Willkommen zurück in der schönsten und besten
Comiczeit "ever" (so jedenfalls meine Meinung)!
Denn die Comics haben sich emanizipiert und eine
Stellung in der Gesellschaft eingenommen, die ihnen
in meinen Augen früher - in der heute anzutreffenden
Breite - eher verwehrt wurde.
Es ist natürlich richtig, dass sie den Kiosk überwiegend
(zumindest in ihrer Urform ) verlassen haben ... aber
diese Entwicklung startete
sicher nicht vor 20 Jahren,
sondern schon vor 50!
Die wirklich goldenen Jahre ware (im Sinne von hohen
Auflagen) die 50er und 60er, denn da hatten die meisten
Kinder und Jugendlichen noch keinen eigenen Fernseher
bzw. gab es täglich meist nur eine einzige Kindersendung
am Nachmittag.
Die Alternative für die "filmischen Unterhaltung"
war für die allermeisten dann der Kioskcomic.
Aber schon mit dem Start in die 70er änderte sich
sehr vieles. War es zuerst der Kassettenrekorder
später der Videorekorder, die Plastikschwemme der
Lego-, Playmobil- und Mattel-Welten sowie kurz
darauf dann auch noch der Start des Privatfernsehens.
All das war nicht nur der gemeinsame Angriff auf
die Freizeit der Jugend, sondern es wurde natürlich
vorrangig auf das Geld dieser Jugend geschaut.
Jetzt gab es hier etwas abzugreifen - dank regelmäßigem
und stetig steigendem Taschengeld. Ein ganz neues
Marktsegment entstand (Kinder waren schnelle
und dankbare Verbraucher und durch die Kürze der
Kindheit auch immer wieder neu zu adressieren).
Zusätzlich versprach das ganze billige Plastik auch
noch schnellere Umsätze und höhere Margen.
Der Comic wurde also von allen Seiten angegriffen
und schon in den 70ern fielen die verkaufbaren Auflagen
weit runter. Die Gegenreaktion war die, dass ein
Comic mehr haben musste um mit der anderen Welt
konkurrieren zu können. Es kamen nicht in den letzten
20 Jahren die Spielsachen in die Comics, sondern
spätestens 1975 als Standard (also vor 45 Jahren)
mit dem YPS. Comics "mit plus" wurden Grundkonzept
... und schon Mitte der 80er galten in der Kioskbranche
"pure Comics "als Gift.
Die erfolgreichen Asterixe und Clever und Smarts waren
da nur die großen Ausnahmen. Und auch die Mickey Maus-
Heftauflagen gingen schon nach unten. Hier kam es jedoch zu
einer unerwarteten Welle durch den Mauerfall. In den 90ern
konnte mann noch mal Millionenen "neuer" deutscher
Kinder/Jugendlicher" am Kiosk abholen (und die Manga-
Welle spielte ihre eigen Rolle).
An der Gesamtentwicklung änderte das aber wenig.
Und heute - na ja - ist der "pure europäische Comic" am
Kiosk eher selten anzutreffen und dort, wo er sich ebenfalls
schon Ende der 70er hin begab - in den passenderen
Buchhandel - ist er heute stärker vertreten, denn je.
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