Flix: Das Humboldt-Tier
Tja, ganz nett, ich muss allerdings den Kritikpunkten von Alexander Braun, die er genüsslich im letzten Dortmunder Comicstreit aufgezählt hat, zustimmen: Es häufen sich doch ärgerliche Logikfehler wie der, dass Mimmi von einem Miauen in den Lagerraum gelockt wird, wo sie die Kiste mit dem Marsu findet, dort aber nur eine ausgestopfte Katze ist. Woher das Miauen kam, wird nie erklärt.
Dann sind die Zitate auch mal wieder - wie teilweise schon in "Spirou in Berlin" - sehr in the face. Muss man bei dem Panel mit der Litfaßsäule bspw. wirklich noch ein Geschäft nach (Walter) Trier benennen, damit Lesende das Bildzitat erkennen? Völlig unverständlich finde ich aber, wie es bei einem 2022 neu entstandenen Comic, noch dazu von einem deutschen Zeichner, möglich ist, eine offensichtlich jüdische Figur (den Schneider Spiegelmann) mit so einer Hakennase darzustellen. Da fragt man sich wirklich, ob es bei Carlsen keine Lektoren oder Redakteure mehr gibt, die sich die gezeichneten Seiten vor Drucklegung noch mal genau angucken.
Die Geschichte selbst ist ganz nett, wenn auch wenig originell (Frank und Zidrou erzählen in "Die Bestie" ja eine ganz ähnliche). Niedliche altkluge Mädchen charakterisieren kann Flix natürlich und auch der Charakter des Marsus ist gut getroffen. Humboldt ist hingegen einfach nur nervig dargestellt und warum
entzieht sich auch meinem Verständnis. Wenn man dagegen bedenkt, wie logisch die Geschichten bei Franquin aufgebaut waren - und das, obwohl der ja meist vor dem Zeichnen gar kein Szenario erstellte und selbst nicht wusste, wohin seine Storys gehen sollten. Wie so ein doch eher mittelmäßiger Comic es schaffen kann, von einer führenden Fachzeitschrift zum besten des Jahres gewählt zu werden, wundert mich auch sehr.
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