@Animario: Ganz grundsätzlich wollen wir Manga - wie in 99% der Fälle Fakt - auch in Original-Leserichtung verlegen. Es gibt (historisch so entwickelte) Ausnahmen bei Titeln wie z.B. BARFUSS DURCH HIROSHIMA oder den Titeln von Taniguchi, Tatsumi und Tezuka. Da haben wir über die Jahre bisher die Erfahrung gemacht, dass diese sich zumeist an ein Publikum richten, das in Deutschland zum großen Teil eben nicht mit Manga in japanischer Leserichtung aufgewachsen sind (ist z.B. bei Taniguchi in Ländern wie Frankreich das gleiche), sondern vielleicht mit 30 oder 40 Jahren aufwärts entdecken, z.T. sogar, ohne dass sie überhaupt Comics in ihrer Jugend gelesen haben. US-Verlage wie Vertical haben ähnliche Erfahrungen gemacht, da sind die erwachseneren Titel von Tezuka auch "westlich" erschienen. Auch Buchhandlungen und Comicläden haben uns das öfter schon bestätigt.
(In Frankreich erscheinen die Tezuka-Manga inzwischen zumeist in Original-Leserichtung, aber dort ist der Markt größer als hier und hohe Auflagen erreichen Tezuka-Werke dort leider auch nicht.)
Um das mal zu beziffern, im europäischen Ausland haben manche Taniguchi-Titel in "westlicher" Version u.W. mitunter die zehnfache Leserschaft erreicht wie Titel in japanischer Leserichtung. Wenn man dann von manchen Büchern nur einige Tausend Exemplare verkauft, kommt man natürlich schon ins Grübeln, denn Hunderter-Auflagen können nicht unsere eigentliche Baustelle sein... Unsere Aufgabe als Verlag ist es natürlich, die Werke unserer Autorinnen und Autoren möglichst populär zu machen. Leider rentiert es sich kaum, für die in Frage kommenden Titel zum Test gleichzeitig westliche und japanische Leserichtung gleichzeitig zu veröffentlichen. Im Falle Taniguchi ist es auch so, dass inzwischen Original-Leserichtung gewünscht ist, weshalb wir seine letzten Werke (und auch peu à peu Neuausgaben wie zuletzt DER SPAZIERENDE MANN) in japanischer Leserichtung bringen, abgesehen von weinigen Bänden, die er direkt für westliche Verlage angefertigt hat. Ich schätze, diese Ausnahmen werden Sonderfälle bleiben und sukzessive abnehmen in den nächsten Jahren, weil eine neue Leser*innen-Generation nachwächst. Du kannst auch davon ausgehen, dass wir (abgesehen von den o.g. Ausnahmen) keine Werke weiterer Mangaka absichtlich aktiv "verwestlichen" wollen. Auch DER LIEBHABER von Kan Takahama (bei uns "westlich") ist eine Ausnahme, der Band wurde zeitgleich für Japan (östlich) und Europa (westlich + farbig) konzipiert und veröffentlicht.
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