Ich kann hier doch nicht im Detail alle deutschen Epsilon-Serien analysieren. Ich habe im Netz Leseproben der Offensive-Alben gesehen und war tendenziell nicht gerade begeistert.
Also entweder haben die frankobelgischen Profis ihr Comic-Handwerk von der Pike auf gelernt, oder die entsprechenden Fertigkeiten sind ihnen zugeflogen. Die großen Verlage werden schon wissen, wie sie ihrem Künstler-Nachwuchs fördern.
Das ist aber nicht bloß derzeit so, das war auch schon vor 20, 30, 40 Jahren so. ZACK-Zeichner Kalenbach hat in den 70ern mit "Turi & Tolk" auf internationalem Niveau gearbeitet und musste dann seine Brötchen trotzdem in der Werbung oder Illustration verdienen. Schultheiss war ein allgemein anerkanntes Comic-As und hat dann ebenfalls aufgegeben und Drehbücher geschrieben. Es wäre da nur realistisch, erst gar nicht die Hoffnung zu haben, jemals vom Comic-Zeichnen leben zu können.
Ich denke, er hat die deutsche Offensive gestartet, weil die entsprechenden Alben sehr viel billiger zu produzieren waren als die teuren Lizenzserien. Man muss nicht viel Phantasie haben, um sich auszumalen, wie die finanziellen Verhältnisse bei Epsilon sind.
Nix für ungut, am nach meinem Verständnis ist jemand, der nach Feierabend oder am Wochende Comics zeichnet, nicht von Beruf Comic-Zeichner. Wenn ich nach Feierabend Gitarre spiele und am Wochenende mal mit einer Band in einem Kulturzentrum auftrete, bin ich auch nicht von Beruf Musiker. Dann bin ich Hobby-Musiker oder Feierabend-Musiker. Das festzustellen, hat nichts mit Unverschämtheit zu tun, das ist einfach eine realistische Einschätzung der Gegebenheiten.
Deutsche, die zurecht die Berufsbezeichnung "Comic-Zeichner" tragen, dürfte es insofern recht wenige geben.
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