Ich habe als Kind immer die Westerncomics meines Bruders ausgeliehen. Eine wilde und sehr unvollständige Mischung aus "Edel Western", comicplus, ehapa etc. Da war keine einzige Serie komplett, und man freute sich, wenn irgendwann einmal wenigstens ein Erzählzyklus komplett war. Blueberry hat mich damals als Stückwerk/Fragment auch enorm angefixt, fand ich immer großartig. Von daher ging es mir vermutlich ziemlich ähnlich wie Dir. (Übrigens hat mich das, was von Jonathan Cartland vorhanden war, auch gleich abgeholt, während mich alle anderen Western in diesen Formaten damals nicht so überzeugt haben.)
Man fragt sich, warum sich Ehapa diesen dämlichen Titel aus dem Kreuz geleiert hat, vor allem, weil der Originaltitel ja viel besser und passender ist. Das ist sehr eigenartig. Man lästert ja gern über die Koralle-Übersetzungen, aber in diesem Fall lagen die Springer-Leute absolut richtig. Ich habe sowieso ein Faible für knackige maschinengeletterte Koralle-Übersetzungen... aber das ist ein anderes Thema.
Geändert von BobCramer (26.02.2024 um 10:34 Uhr)
Wer lästert denn über die Koralle Übersetzungen?
Oder meinst du jetzt nur die Übersetzung der Titel?
Das haben schon alle möglichen Leute getan, zum Beispiel hier im Forum, auch der frühere Vaillant-Übersetzer Horst Berner hat sich nicht gerade positiv über die sinnentstellenden Übersetzung der Koralle-Redaktion geäußert. Ich denke, man muss die Koralle-Übersetzungen quasi als eigenständige Kunstform betrachten, etwa so wie die Synchros der Spencer/Hill-Filme.
Die berüchtigten "Schnoddersynchros" vor allem aus dem Hause Rainer Brandt kamen 1972/73 nach dem enormen Erfolg von "Die 2" in Mode. Bei Spencer/Hill ging es los, als Thomas Danneberg für "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" als Hills neue Standardstimme besetzt wurde. Das war Anfang 1973. Es ging dann Schlag auf Schlag schnodderig weiter mit "Mein Name ist Nobody" (Ende 73) oder "Zwei wie "Pech und Schwefel" (Anfang 74). Frühere Spencer/Hill-Filme wurden ein paar Jahre später im Schnodderstil neu synchronisiert, zum Beispiel "Vier Fäuste für ein Halleluja" 1982 mit den bekannten Sprüchen der Sorte "Hier kommt der Landvogt".
Schnoddersynchros gab es bis Mitte der 80er, auch mehrere Belmondos wurden ab 1977 entsprechend "frisiert". Nach dem Ende der Spencer/Hill- und Belmondo-Ära im Jahr 1985 gab es, glaube ich, keine "Bearbeitungen" in diesem Stil mehr.
Geändert von BobCramer (26.02.2024 um 14:08 Uhr)
Stimmt, den hatte ich nicht auf dem Radar. Aber der Film lief ja nicht mal in den deutschen Kinos. Und das Spencer/Hill-Spätwerk "Die Troublemaker", für die Brandt auch noch mal zuständig war, war 1994 ein kapitaler Flop. Man kann schon sagen, dass die Zeit der Schnoddersynchros 1985 vorbei war, als Bebel, Bud und Terence als letzte europäische Superstars faktisch ihren Abschied nahmen - bzw. der Konkurrenz der großen Hollywood-Franchises nichts mehr entgegenzusetzen hatten.
Dumm gebabbelt wurde schon bei "Ihr Auftritt, Al Mundy" (bearbeitet von dem heute fast vergessenen Reinhold Brandes) und "Tennisschläger und Kanonen" (Brandt). Wer erinnert sich nicht an den ersten Beatlesfilm ebenfalls starring Brandt. Dann gab's noch Arne Elsholtz, der Hoss Cartwright in der ersten Bonanza Folge berlinern ließ: "Dann machste dir die Beene alleene!" Der Gaul, dem er den Huf säubern wollte, fand das knorke.
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
euer Frank
Ganz neu: Jetzt auch mit Lehning-Gruß!
Von eurem starken Mann mit dem goldenen Herzen.
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Ja, die Blödelsynchros gab es schon ab 1967 oder 68 in ansonsten ernsten europäischen Genre Filmen (wie z.b. so mancher Italowestern), und im TV spätestens ab 1969 in Al Mundy und dann Department S. Der ursprüngliche Übeltäter war Karl Heinz Brunnemann, bei dem hat Brandt sozusagen "gelernt", und beide sind für all diese Synchron-Verbrechen verantwortlich, auch wenn das eine oder andere davon Kult geworden ist.
