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Thema: Woher kommt die Abneigung gegenüber Comics in Deutschland?

  1. #151
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    Ich find halt nur die Ansage, dass man "Mangas komplett ignoriert" auch ein wenig in die Richtung schlagend, die ab Post 61 hier von den zitierten Manga-Fans gedroschen wird, selbst wenn du ein paar Mangas angetestet hast.

    Ich lese ja selbst mittlerweile wieder mehr Franko-belgisches als Mangas, einfach weil auch der Manga-Markt sehr shojo- und shonen-zentriert ist und auch im Seinen-Bereich mir freilich längst nicht alles gefällt, aber ein paar Favoriten habe ich mir schon zusammen gesucht (etwa HOMUNCULUS, aus dem sich auch mein Nick ableitet) und so finde ich es nie schade, in verschiedene Richtungen zu blicken. Wie Spong schon sagte: Sind auch Comics.
    Geändert von Susumu (20.04.2008 um 12:50 Uhr)

  2. #152
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ich bin gerade in Timur Vermes' Comicverführer darauf gestoßen:

    Art. 110 der Verfassung des Freistaates Bayern in der aktuellen Fassung:


    (1) 1Jeder Bewohner Bayerns hat das Recht, seine Meinung durch Wort, Schrift, Druck, Bild oder in sonstiger Weise frei zu äußern. 2An diesem Recht darf ihn kein Arbeits- und Anstellungsvertrag hindern und niemand darf ihn benachteiligen, wenn er von diesem Recht Gebrauch macht.


    (2) Die Bekämpfung von Schmutz und Schund ist Aufgabe des Staates und der Gemeinden.


    Laufen da in Bayern noch Bücherverbrennungen?

  3. #153
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    Die Otaku-Bazis verbrennen "westliche" Comics.

  4. #154
    Mitglied Avatar von Hahlebopp
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    Zitat Zitat von Der Golem Beitrag anzeigen
    In den USA sind Generationen seid der Jahrhundertwende mit Comic Strips aufgewachsen. Gelesen wurden sie von Groß und Klein. Das erste Comicheft war 1934 Famous Funnies, ein Reprint von beliebten Zeitungsstrips. Der Erfolg war enorm, bald reichte das Material nicht mehr aus. Die Verleger begannen eigene Geschichten zu produzieren, meist von zweitklassigen Künstlern und sogar Teenagern. Von Anfang an gab es da eine Kluft zwischen den Zeichnern von Zeitungsstrips (eine hochbezahlte Elite) und denen der Comic Books (schlechtbezahlte Underdogs).

    Der Anfangs infantile Inhalt der Comic Books wurde von den Älteren gering geschätzt bzw. ignoriert. Gross war dann die Empörung als man irgendwann festellen musste, was die Kids so kosumierten: Der Pädagoge Wertham setzte die Öffentlichkeit 1954 über die Inhalte mit seinem Buch "Verführung der Unschuldigen" in Kenntnis. Gewalt, Verbrechen und Horror der Comic Books setzte er in direkte Verbindung mit der Jugendkriminalität der Nachkriegsjahre.

    Der US-Senat bildete Komitees die schnell eine (Selbst-)Zensur für Comics, den "Comic Code", einführten. Der behielt sich vor, jedes Heft vor der Publikation zu überprüfen und gegebenenfalls bei Nichtachtung der Richtlinien das "Seal of approval" zu verweigern. Ohne das Siegel des "Codes" wurde kein Heft von den Vertrieben angenommen.

    Die Deutschen waren vor dem Krieg wenig mit Comics in Berührung gekommen, im Dritten Reich fast gar nicht, deshalb wurde dem "amerikanischen" Medium nach dem Krieg eher Misstrauen entgegengebracht.

    Die Hexenjagd auf die Comic Books blieb in Deutschland nicht unbemerkt, es war sogar Wasser auf den Mühlen der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften, der Kirchen, Schulen und z. B. den "Buchklub der Jugend". In Östereich wurden sogar eine Million Unterschriften gegen "Schmutz und Schund" gesammelt, die sogar eine Gesetzesvorlage zur Folge hatten, das Comics nur von Buchhändlern an Kunden über 16 Jahre verkauft werden durften. Ein vorzeitiger Regierungswechsel 1959 konnte das allerdings abwenden. Es wurden Sammelaktionen gestartet wo man Comics gegen "gute" Bücher eingetauschen konnte. Die so gesammelten Hefte wurden dann schon mal öffentlich verbrannt. Kommt einem bekannt vor....

