Wahrscheinlich wird es sich so ähnlich entwickeln wie eigentlich immer bisher: Die Medien, in deren Bereich die Onlinecomics hereinreichen, werden sich verändern, aber nicht verschwinden. Die Leute hören nicht nur immer noch Radio (unverständlicherweise, aber ich stamme ja noch aus einer anderen Radiogeneration), sie lesen auch noch Bücher und gehen ins Kino (und, auch wenn manche das behaupten, nicht nur wegen Harry Potter).
Natürlich müssen sich die Verlage vom alten auf den neuen Markt umstellen. Beziehungsweise drauf einstellen, den auch noch zu bedienen. Sie können es auch mit der Dinosaurier-Methode versuchen und alles schlechtreden, was neuer ist, aber das wird auf Dauer nicht viel helfen.
Ich kann mir z. B. gut vorstellen, dass zumindest im amerikanischen Markt, der ja bisher von Heften und Trades bestimmt ist, die Online-Comics die Funktion der Hefte teilweise übernehmen können. Neue Comics erscheinen dann neben der Heftausgabe auch digital, oder vielleicht in Einzelfällen nur digital, und wenn's gut läuft, gibt es irgendwann eine Buchausgabe fürs Regal. Je nach Größe des Verlags wird dann nicht mehr alles gedruckt, was schade ist, aber (ökonomisch) sinnvoll. Das Feld dazwischen könnte man allerdings mit Digitaldruck auffüllen, der ja ohne große Auflagen auskommt.
Das ist nur eins von unendlich vielen denkbaren Modellen, die voraussichtlich nicht gegen- sondern nebeneinander stehen werden. Ist gerade eine gute Zeit, kreativ zu sein.
Ja und nein. Das Heft wird wertloser, wenn Du mit "wert" den Grad der Befriedigung meinst, wenn man ein neues Heft von seinem Lieblingscomic in der Hand hält. Und nicht die Qualität der Geschichten (was ja auch viel befürchtet wird). In dem Modell, das ich oben umrissen habe, werden aber die Sammlungen wahrscheinlich an Wert zunehmen, denn edles Papier und eine schöne Aufmachung erhöhen den "Regalwert" und damit den Kaufanreiz. Also, um auf die Musikmetapher zurückzukommen, eher das neue Radiohead-Album als ein Best-of-Dieter-Bohlen-Album ohne nennenswerte Extras, aber mit DRM.
Wird alles etwas exklusiver. Obwohl, wenn man das macht, nichts gegen eine zusätzliche billigere Ausgabe spricht, analog zu den Taschenbüchern im Buchmarkt.Dies bedeutet wiederum, das der analoge Comic sich tendentiell weiterhin
verteuern wird und deshalb seine weitere Verbreitung sehr unwahrschein-
lich erscheint.
Das passiert jetzt schon, ist etwa bei ComicSpace zu beobachten, wo viele Selbstdarstellungen nebeneinander stehen, aber kein wirklicher Austausch stattfindet. So was, auch über die Grenzen der kleinen Comic-Szene hinaus, muss sich erst noch entwickeln. Ich sehe da zur Zeit vor allem die Foren als Möglichkeit. Ist wahrscheinlich kein Zufall, dass die erfolgreichsten Online-Comics von Computerspiele(r)n handeln, weil da einfach die entwickeltsten Online-Communities sind.Und so, wie es heute nur noch ein Bruchteil an Zuschauern in einem
Fernsehkanal gibt oder selbst aufwändig gemacht Webseiten nahezu Null
Klicks generieren, so wird jegliche digitale Comic-Präsentation im Web mit
immer mehr Konkurrenz "erschlagen". Es sind also durchaus hunderte
Comicschaffende denkbar, die regelmässig das Netz zur Verbreitung
nutzen aber jeder einzelne hat dann vielleicht auch nur eine Hand voll
Leser.
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