Was mir die letzten Tage im Kopf rumspukt: Was wäre, wenn ZACK weiter erschienen wäre - wär das überhaupt noch lange gegangen - und wenn, wie hätte es ausgesehen? - Und: Hätte das so noch jemand gewollt?
Rekapitulieren wir kurz:
ZACK hatte eine Planungs-/Vorlaufzeit von zwei Monaten. Das entspricht ziemlich genau den superAS-Ausgaben, die noch nach dem Ende des dt. ZACK nach der 'ZACK-Formel' erschienen sind. Wie das ausgesehen hätte, hab ich im Artikel "ZACK nach ZACK" (ich glaube, es war in ZACK 36) ausgeführt. Danach wäre aber kaum noch 'zacksistisches Material' zur Veröffentlichung da gewesen: Zumindest, wenn man sich anschaut, was von den Koralle-Exklusiv-Serien dann in der Folge noch wann tatsächlich erschienen ist, hätte es nicht gereicht, um noch viele weitere Ausgaben zu füllen.
Aber mal gesetzt, dass dieses Material erst verspätet erschienen ist, für weitere ZACK rechtzeitig fertig war oder nur deshalb nicht mehr schneller produziert wurde, weil das Magazin nicht mehr existierte. - Was hätte uns bei kontinuierlicher Weiterproduktion erwartet?:
"Das große, europäische Comic-Magazin" hatte zwei Druckbögen mit je 16 Seiten nur mit Comics im internationalen Teil - 32 Seiten gesamt. Mal wöchentlichem Erscheinen macht übers Jahr (52 Ausgaben) einen Material-Verbrauch von etwas über 36 Alben. - Mit wöchentlichen Fortsetzungsfolgen von 4x ca. 8 Seiten. Das war ungefähr der 'Mix' der letzten Hefte. Damit gäbe es vier 'Slots' mit einem Material-Bedarf von übers Jahr je 9 Alben:
1.) Spaß: Pittje Pit und Peter O'Pencil hätten hier wohl mit je zwei, vielleicht drei Alben pro Jahr den Schwerpunkt gebildet. Mit Big Joe war eine Ergänzung grade erst im Aufbau, wieviel Material Malik wie schnell hätte liefern können, ist schwer abzuschätzen. Dazu wäre Karlemann & Co als Ergänzung gekommen. Hätte so auf lange Sicht vielleicht für die 9 Alben gereicht - und um dahin zu kommen hätte man sich vielleicht mit alten Altai & Johnson-Geschichten etwas Luft verschaffen können, um Malik, Cavazanno und Ryssack neues, weiteres Material ihrer Serien zeichnen zu lassen. - Insgesamt kein atemberaubendes Spaß-Programm, aber okay und -kontinuierliche Produktion seitens der Zeichner voraus gesetzt- wäre der Bereich so wohl auch mittel- bis langfristig gegangen.
2.) Technik: Hier wäre es wohl möglich gewesen, allein mit Graton (Vaillant und Julie Wood) und Weinberg (Cooper und Barracuda) über die Runden zu kommen. Mit den bekannten Qualitätsverlusten in ihren 'Koralle-Jahren' hätten beide zusammen es wohl schaffen können, auf die 9 im Jahr benötigten Alben zu kommen. - Eben auf Kosten der Qualität, aber immerhin. Vielleicht wäre hier auch noch ein Mick Tangy pro Jahr möglich gewesen...
3.) Sci-Fi/Western: Diese beiden Genres hätten den dritten Slot füllen können: Hermann hätte pro Jahr zwei Jeremiahs geschafft (wenn er auf Bos-Maury verzichtet hätte), nachdem er Comanche abgegeben hat. Mehr als ein Blueberry pro Jahr von Giraud wäre wohl nicht realistisch planbar gewesen, aber mit einem (vorgezogenen) Jugend-von-Blueberry-Run hätte unser Leutnant es vielleicht auch auf zwei Alben im Jahr gebracht. Dann noch ein bis zwei Alben Los Gringos und Sigma-Gigantik pro Jahr und ein Tony Stark als 'moderner Western' - damit wär man dann auch bei 9 Alben für diesen dritten Slot.
4.) Abenteuer, Krimi u.ä., auch Historie: Hier hätte man wohl mit je ein oder zwei Kai Falkes und Pharaons rechnen können. Je ein Tunga und Roter Pirat (Aidans und Jije wären ja mit Tangy und Tony Stark schon teilausgelastet gewesen, weswegen hier wohl kaum mehr als ein Jahres-Album erwartbar wäre). Dazu zwei Alben der Gentlemen GmbH. Und ein Turi und Tolk (Kalenbach hätte wohl auch nur ein Album im Jahr gemacht, er brauchte ja noch Zeit für Lappland-Reisen, als 'Koralle-Hauszeichner' und ggf. für weitere Kurzgeschichten für die ZACK-Parade ). Auch Yalek hätte hier noch seinen Platz. Womit auch dieser Slot gefüllt wäre.
