Montag 12. Juni 2000
Gestern waren wieder viele asiatische Reisegruppen in Frankfurt, und alle ziehen sie eben einmal durchs Goethehaus, wo ich meinen Feiertagszuschlag verdiene.
Ein bißchen peinlich ist es mir schon, daß das eben einfach nur kleine staunende Leute mit Hütchen für mich sind, also schau ich genauer hin und versuche herauszubekommen, wo die Menschen denn herkommen. Einfach ist das nicht, Chinesen von Japanern von Koreanern zu unterscheiden, aber mit der Zeit lernt man, Einzelheiten wahrzunehmen, lernt Merkmale zu unterscheiden, die eben so etwas wie landestypisch sind
Also: Japaner haben die Verb-Endung „-mas“, das hört man, außerdem sind sie schick angezogen und die Männer haben oft O-Beine und die alten Frauen sind sehr buckelig. Ich weiß nicht, darf man so etwas sagen? Ist das nicht vereinheitlichend? Wirft das nicht Individuen in eine Schublade?
Die Chinesen sind gerader, halten sich besser, sie haben eine typische Männerfrisur, ein bißchen wie in den Dreißigern mit oben länger, die Kleidung eher zurückhaltend und wenn man sie anspricht, sagen sie „hai!“, als hätte man eben ein Bier bestellt, aber pronto. Ist das jetzt diskriminierend oder schlicht wahr? Ist das Tradition oder nur unangenehm folkloristisch? Basiert all das auf Vorurteilen oder auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner eines Landes?
Die Koreaner liegen irgendwo dazwischen, und sie sprechen am nasalsten. Das hat einige Monate gedauert, das herauzufinden, und wenn es Vietnamesen sind, bin ich wieder aufgeschmissen.
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