    Comics und Groschenromanen konnten seitdem das Stigma von "Schmutz und Schund", "Unterwertiger Lektüre" in der "öffentlichen Meinung" nie so ganz ablegen. Noch bis in die 80er hatten Comics an den Schulen einen schlechten Stand.

    Meine Mutter nannte meine Comics (besonders die Marvel Superhelden) immer abfällig "Schundliteratur", bevor sie diese dem Mülleimer überantwortete.

    Rainer E.

    Sehr interessant fand ich ja auch, was Alexander Braun in "Der Comictalk - Ausgefragt" zu den Anfängen der Comics in den USA zu erzählen hat. Und ich bin ja sonst eher Jemand, der mit dem Golden Age, oder so wie hier noch weitaus älteren Sachen, nicht wirklich viel anfangen kann.
    (In Dortmund läuft auch noch bis zum 10. April eine Ausstellung zu den Katzenjammer Kids. Oder man holt sich gleich sein kürzlich veröffentlichtes Buch "Katzenjammer", eine Monographie zum ältesten Comic der Welt.)
    https://www.youtube.com/watch?v=bvbDJ6e5NA8

  5. #155
    Mitglied Avatar von Chris Noeth
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    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Comics im Deutschunterricht der 80er als "Schundliteraturform" vorgestellt wurden... vor allem jedes Comic, in dem in irgendeiner Form Gewalt vorkam. Asterix und Micky Maus waren die einzigen "erlaubten" Comics, die positiv erwähnt wurden. Diese Denke hat sich komplett gehalten, vor allem bei den Nichtlesern, die Comics nur über Erzählungen von Erzählern kannten. Im Religionsunterricht wurden mir original Marvel US-Hefte, wie z.B. Moon Knight als Einstiegs"droge" in die Sektenzugehörigkeit verkauft... was ich in einer lauten Diskussion mit dem Herrn Pfarrer klarstellen musste... wo ich doch wenige Monate zuvor mein US-Heftabo für mich entdeckt hatte :P
    Comics sind ein Nischenprodukt und es ist schön, dass sie einigen gefallen. Selbst bei den Comiclesern kann man es ja nicht jedem recht machen und die Meinungen gehen WEIT auseinander, was Inhalte und Stories angeht, geschweige denn Artwork. Für den einen ist Lanfeust Mist, für den anderen eine geniale einzigartige Mischung aus echtem Comicartwork und einer genialen Story. Es ist zum Glück für jeden was dabei... nur sollten einige aufhören ihre Vorstellung von der idealen Unterhaltung auf andere zu projizieren und deren Geschmack klein oder schlecht zu reden. Und da kommen wir zum Kern der Sache: In Deutschland scheint es irgendwie mehr pessimistisch eingestellte Menschen zu geben, die gerne die Dinge angreifen und schlechtmachen, woran andere ihre Freude haben. Das betrifft nicht nur die Comics.

  6. #156
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    Da muss ich glatt meine Bekannten in Bayern drauf ansprechen.

  7. #157
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Einstiegsdroge!

    Nur Schmutz und Schund in dieser unterwertigen Lektüre! Wie gut haben da damals die Vertreter der öffentlichen Meinung für Zucht, Ordnung, Erziehung und gute Büchern gesorgt.

    Und das nicht nur in Bayern!

    Auch bei uns, in der beschaulichen Schweiz, hatten selbst ernannte Hüter von Moral und Anstand extrem viel zu tun um unsere Jugend vor diesen gewaltfördernden Bildergeschichten zu schützen.

  8. #158
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    @Chris Noeth

    Das ist leider weltweit so, nicht nur in Deutschland.
    Was zählt ist das eigene Ego, danach kommt lange Zeit erstmal nix…

  9. #159
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    Ein Versuch der Einordnung: Wenn ich mal meinen Bekanntenkreis betrachte und da Nachbarschaft, Dorfgemeinschaft usw. mit hineinpacke, dann muss ich bis auf wenige Ausnahmen eine generelle Literaturferne feststellen. Am ehesten finde ich dann noch Leute, die von aktuellen Bestsellerlisten eingefangen werden. Für alle diese sind Comics nicht unbedingt Schund, aber schlicht Kinderkram. Die haben einfach keine Ahnung. Diejenigen die gar nicht groß lesen, verstehen auch nicht was man daran finden könnte.