Gerade bei Mein Name ist Nobody aber wünsche ich mir eine entblödelte Fassung, denn die "ernste" Hälfte des Films klingt sehr gut.
Letzteres finde ich auch und die klamottigen Szenen (in der Kneipe und mit dem Drehdingsbums) sind auch durch entblödeltes Synchronisieren wohl nicht zu retten. Eher hätte ich die Befürchtung, dass bei einer Neusynchro die guten Stellen plötzlich nicht mehr gut sind. Gibt leider viel zu viele Beispiele dafür. Allerdings haben wir ja die alte Fassung auf Bluray. Von daher kann man jetzt mit dem Film machen was man will, mich kann es nicht mehr treffen.
"Sie irren sich. Es gibt keine Regeln." (Jonathan E)
Das kann ich nicht bestätigen.
Ich habe ja in den letzten Jahren öfter Übersetzungen verglichen, und da haben die von Koralle meist recht gut abgeschnitten. Es gibt sogar neuere Übersetzungen die offensichtlich sehr nahe an der Koralle Übersetzung dran sind, bzw gar dieser weitgehend folgen.
Es gab natürlich in Einzelfällen bewußt vorgenommene Veränderungen, und zumindest in der Wiechmann Phase wurde auch stark verkürzt, aber insgesamt würde ich Koralle weitgehend versuchte Originaltreue attestieren.
Wenn jemand da anderes festgestellt hat, ich bin interessiert ...
Miese bzw sehr freie Übersetzungen assoziiere ich mit Bastei und leider, je nach Übersetzer, auch bei Carlsen. Und bei letzteren finde ich das nach wie vor erstaunlich, daß es da so wenig Qualitätskontrolle gab, jedenfalls damals, vor 2000, weil Carlsen damals für mich für ein tolles Programm stand. Bei Bastei dagegen entsprach das was die mit Morgan, Brazil und Orient gemacht haben ja eher der Verlagsphilosophie.
Geändert von Grubert (27.02.2024 um 09:14 Uhr)
Ja, eine Neusynchronisation ist keine gute Idee, man müsste versuchen die alte Synchro da zu bewahren wo sie toll ist. Ein Anfang wäre schon mal nur all die hinzugefügten Blödel-Dialoge wegzulassen, bei denen im Original gar nichts gesagt wird. Das wäre einfach zu machen, und damit wäre schon einiges gerettet.
Und natürlich müsste die alte Synchro in so einem Fall natürlich komplett erhalten bleiben, aber das ist ja bei Blus und DVDs gar kein Problem.
Und tatsächlich würde ich mir auch einen Grubert Cut wünschen, in dem dann ca 3 min entfernt würden, ein paar jener Szenen die reinen Slapstick enthalten, die Sorte die in 4 Fäuste für 1 Hallelujah sehr gut funktionieren, aber in Nobody die Balance zwischen Komödie und melancholischem Spätwestern kippen.
Den Kneipenwettbewerb allerdings würde ich drin lassen, die daran anschließende Ohrfeigenparade aber muß klar raus, und z.b. die Drehdingsbums Szene darf auch raus. Dann wäre es natürlich ein etwas anderer Film.
Für mich ist das übrigens der 6. Sergio Leone Western, nur größtenteils nach Vorgabe inszeniert von einem Handlanger mit an sich nicht so viel Talent.
Geändert von Grubert (27.02.2024 um 11:01 Uhr)
Da gibt es aber viele Gegegbeispiele... auch wenn ich die französischen Originale nicht gelesen habe, da ich kein französisch kann.
Ich nehme Bezug auf MV-Übersetzer Berner. Zitate von ihm zu "Der Weltmeister": "Im Grunde steht in kaum einer der Sprechblasen das, was der Autor da hinein geschrieben hat. Es wurden unzählige einfältige Hinweise oder beschränkte Dialoge hinzugedichtet. Michel Vaillant: 'Ich bin ja auch der Nettesten einer - oder stimmt das etwa nicht?'"
Zitate zu "Gnadenloser Test" (ein völlig aberwitziger deutscher Titel übrigens): "Vaillant-Techniker kommen 'dank der Hilfe der hübschen Carol wieder frei'. Tatsächlich setzt Graton im Original auf die harte Dollar-Kaution eines gewissen Carroll Shelby, der sogar im Bild zu sehen ist."