Alles ein bisschen auf Kante genäht, aber soweit erstmal mit etwas Glück möglich - außer Acht lassend, dass es aufgrund von zB Jijés Tod o.ä. Umständen zu Unregelmässigkeiten kommen konnte...
Hab ich noch was für den internationalen Teil vergessen? - Ja: die nicht mehr auf dt. zum Zuge gekommenen Serien von Font und Fraymond. Sicherlich nicht die schlechteste Ergänzung für die oben skizzierten Slot und ein wenig Entlastung in Bezug auf das 'auf-Kante-genäht-Seins'. Sonst noch was vergessen?
Im nationalen Teil (ein Druckbogen mit nochmal 16 Seiten) wäre dann der Platz für das ZACK-Magazin, Berichte, Reportagen, Leserbriefe, Preisausschreiben usw. gewesen - ergänzt um One-Pager. Und: Hier wäre auch -wie ja auch noch zu Lebzeiten des ZACKs praktiziert- der Platz für 'Comic-Experimente' gewesen: Hier gab es seinerzeit noch den Kevin Keagan-Comic, Johnny Focus und Mike Merlin. Mindestens Herr Focus hätte da im nationalen Teil noch eine ganze Weile auftauchen können - aber auch in den internationalen Teil wechseln (wenn ichs recht erinnere, erschien in einer der Nach-ZACK-superASse noch mal eine Focus-Geschichte, die auch schon/noch in ZACK gelaufen war).
Unterm Strich: Ein Szenario mit Licht (Hermann, Giraud,...) und Schatten (Graton, Weinberg,...) und viel so Mittelprächtigem dazwischen. Fraglich auch, wie langweilig/eintönig ein ZACK auf Dauer gewirkt hätte, wenn es mit dieser insgesamt doch recht überschaubaren Serien-Palette weiter erschienen wäre. Aber viel Änderung daran wäre auch kaum möglich gewesen: franco-belgische Lizenzen waren für Koralle 'verbrannt', solange sie auf den Märkten mitgemischt hätten, italienisches, spanisches Material passte nicht (immer) so richtig, wie nicht zuletzt Corto Maltese und die Spanier der Wiechmann-Ära gezeigt hatten. Es wäre nur noch die Möglichkeit geblieben, weitere 'Stars', zB auch vom Spirou-Magazin 'abzuwerben'. Oder eben die inhaltliche Öffnung zu Superhelden, Manga, und/oder Metal Hurlant/Schwermetall, aber das wäre dann nicht mehr wirklich 'ZACK' gewesen.
Aber eben auch: Ich hab es nicht für jede einzelne Serie überprüft, aber ich hab das starke Gefühl, das im Herbst 1980 das verfügbare Material der obigen ZACK-Serien nicht mehr gereicht hätte, um das Heft noch zu füllen, selbst wenn man berücksichtigt, dass einige Serien zweitweilig oder ganz stockten als ZACK die Segel gestrichen hat. Mir scheint, da war zwar schon einiges 'auf dem Weg', aber noch nicht weit genug fortgeschritten, um damit ZACK weiter füllen zu können. Es hätte ziemlich sicher noch zugekaufter Comics, dann vermutlich minderer Qualität bedurft...
Angesichts solcher Zukunftsaussichten: Hätten wir so ein ZACK noch gewollt? - Und wie lang hätte das Material wirklich noch gereicht? Zumal nicht alles, was für Koralle produziert wurde, auch den Weg ins Heft fand: der vierte David Walker-Band zB erschien ab April 1980 auf den nationalen(!) Seiten von superAS. Damit war diese Geschichte für den internationalen Teil 'verbrannt'. Es ist also davon auszugehen, dass die ZACK-Redaktion spätestens im April 1980 schon entschieden hatte, die Geschichte nicht im Heft zu bringen, den sonst hätte sie der frz. Redaktion wohl kaum 'erlaubt', sie schon im nationalen Teil zu veröffentlichen. - Es sei denn, man hielt es sich in Hamburg als Option offen, sie ebenfalls, nur eben später, im nationalen Teil zu bringen. Angesichts dessen, dass es aber über die Serie immer wieder zu Konflikten zwischen der ZACK-Redaktion und Hermann kam, so dass in die erste Geschichte redaktionell eingegriffen wurde und auf die zweite im Heft auch schon verzichtet wurde, ist das eher unwahrscheinlich und würde in gewisser Weise auch den 'Verbund-Druck' der drei Magazine ad absurdum führen, wenn dasselbe Material zeitversetzt in jedem nationalen Teil, statt gleichzeitig im Verbund gedruckt würde...
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