    Wer aber liest, weil er nicht nur gut unterhalten werden will, sondern sich über gesellschaftliche Themen informieren will (gerne auch über Sachbücher) hat meist schon ein anderes Bild von den Comics. Zumal diese Leute noch Kulturseiten der Zeitungen lesen... (Auch so ein Thema. Wer liest noch welche Zeitung...)

  10. #160
    Mitglied Avatar von Manxman
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    Den Wert von Comics hat man in Bayern schon erkannt. Die alte Unterscheidung für E-Kultur und U-Kultur ist aber nach wie vor das Maß aller Dinge:
    https://www.blz.bayern.de/graphic-novels.html

  11. #161
    Mitglied Avatar von jo.wind
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    Ministerpräsident Söder hat sich doch schon mehrmals als Comic-Nerd geoutet! Zuletzt in Erlangen.

    https://www.youtube.com/watch?v=t6CKQkR-kro
    Geändert von jo.wind (28.01.2023 um 20:52 Uhr)

  12. #162
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von Örtliche Bücherei Beitrag anzeigen
    Auch bei uns, in der beschaulichen Schweiz, hatten selbst ernannte Hüter von Moral und Anstand extrem viel zu tun um unsere Jugend vor diesen gewaltfördernden Bildergeschichten zu schützen.
    Was heißt "auch in der beschaulichen Schweiz". Comicverbrennungen gab es in der Schweiz deutlich länger als bei uns (okay, "deutlich" ist im Abstand von über 50 Jahren realitiv).
    Das ICOM-Heft zum Gratis Comic Tag 2012 jetzt herunterladen (7,3 MB)!

  13. #163
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    In der „beschaulichen“ Schweiz gibt es ohnehin sehr viele Möchtegerne-Pyromanen: die letzte Hexenverbrennung ist nicht mal so lange her. Da kann man halt solche Schundliteratur gleichzeitig mitverbrennen.

    Da gibt es sogar moderne Slogans dafür: Synergien nutzen.

  14. #164
    Mitglied Avatar von Manxman
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    Zitat Zitat von jo.wind Beitrag anzeigen
    Ministerpräsident Söder hat sich doch schon mehrmals als Comic-Nerd geoutet! Zuletzt in Erlangen.

    https://www.youtube.com/watch?v=t6CKQkR-kro
    Schmutz und Schund und Populismus. Passt doch.

  15. #165
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Also ich finde es ganz, ganz toll, wenn sich ein Politiker zu Comics bekennt. Ich wünschte ein Politiker aus meiner Region würde sich da mal getrauen etwas positives über Comics oder über Bücher im allgemeinen zu sagen.

  16. #166
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Ja, wird aber auch gerne mal vorgegeben, um eine bestimmte Klientel zu ködern. 'Ganz, ganz toll' ist das wie ich finde aber noch lange nicht. Ich möchte schon von Politikern die Fähigkeit ihren Job zu tun. Ob die abends Asterix oder Spider-Man lesen oder sich auch noch mit Blueberry und Chaykin auskennen, interessiert mich da höchstens am Rande.

  17. #167
    Mitglied Avatar von Manxman
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    Naja, Söder macht ja keine schlechte Arbeit - und ich nehme ihm schon ab, dass er auf Marvel, Star Wars und Trachtman steht.

    Was den schlechten Ruf von Comics angeht: Die Fragestellung kommt mir doch inzwischen ganz schön veraltet vor und die 80er schon ne Weile her. Der heutige Schmutz und Schund sind Sniper-Games etc. die die Schulkinder heute genauso unter der Schulbank konsumieren wie 1950 die Piccolo-Heftchen. Sogar das Format ist das gleiche. Dumm nur, dass Smartphones so schlecht brennen.

  18. #168
    Mitglied Avatar von Diskomo
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    Och, mit dem "richtigen" Ladegerät...
    Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.

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