Der Titel "Rush" wurde - geradezu aberwitzig - mit "Carrera Panamericana" bzw. "23.000 Kilometer durch die Hölle" übersetzt. Bei Koralle wird Ricardo Perez "niedergeschossen", obwohl man ihm die Hand am heißen Auspuffrohr verbrennt.
In der Comic-Box 24 "Das Phantom von Le Mans" behaupten die Koralle-Leute frech, Hawkins und Cramer würden MV auf der nächtlichen Le Mans-Tribüne den Weg versperren - obwohl die in diesem Album gar nicht auftauchen!
Ich glaube, Originaltreue war bei Comic-Übersetzungen in den 70er Jahren überhaupt kein Kriterium (siehe auch "Rex Danny"). Warum hätten die Verlage auch originalgetreu übersetzen sollen? Es gab doch eh keinen, den es interessiert hätte oder der es hätte überprüfen wollen. Es wurde nicht für antiquarisch wertvolle Alben übersetzt, die man sich ins Regal stellt, sondern für Wegwerfheftchen, die man nach dem Lesen in den Papierkorb feuerte (das gilt auch für "ZACK"). Den Typus des "gut informierten Comicsammlers fortgeschrittenen Alters" gab es damals sowieso noch nicht.
Geändert von BobCramer (27.02.2024 um 10:00 Uhr)
Ich glaube nicht, dass es viele Leute gibt, die an Neusynchros von Filmklassikern interessiert sind. Die alten Synchros, auch wenn sie sinnentstellend sein mögen, sind seit Jahrzehnten integraler Bestandteil der Filme. Will jemand wirklich 'ne "authentische" Neu-Synchro von "Once Upon a Time in the West", wo der gute Henry dann nicht mehr "Na komm, spiel mir das Lied vom Tod" sagt, sondern "Sorg dafür, dass dein liebender Bruder glücklich bleibt"? Die Vorstellung erfüllt unsereins mit Grausen, vor allem, wenn ich an die absolut desaströsen Neu-Synchros von "Der weiße Hai" oder "Flammendes Inferno" denke. Überhaupt grenzt es an Blasphemie, auch nur daran zu denken, die in Stein gemeißelten bzw. für die Ewigkeit gesprochenen Sätze von Synchron-Legenden wie Ackermann, Borchert, Chevalier, Felmy, Hoffmann, Kindler, Klinger, Marquis, Weicker etc. zu ersetzen!
Weitere Neu-Synchros von Klassikern, die ich mir nicht (mehr) antun will: "Amityville Horror", "Apocalypse Now", "Assault - Anschlag bei Nach", "Blade Runner", "Der Pate", "Der Pate - Teil II", "Es war einmal in Amerika", "Jäger des verlorenen Schatzes", "Robin Hood - König der Diebe"...
Geändert von BobCramer (27.02.2024 um 10:09 Uhr)
Ok, zu MV kann ich nichts sagen, der hat mich nie so wirklich interessiert, aber für das was ich verglichen habe bei den Greg und Charlier und Goscinny Serien bleibe ich bei meiner Aussage, die sehe ich weitgehend positiv.
Daß die Übersetzungen der Titel teils originalgetreu aber in einigen Fällen auch eher blöd waren ist klar, aber insgesamt war ich mit Zack selten unzufrieden. Und ich denke trotz Gegenbeispielen war bei Zack Originaltreue schon ein Kriterium, wenn auch sicher nicht das Einzige.
Aber z.b. was Titel betrifft, da finde ich in obigem Beispiel Carrera Panamericana klingt besser als Rush (jedenfalls nicht aberwitzig), während der spätere 23.000 Kilometer durch die Hölle schon so ein typisch deutsch-doofer Spektakeltitel der 70er ist. Generell wurde ja damals was Titel betrifft auch in Filmen oft wüst erfunden, mit vielen ganz gräßlichen Ergebnissen. Da hat Zack auf jeden Fall auch mal ordentlich daneben gelangt. He, he, he, Heiße Hits aus Mexiko oder Ma Daltons saubere Früchtchen oder Im Bann der teuflischen Strahlen ...
Ich schaue es mir gerade an, und auf Originalseite 24 ist Carrol Shelby eine Frau, und die Kaution wird auf der Folgeseite nicht verschwiegen, allerdings kommt diese von den Vaillants, während Carrol nur als Vermittlerin involviert sein soll, aber dabei im Bild selber nicht zu sehen ist. Genau so wenig wie ein weiterer Mann, stattdessen nur die Vaillants und Warson. Hmm, das scheint mir auf den ersten Blick alles stimmig.
