bouncer trifft auf auf Little Big Man".

    @ OK Boomer:
    Dass der Band schon älter ist, war mir unbekannt, da ich keine "Comicforschung" betreibe. Er wirkt aus meiner Sicht modern, so wie z. B. der erwähnte Bouncer. Mich würde interessieren, wie Du als langjähriger CF-Experte ihn inhaltlich bewertest. Ist er aus Deiner Sicht eher altbacken? Hat der Zahn der Zeit schon Spuren hinterlassen? Würdest Du ihn empfehlen oder ist er tendenziell nicht so Dein Ding?

  7. #7
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Ich habe den Band nicht und werde ihn zumindest jetzt noch nicht kaufen (wie Simulacrum werde ich mir zeitnah nur Wild West 1 zulegen, ich steh auf Flintenfrauen). Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich kürzlich entdeckt habe, dass er schon 19 Jahre alt ist (Schreiber & Leser hat damals den Band offensichtlich direkt übernommen, denn er wurde auch in FRA/BEL 2001 erstveröffentlicht, siehe https://www.bedetheque.com/serie-539-BD-Western.html).

    Soll heißen, die mutmaßlich damals schon Altmeister genannten Rosinski/Van Hamme waren bei Erschaffung dieses One Shots knapp 60 und nicht knapp 80, wie ich zunächst gedacht hatte. Ist also nur eine Zusatz-Info.

  8. #8
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Ich hatte zur früheren Ausgabe von S&L meine Meinung kund getan. Toller Western, 8/10:

    http://www.comicforum.de/showthread....=1#post5611858
    Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!

  9. #9
    Mitglied Avatar von Kater Paustian
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    Es gibt auch eine Empfehlung im aktuellen Alfonz 03/2020

  10. #10
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    Eine gelungene Neuauflage. Ich werde meine 20-jährige von S&L durch diese von Splitter ersetzen.
    Trotzdem 2 Anmerkungen, die zur absoluten Perfektion fehlen: die Übersetzung ist neu und stimmt nicht mit der alten Übersetzung im Bonus-Teil überein. Auf Seite 65 ist ein Tippfehler und ich musste das Lettering nachahmen, um aus OPEKA TOPEKA zu machen.
    Ansonsten TOP und mit Original-Cover.

  11. #11
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Hab ihn gestern gelesen. Ein toller Western der trotz seines Alters in keinster Weise altbacken rüberkommt.
    Sollte man gelesen haben. Lohnt sich wirklich.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  12. #12
    Mitglied Avatar von M.Hulot
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    Ich habe heute mal die S&L-Ausgabe aus dem Regal gezogen. Da wusste ich noch nicht, das er vor 4 Jahren bei Splitter erschienen war. Die Leseprobe auf deren Internetseite hat allerdings sehr viel kräftigere Farben als die Ausgabe von S&L. Bei denen sehen die Farben ausgewaschen, fast Sepiafarben aus. Man erkennt kaum, dass der Band farbig ist.
    Meine Frage: Ist der Druck von Splitter so wie die Leseprobe?
    Wenn ja, was entspricht dann dem Original?

    Unten nur eine rasche Zusammenstellung, die die Unterschiede aber deutlich zeigt: Doppelscreenshots: Bdtheque / Splitter. Ich hatte auch ein Foto der Seite von S&L gemacht, kann diese aber aus unerfindlichen Gründen nicht hochladen. Im Vergleich sieht die Seite da auf jeden Fall deutlich entfärbter aus.

    Geändert von M.Hulot (25.03.2024 um 20:34 Uhr)

  13. #13
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Hier aus meinem Splitter Album.


  14. #14
    Mitglied Avatar von M.Hulot
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    Wahnsinn. Sieht genauso aus wie die Leseprobe.
    Vielen Dank!
    Im Gegensatz zu S&L gibt es aber noch einen Bonusteil, soweit ich das verstanden habe?

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