Von dem Traum, hier in Deutschland eine Comic-Kultur wie im franko-belgischen Raum zu etablieren (wie er wohl vor zehn Jahren ziemlich heftig getäumt wurde), müssen sich wohl alle für immer verabschieden - Künstler, Verleger, Leser, Händler... es wird nicht funktionieren. Comics sind und bleiben hierzulande eine Nischen-Kultur und werden nur dann zu einem Massenphänomen, wenn sie so wie "Werner" zufällig den Nerv des Zeitgeists treffen - und "kultig" werden. Das funktioniert dann aber immer nur als kurzfristiger Hype - wer redet heute schon noch von "Werner"?

Ansonsten sind doch fast alle Comics, die sich hierzulande gut verkaufen, Teil einer jugendlichen Hip-Kultur - was wiederum bedeutet, dass die typischen Käufer dieser Hefte oder Alben (Mangas, Superhelden, Fantasy...) irgendwann aus dem Alter heraus sind, in dem sie dieselben lesen. Mag sein, dass dann neue Leserschichten für diese Comics nachwachsen, aber anders als in Frankreich/Belgien ist der erwachsen gewordene Leser in Deutschland für das Medium auf ewig verloren. Es gibt für dieses Medium hierzulande keine wirkliche Akzeptanz, und daran wird sich meines Erachtens auch nichts mehr ändern.

Dass einige erwachsene Freaks (wie z.B. ich) existieren, die die Kleinverlage am Leben halten, widerspricht dem nicht. Und immerhin ist die Zahl dieser Freaks derzeit noch groß genug, um Salleck, Comicplus, Seven Island, Kult und etc. vor dem Bankrott zu bewahren. Aber ich bezweifle stark, dass sich die Zahl dieser speziellen Comic-Konsumenten nachhaltig erhöhen lässt. Wir können wohl eher froh sein, wenn dieses Käuferpotential auf dem derzeitigen Niveau stagniert - statt zu schrumpfen.

Wer weiß, wo wir in zehn Jahren stehen - ob dann die hier mitdiskutierenden Kleinverleger noch bei der Stange sind oder den Laden dichtgemacht haben. Gut möglich, dass wir dann eine Comic-Monokultur haben, in der es nur noch Platz gibt für Mangas, Superhelden und Asterix.

Gruß
Jürgen