Das ist dann ein typisches Beispiel von ein wenig Zensur, da wurde das vermeintlich grausamere Verbrennen "jugendgerecht" durch etwas vermeintlich harmloseres ersetzt. Finde ich nicht gut, aber nachvollziehbar. So schlimme Eingriffe in Bild und Text wie sie z.b. später in den 80ern bei den Ehapa Edelwestern gemacht wurden, gab es bei Koralle glaube ich nicht.Bei Koralle wird Ricardo Perez "niedergeschossen", obwohl man ihm die Hand am heißen Auspuffrohr verbrennt.
Auf welcher Seite finde ich das? Habe ich jetzt beim Durchblättern der Hefte (nicht der Comic Box) auf die Schnelle nicht gefunden. Also die Szene schon, aber dabei keine Nennung von Hawkins und Cramer.
In der Comic-Box 24 "Das Phantom von Le Mans" behaupten die Koralle-Leute frech, Hawkins und Cramer würden MV auf der nächtlichen Le Mans-Tribüne den Weg versperren - obwohl die in diesem Album gar nicht auftauchen!
Geändert von Grubert (27.02.2024 um 10:56 Uhr)
Sorry, das kann einfach nicht sein. Ich weiß nicht, wer auf Seite 24 die Frau in rot auf dem Sofa ist, aber bestimmt nicht "Carrol Shelby"... vielmehr ist der Herr links neben ihr mit dem Glas in der Hand der bekannte Konstrukteur "Carroll Shelby", auch bekannt aus "Le Mans 66". Rechts neben ihr sitzt Dan Gurney. Das sind zwei sehr bekannte Rennsportpersönlichkeiten der 60er Jahre, die auch schon in anderen MV-Alben aufgetreten sind. Und Carroll Shelby taucht dann zumindest namentlich wieder auf Seite 26 auf. Wer sollte denn diese ominöse "Carrol" sein, die im ganzen Album überhaupt keine Rolle spielt? Hast Du die Möglichkeit, die beiden Originalseiten irgendwie bzw. irgendwo zur Verfügung zu stellen? Würde ich mir gern ansehen.
Im Heft werden Cramer und Hawkins nicht erwähnt, in der Comic-Box schon, und zwar auf Seite 16 rechts oben in der gelben Sprechblase.
Das ist ja dann mal eine witzige zusätzliche Veränderung, und man fragt sich warum ändert man das für die Box? Vielleicht wegen der chaotischen Kontinuität? Die Boxen hätte man ja in der korrekten Reihenfolge veröffentlichen können, das war ja in Zack bei MV ein riesiges Kontinuitätskuddelmuddel.
Aber in dem anderen Album sitzen laut Zack von links Dan Gurney, Carroll Shelby (im Bild eine Frau) und Bob Sicot auf dem Sofa. Letzterer wird als "verantwortlicher Pressebetreuer des Vaillant-Ford Teams" bezeichnet.
Ha ha, da hat dann wohl der nicht fachkundige Übersetzer Carroll vom Namen her als Frau eingestuft, und einen Fehler vermutet, und den dann mal eben "korrigiert". Wenn dann daraus auf der übernächsten Seite noch die hübsche Carroll wird, dann ist das natürlich schon eine hübsche Eigenmächtigkeit. Fällt aber alles in Zack nicht auf, da ja Carrolls Mithilfe im Bild nicht zu sehen ist, sondern nur über den Dialog statt findet.
Jedoch wie lauten die 3 Namen nun im Original? Oder wird die Frau gar nicht benannt im Männercomic?
Geändert von Grubert (27.02.2024 um 11:42 Uhr)
Ach, da eine Verwechslung zu vermuten, ist doch an den Haaren herbeigezogen. Wenn das tatsächlich nahe am Original übersetzt gewesen wäre, dann müsste im Original ja die französische Entsprechung von "dank der Hilfe der hübschen Carol wieder frei" stehen, und da ist im Französischen eindeutig erkennbar, ob da Femininum steht oder Maskulinum. Spätestens da hätte es dem Übersetzer auffallen müssen, dass ein paar Bilder vorher eben nicht die Frau gemeint sein konnte.
Aber ich frage mich, wieso das überhaupt alles noch fraglich ist, wenn Du, Grubert, Dir die Orginialseite 24 doch angeschaut hast. Wenn Du das Original hast, dann schau doch einfach, was da auf Französisch steht.
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