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Die Rose von Versailles – der Manga
Wer kennt sie nicht, die 40teilige Anime-Serie von 1979, die bereits mehrfach mit großem Erfolg auf RTL 2 ausgestrahlt worden ist? Doch an den Manga selbst ist nur schwer heranzukommen. Und die beiden einzigen auf Englisch erschienenen Bände noch ergattern zu können, grenzt fast an ein Wunder…
Sowohl in der TV-Serie als auch im ihr zugrundeliegenden 10 Bände starken Manga von IKEDA Riyoko mit dem Originaltitel Berusaiyu no Bara (erschienen 1972-73) geht es um die Geschichte der jungen Kommandantin des Königlichen Garderegiments, Oscar, und ihrer Freundschaft zu Marie-Antoinette, der künftigen Königin Frankreichs, sowie beider Weg durch die Wirren der Französischen Revolution. Während jedoch der Anime unter dem Titel Lady Oscar auch hierzulande bewundert werden konnte, blieb der Manga für deutsche Fans fast unerreichbar.
Da der Manga-Markt in Japan sehr schnellebig ist, war an den Import der Original-Manga nicht zu denken. Doch es gab ja auch einmal eine englische Fassung. Im Juli und November 1981 sind in Japan (!) die englischen Übersetzungen der ersten beiden Bände von Frederik Schodt erschienen. Weitere Bände wurden zwar am Ende des zweiten Bandes angekündigt, jedoch ist es aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen dazu nicht mehr gekommen. Bei den beiden Bänden handelt es sich um eine kleine Sonderauflage, die für japanische Studenten, die Englisch lernen wollten, auf den Markt gebracht wurde. Zusätzlich enthält jeder Band am Ende noch einen ca. 10 Seiten starken englisch-japanischen Vokabel-Anhang.
Der Manga wurde außerdem gespiegelt. Statt des gewohnten Handletterings wurden die bei deutschen Comics so beliebten gedruckten Texte verwendet. Es wurde jedoch nicht alles gespiegelt. Dort, wo es möglich war, wurden die Einzelbilder nach westlicher Art neu angeordnet. Das ändert natürlich nichts daran, daß der ursprüngliche graphische Gesamteindruck zerstört wird.
Inhaltlich entspricht der Manga im großen und ganzen der Anime-Serie. Es gibt jedoch einige kleinere Abweichungen. Die einzelnen Charaktere erhalten im Manga eine ganz andere Gewichtung: André, der im Anime eine der zentralen Rollen einnimmt, tritt im Manga erst sehr spät als Hauptcharakter auf. Anders hingegen Marie-Antoinette, die im Manga die Hauptrolle spielt, stärker noch vertreten als Lady Oscar! Dies zeigt sich insbesondere auch daran, daß der Manga nicht mit dem Tode Oscars endet, sondern danach noch über ca. 200 Seiten fortgeführt wird, in denen ausführlich auf das Schicksal Marie-Antoinettes sowie den weiteren Verlauf der Französischen Revolution eingegangen wird. In der Anime-Serie wird dieser Handlungsstrang auf die letzten 10 Minuten der letzten Folge komprimiert!
Und der hinterhältige und machtbesessene Duc d´Orleans fehlt im Manga sogar ganz! Aber all diese Abweichungen nehmen dem Manga nicht seinen Charme, und es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich ein deutscher Verlag zur Veröffentlichung dieses Meisterwerkes durchringen könnte. Ein Erfolg könnte ihm durchaus beschieden sein. Immerhin war auch die Serie bei RTL2 überdurchschnittlich erfolgreich.
Für die Aufarbeitung als Lehrmittel wurde die englische Fassung des Manga bedauerlicherweise um ca. 1/3 gegenüber der Originalfassung gekürzt. Da aber vor kurzem der japanische Originalmanga in einer fünfbändigen Gesamtausgabe neu aufgelegt wurde und auch bei uns erhältlich ist, besteht trotzdem die Möglichkeit, den Manga vollständig zu genießen. In dieser Gesamtausgabe ist am Anfang jeden Bandes eine Farbillustration von IKEDA Riyoko sowie zusätzlich eine nicht verfilmte Nebenstory mit Oscar enthalten. Es lohnt sich also in jedem Fall!
Stefan
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