[…] Für die Optik, die sich in ihrer Rasanz nicht mit Stirb langsam, sondern mit Stirb verdammt schnell übersetzen lässt, haben sich Smolderen (Autor) und Dominique Bertail (Zeichner), auch noch eine ganze besondere Kulisse gesucht. Das weltberühmte Burj al Arab, jenes einem gigantischen Segel nachempfundene Hotelhochhaus an der Küste Dubais, wird hier zum Schauplatz einer wilden Flucht vor den Terroristen.
Die Liebe zum Realismus im Zeichenstil von Dominique Bertail lässt die konsequent weiterentwickelte Gegenwart der Handlung lebendig werden. Welche Technik könnte es einmal geben? Diese Frage haben sich auch andere Epochen gestellt. Die Antworten fallen vor den technischen Entwicklungen unserer Zeit nicht mehr in buntem Plastik aus, sondern sind neben der Waffentechnik auch in der Verquickung von Computertechnologie und menschlicher Biologie zu finden. Das Auge ist nicht nur mehr Fenster zur Seele, vielmehr kann es durch operative Ergänzungen, unbemerkt, als erweiterte Webcam benutzt werden. Ich sehe das, was du siehst, lautet die Geheimtechnik der nahen Zukunft.
Die Grafiken von Bertail weisen durchweg eine aufwändige wie auch stimmige Kolorierung auf. Die intuitive, mitunter skizzierte Strichführung fällt durch den Farbauftrag erst auf den zweiten Blick auf. Wenn es sehr technisch wird, sich das zukünftige Design in klaren, kantigen Strukturen erschöpft, wie bei so genannter Tarnkappentechnologie, wird dennoch nicht mit Linealen gearbeitet. Die Zeichnungen bleiben organisch, beinahe Schnellskizzen, die mehr dokumentieren als erzählen und den passenden Moment einfangen. In den ruhigen Augenblicken bleibt die Zeit dafür, wie bei einigen gelungenen Stadtansichten. Sobald Panik ausbricht, erhöht sich die Anzahl der Bilder, werden die Bilder kleiner und simulieren in der Summe die rasende Geschwindigkeit.
Ein Thriller in der dritten Runde: der hinter den Kulissen tobende kalten Krieg um das Erbe des 11. September vermischt sich mit neuem Terror. Einzelschicksale drohen daran zu zerbrechen. Das Leben der beiden Hauptfiguren Chamza und Lindsey driftet in zwei Handlungsstränge auseinander. Thierry Smolderen schafft mit seiner Erzählung eine starke Steigerung und tolle Fortsetzung.
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